In der Marienkapelle: Ein Bild von Rolf Feulner und Dinge aus seinem Leben, von seinen Hobbys
Bürgermeister Jürgen Hennemann würdigt seine Verdienste:
Die Stadt Ebern verliert mit Rolf Feulner einen Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister, der sich Jahrzehnte lang für die Stadt eingesetzt hat.
Am 27. Februar wurde er nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Franz Hübl zum 1. Bürgermeister gewählt. Am 2. März begann seine Amtszeit. Er war Erster Bürgermeister der Stadt Ebern von 1972 bis 1996.
In seiner ersten Amtszeit ab 1972 hatte er sich vorgenommen, die Bedeutung Eberns als Zentrum zu erhalten und auszubauen. Besonderes Gewicht hatte für ihn der Ausbau des Schulwesens, einschließlich der Vorschulerziehung (Kindergärten) sowie dem Sport und der Freizeitgestaltung. Und dazu war eine intensive Verbindung zwischen der Stadt und den umliegenden Gemeinden erforderlich, um die sich Rolf Feulner mit viel Herzblut kümmerte.
In dieser Zeit mussten viele und hohe Hürden überwunden werden, galt es doch den Verlust des Status der Kreisstadt zu verschmerzen und Wege zu finden, der Stadt Ebern im Grenzland neue Impulse zu geben. Die 12 eingemeindeten, ehemals selbstständigen Gemeinden, 22 Dörfer, unsere heutigen Stadtteile mussten in die Stadt integriert, die Verwaltungsgemeinschaft mit 4 Mitgliedsgemeinden aufgebaut werden. Hier war er die gesamte Amtszeit Vorsitzender, wie auch in den Schulverbänden und der Bürgerwaldkörperschaft lange Jahre Kassier.
Große Projekte, wie die Errichtung der Hauptschule, die Renovierung des Rathauses, die Einrichtung der damals vieldiskutierten Stadtbücherei – es gab eine Unterschriftensammlung dagegen – hat Rolf Feulner mit Beharrlichkeit und stetiger Argumentation für die Sache vorangebracht. Eine Diskussion, die im Nachhinein nicht zu verstehen ist, wurde die Bücherei doch hervorragend angenommen, das gilt bis heute. Genauso verhielt es sich bei der Altstadtsanierung mit der Neugestaltung des Marktplatzes mit Pflasterung der Altstadtgassen, Schaffung von Kindergartenplätzen, und der Schaffung und dem Ausbau der Wasserversorgung, wie dem Aufbau des Abwassernetzes in der Kernstadt und den gesamten Stadtteilen mit Neubau der Kläranlage. Feuerwehrhäuser wurden in den Stadtteilen gebaut, das Festgelände – Altstadtparkplatz mit Bühne und Toilettenhaus geschaffen, der TV Sportplatz mit Sportheim erstellt und zahlreiche Bebauungsgebiete ausgewiesen.
Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Überall in Ebern sind immer noch die Spuren von Rolf Feulner zu erkennen. Neben der Infrastruktur unter der Erde wurde in den Stadtteilen die Grundlage für die soziale Infrastruktur gelegt. In den Stadtteilen entstanden aus den ehemaligen Schulen Gemeindehäuser, die der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt wurden und noch heute, von den Vereinen bewirtschaftet, dem Dorfleben dienen. Dorferneuerungsmaßnahmen in den Stadtteilen, vor allem in Jesserndorf, wurden vorangebracht.
Zu den schönen Ereignissen zählte die Vorbereitung und Durchführung der 750-Jahr-Feier 1980, die groß gefeiert wurde, und das daraus entstandene jährliche Altstadtfest, das wir heute noch in Ebern feiern. Ebenso 1980 hat Rolf Feulner die Gründung der Partnerschaft mit Strass im Zillertal mit dem dortigen Bürgermeister Ludwig Schnirzer eingeleitet, mit dem ihn eine Freundschaft verband.
Der Eberner Altenheimbau hat ihn in seiner Amtszeit sehr beschäftigt, wie er selbst am Ende seiner Amtszeit sagte: „Für dieses Projekt habe ich die meiste Energie und Zeit aufgebracht.“ Gespräche mit Politikern, es wurden sogar Minister bemüht, und Trägern, die sich über viele Jahre hinzogen und natürlich die Standortdebatte. Rolf Feulner bevorzugte den Standort Fröschleinacker, wofür er gegenüber dem Altstadtstandort keine Mehrheit fand. Das Projekt habe ihm aber auch den schönsten Augenblick seiner Amtszeit beschert, als die Diakonie Bamberg-Forchheim eröffnete, dass sie in Ebern bauen wolle. Hier wurde die Grundlage für die Seniorenpflege in Ebern gelegt, die heute noch wirkt und mit dem Neubau im Mannlehen eine neue Stufe erreicht hat.
Es waren Krisenjahre durch Bürgermeister Rolf Feulner zu meistern. Der Bundeswehrstandort in Ebern stand mit der Heeresstruktur der Bundeswehr Anfang der 90er Jahre zur Disposition. Die Schließung konnte durch großen Einsatz hinausgeschoben werden. Ganz dick traf Ebern aber die Krise der Wälzlagerindustrie 1993. Das ehemalige Kugelfischerwerk baute knapp 1000 Arbeitsplätze ab und wurde von FAG verkauft. Diese dramatische Entwicklung zwang die Stadt mit Rolf Feulner an der Spitze zu Sparhaushalten, in denen Wünschenswertes keinen Platz hatte. Diese Situation meisterte Rolf aber mit seiner Erfahrung aus der früheren Raiffeisen-Tätigkeit. Er war immer bedacht, bei all den notwendigen Investitionen die Verschuldung der Stadt so niedrig wie möglich zu halten.
Rolf hat als Bürgermeister nie regieren wollen, wie er selbst gesagt hat, sondern sich als Gestalter und Vermittler zwischen der Verwaltung und den Bürgern gesehen. Er hat sich auch nie als Parteipolitiker dargestellt. Er hat vielmehr stets das Verbindende gesucht, hat immer das Gemeinwohl im Auge gehabt und nie seine Person in den Vordergrund gestellt. Von ihm war der Satz oft zu hören: „Hauptsache, es ist für Ebern gut.“ Rolf Feulner hat sich als dienstältester Bürgermeister in Eberns Historie in vielfältiger Weise um die Stadt und seine fränkische Heimat verdient gemacht.
In Erinnerung bleiben werden, in Verbindung mit Rolf, die unvermeidliche schwarz/gelbe Schnupftabaksdose, die lange sein Begleiter war und es sogar auf einen Faschingswagen der Feuerwehr Ebern geschafft hat. Er war Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und hat viele Auszeichnungen und Urkunden bekommen, die aber für ihn selbst nie große Bedeutung hatten. Er selbst war nie derjenige, der sich in den Vordergrund drängte, der bei offiziellen Feiern brillierte, der etwas für sich verkaufte. Er war vielmehr der stille, zähe Arbeiter. Ein bescheidener Mensch, der seine Bürgermeistertätigkeit unter die Maxime „Meister der Bürger“ gestellt hat und sich als Vorarbeiter gesehen hat.
So durfte ich ihn auch ab 1990 in meiner ersten Wahlperiode als Stadtrat erleben: Einen hilfsbereiten Menschen, der die jüngeren unterstützte, auch wenn es eine politisch andere Meinung gab. Schon legendär waren die Bürgerversammlungen, die Rolf Feulner besonders in den Stadtteilen abhielt. Diese gingen erst nach der akademischen Viertelstunde los, um ausreichend Getränkeversorgung zur Verfügung zu stellen und schon mal getrunken zu haben.
1996 durfte ich als 3. Bürgermeister Rolf Feulner zusammen mit dem langjährigen 2. Bürgermeister Erich Weber und 1. Bürgermeister Robert Herrmann mit einer Kutschfahrt durch Ebern aus dem aktiven Bürgermeisteramt verabschieden. Der Stadtrat verlieh ihm den Titel Alt-Bürgermeister und die Ehrenbürgerschaft. Sein unermüdlicher Einsatz für die Stadt Ebern und ihre Bürgerinnen und Bürger wird stets in Erinnerung bleiben. Er war Kommunalpolitiker aus Leidenschaft.
Wir verlieren eine prägende Persönlichkeit der Eberner Stadtgeschichte. Für die Lebensleistung und das Einbringen in die Stadt Ebern möchte ich an dieser Stelle nochmals danken.