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Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern
Ausgabe 6/2024
Heimatkundliches
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Die einzige Frau, die einer Straße ihren Namen gab

Zum Tag der Frau am 8. März wurde Eva Wärther gedacht. Sie ist die einzige Frau in Ebern, nach der eine Straße benannt wurde. Die Ruhezeit ihres Familiengrabes auf dem Eberner Friedhof läuft im April aus und das Grab soll aufgelöst werden. Es wäre schön, wenn die Grabstätte erhalten werden könnte.

Die Heimatdichterin Eva Wärther (1859 -1936) verbrachte ihr ganzes Leben in Ebern. Sie liebte ihre Heimatstadt. Kein Gedicht ist von ihr jemals in einem Buch gedruckt worden. Karl Hoch, Lehrer und Heimatpfleger, der sie "wiederentdeckte", vertonte ihr bekanntes Gedicht über Ebern und die Eberner Schulkinder lernten es auswendig.

Viele Eberner kennen ihren Namen nur wegen der nach ihr benannten Straße. Daher hier einige Zeilen zu ihrem Leben und Werk. Ihr Elternhaus lag in der heutigen Spitaltorstraße. Ihr Vater war Schmied und hatte seine Werkstatt dort, wo heute der Blumenladen Bock ist. Sie lebte mit ihrer Schwester bis zu ihrem Tode in ihrem Elternhaus. Sie heiratete früh, aber verlor ihren Mann schon kurze Zeit später. Vier Monate danach kam ihre Tochter auf die Welt. Elise wurde ihr Ein und Alles. Es muss sich um ein ganz besonders Kind gehandelt haben. Ihre kleine Tochter trat schon früh in Ebern bei Festlichkeiten hervor. Aber dann ereilte Eva Wärther ein zweiter schwerer Schicksalsschlag. Ihre Tochter starb mit neun Jahren an Diphtherie. Der Schmerz ließ sie Gedichte schreiben, in die sie ihre ganze Trauer legte.

Die Lehrerswitwe war angesehen und wirkte sehr vornehm. Ihre ganze Liebe galt nun der Stadt Ebern. Sie nahm Anteil am Geschehen der Stadt und verfasste dazu Gedichte.

Als die Telegraphenmasten errichtet und diese als Gefahr für die Vögel angesehen wurden, verfasste Eva Wärther das Storchen-Gedicht. Sie versetzte sich sozusagen in den Storch und beschrieb humorvoll, was er sich beim Anblick der Telegraphendrähte wohl gedacht haben mag.

Am Ende heißt es:

„Und wie er prüft und überdenkt,

Ob wagen oder fliehen?

Die Vorsicht zu dem Schlusse drängt,

Vom Städtchen abzuziehen.

Jetzt habt ihr euer Telefon!

Im Fluge er noch grollet,

Bestellt nun Tochter oder Sohn,

Per Draht, bei wem ihr wollet!“

Text: Christiane Tagermann