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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 6/2023
Stadt Ebern
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Informationsveranstaltung Stadtwald

Unter dem Thema: Der Stadtwald Ebern im Katastrophenmodus des Klimawandels wurde eine Informationsveranstaltung der Stadt Ebern zum Stadtwald abgehalten. Erläutert wurde durch Andreas Leyrer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zuständig für den Landkreis Haßberge und somit den Stadtwald und Wolfgang Gnannt, schon 30 Jahre Revierförster in Ebern, die naturnahe Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes Ebern und dass diese in den letzten Jahren außergewöhnlich stark durch die Folgen des Klimawandels (Borkenkäfer, Trockenschäden) getroffen wurde. Bürgermeister Jürgen Hennemann, gerade zurück von der Klimakonferenz des Landkreises betonte, dass man nicht nur den Stadtrat, sondern immer wieder auch die interessierten Bürger über den Eberner Stadtwald informieren wolle. „Wir machen gelebten Klimaschutz mit unserem Wald. Je mehr Wald, desto mehr CO2 wird zurückgehalten. Der Wald ist also auch Helfer im Klimawandel.“

Andreas Leyrer ging auf den Klimawandel ein, der sich seit der Aufzeichnung im Jahre 1880 sehr verändert habe. Hitzejahre habe es auch schon von 1947 bis 1950 gegeben. Nun überwiege aber die Erwärmung enorm und man stoße auf „apokalyptische Bilder vom Waldsterben im Harz“. Auch der Jahresniederschlag sei in den letzten zehn Jahren 10 Prozent niedriger. Extremereignisse wie Dürren, Hitzeperioden oder Starkregen hätten zugenommen. Wir haben zu wenig Wasservorrat in den Böden und schon Ende Juni kämpfen die Bäume im Trockenstress ums Überlegen. Sie haben nur eine zweimonatige Vegetationsperiode und dann Stillstand“, so Leyrer. Die Folge sei, dass im Jahre 2022 Buchenschäden auf großer Fläche aufgetreten seien.

„Die Eiche ist ein Segen für die Ökologie und den Klimawandel, denn sie ist die Baumart, die bis auf kleinere Ausreißer sehr stabil ist.“ Dies betonte Revierförster Wolfgang Gnannt bei der Bürger-Informationsveranstaltung zum „Stadtwald Ebern im Katastrophenmodus des Klimawandels“, bei der er den aktuellen Stand der Bewirtschaftung sowie das Ziel der Reise im Klimawandel aufzeigte. Man habe einen klimastabilen Wald und sehr viel Mischbestand mit unterschiedlichem Alter. Wolfgang Gnannt sprach von sehr hohen Standards und sehr hoher Zertifizierung beim Stadtwald, die sich auch im Verkauf auswirkten. „Der Stadtwald umfasst derzeit 880 Hektar“, so Gnannt. Man betreibe intensiv das wichtige Ziel der Naturverjüngung. Gnannt ging auf den jährlichen Zuwachs und das Einschlagssoll von 4340 Festmeter ein. „2022 ist jedoch ein Ausnahmejahr gewesen, wo wir nur 1200 Festmeter geplant haben, denn wir sind nur dem Borkenkäfer hinterhergerannt, haben versucht den Käfer einzubremsen und befallenes Holz zu schlagen.“ Der Käfer sei auch seitdem im Abklingen, denn ihm gehe die Nahrung aus. Fichte habe man nur noch in gut gemischten Beständen.

Dann ging er auf die Betriebsplanung für das Jahr 2023 ein, für die man 5500 Festmeter in den Einschlag genommen habe. Schließlich müsse man auch Holz machen, um damit Einnahmen zu kreieren. Diese habe man mit 390 000 Euro angesetzt und man erwarte einen Überschuss von 75 000 Euro. Mit besonderem Stolz erwähnte er die Wertholzsubmission, bei der Werthölzer große Beachtung durch französische Einkäufer erfuhren. Hier habe man 68 Festmeter Eiche aufgelegt. Man habe auch sehr viel Eiche mit einer hohen Altersklasse von 160 Jahren und älter. Der Revierförster stellte die „naturnahe Waldbewirtschaftung mit integriertem Naturschutz“ in den Mittelpunkt und zeigte auf, wohin die Reise gehen soll. Man könne schon klimaresistente Bäume einbringen, aber nur in kleinen Gruppen. Dabei nannte er Bäume wie Elsbeere, Roteiche, Küstentanne oder auch Exoten, mit denen man experimentiere. „Unser Ziel bleibt aber ein Mischwald mit einem guten Sortiment und für eine Zeit, wo eine Baumart ausfallen könnte. Es wird bei uns in der Mischung des Waldes bleiben, wir haben 35 Prozent Eichenanteil und die Eiche ist absolut top.“Die Nachhaltigkeit des Waldes sei jedoch geprägt von den drei Elementen Soziales/Kultur, der Ökonomie, aber auch der Ökologie, die er mit den Beinen eines Hockers verglich: „Wenn ein Bein kürzer ist, kommt es zur Schieflage.“ Man beteilige sich deswegen auch an Förderprogrammen wie dem „Vertragsnaturschutz Wald“ oder habe ein „Ökokonto“ eingerichtet, so Gnannt: „Damit haben wir Anlagen für Feuchtbiotope geschaffen. Wenn wir dies nicht gemacht hätten, wäre die Gelbbauchunke heute schon vom Standortübungsplatz verschwunden.“

Text: JH