„Geschockt hat uns die Ankündigung von Valeo am 17. Januar zum Abbau von 280 Arbeitsplätzen am Standort Ebern. Die Ankündigung ist ein weiterer herber Schlag für Ebern und die Region, der uns zum Jahresbeginn sehr plötzlich trifft“, fasste Bürgermeister Jürgen Hennemann seine Enttäuschung über die von Valeo angekündigte Maßnahme zusammen. Im Werk Ebern von Valeo sollen Umstrukturierungen im Konzern Valeo als Auswirkungen ein Minus von 50 Stellen und die Produktbereinigung von unwirtschaftlichen Produkten im Werk Ebern ein Minus von 230 Stellen in Produktion und Zentralbereichen zur Folge haben. Beide Maßnahmen zusammen sollen zu einem Stellenabbau von 280 Stellen im Werk Ebern bis Ende 2025 führen. Die Maßnahmen sollen im Juli 2024 starten. Der Abbau solle sozial verträglich nach Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung erfolgen. Von den Vertretern von Valeo wurde versichert, dass diese Anpassung das Werk in Ebern wettbewerbsfähig für die Zukunft machen soll und die verbleibenden Arbeitsplätze und das Werk gesichert seien. Ebern bliebe Produktionsstandort mit Metall und Gummibereich, weiterhin Entwicklungs- und Ausbildungsstandort. Außerdem würde der Standort Fischbach mit rund 340 Beschäftigten aktuell nicht berührt sein.
„Jeder Arbeitsplatz, der verloren geht, tut uns weh“, erklärt Hennemann. In mehrfacher Hinsicht: Gehen gut bezahlte Industriearbeitsplätze bei uns verloren, fehlen nicht nur die Arbeitsplätze, sondern gehen auch die Anteile der Stadt an der Einkommenssteuerbeteiligung und der Umsatzsteuer zurück. Die größte Einnahmequelle weit vor der Gewerbesteuer, die schon nicht üppig fließt. Es fehle auch zunehmend an Kaufkraft, die für die Handwerker und Dienstleistungsbetriebe und das Gewerbe ausschlaggebend ist. Die Attraktivität einer Stadt sinkt. Es hängen Familien und deren Mitglieder an den Jobs bei Valeo.
„Als Stadt stehen wir auf der Seite der Arbeitnehmer, was selbstverständlich ist.“ Der Bürgermeister wünsche dem Betriebsrat und der IG Metall für die Verhandlungen über Interessensausgleich und Sozialplan viel Kraft und Erfolg, dass der Abbau noch eingedämmt werden kann und Zukunftsperspektiven für den Standort herauskommen.
„Wir werden als Stadt, und das gelte auch für den Landrat, versuchen, mit dem Unternehmen in Kontakt zu bleiben und gerne auch unterstützende Argumente zu liefern“, so Hennemann weiter. Die bestehenden Angebote des Staates zur Transformation und Innovation in der Metropolregion, in Mainfranken und vom Wirtschaftsministerium müssten genutzt werden. „Es ist schade, dass Konzernentscheidungen in Ebern übergestülpt werden, die zu gravierendem Personalabbau führen, und nicht die Chancen des Standortes und seiner Belegschaft genutzt werden“, findet der Bürgermeister. Möglichkeiten, das Werk Ebern mit seinem Produkt- und Fertigungsknowhow und die qualifizierte Belegschaft zu nutzen, bestünden, diese würden aber von der Firma Valeo nicht genutzt, bzw. angegangen.
Nach wie vor sei nicht nachzuvollziehen, warum Valeo das Werk Ebern, ja gesamt FTE zu einem hohen Preis erworben hat und nichts aus dem Potential hier an dem Standort mache. Es war zumindest bisher nichts dergleichen an Bemühungen zu erkennen. „Man schaut nur zu, wie Produkte auslaufen, die wegen weniger Schaltgetriebe in Verbrennungsmotoren nicht mehr gebraucht werden. Ich vermisse Innovation und unternehmerische Gestaltungskraft von den Führungskräften und der Geschäftsführung von Valeo.“
„Ich fordere die Firma Valeo auf, ihre Pläne für das Werk Ebern zu überdenken“, so Hennemann. Es gehe auch um unternehmerische soziale Verantwortung und Respekt gegenüber den Beschäftigten, die sich jahrzehntelang für den Standort eingesetzt haben. „Sie haben es verdient.“
„Wir brauchen den Industriestandort Ebern mit möglichst vielen Arbeitsplätzen, hier müssen wir zusammenstehen, fordert der Bürgermeister abschließend. jh