Zur Veranstaltung zum Thema „Wärmewende im Privathaushalt und vor Ort“ hatten die Energieberatung Haßberge, die GUT Haßberge mit dem Klimamanagement und die Stadt Ebern eingeladen und es gab ein großes Interesse von rund 70 Teilnehmern. Bürgermeister Jürgen Hennemann meinte bei seiner Begrüßung, dass es um die Fragen „Was machen wir mit den konventionellen Heizungen“ und „Wie schaffen wir den Klimawandel“ gehe. Bei der Erzeugung von regenerativer Energie aus Wind und Photovoltaikanlagen sei man in Ebern schon weit vorangekommen. So würden bereits mehr als 120 % des notwendigen Stromes regenerativ in Ebern erzeugt. Klimamanagerin Lisa Köttig zeigte dazu die Ausgangslage und den Energienutzungsplan für den Sektor Strom für die Stadt Ebern auf. So entfallen beim Strombezug 7507 MWh/a (14 Prozent) auf die privaten Haushalte, 3095 MWh/a (sechs Prozent) auf kommunale Liegenschaften und 42 076 MWh/a (80 Prozent) auf das Gewerbe und die Wirtschaft bei einem Gesamtbezug von 52 679 MWh/a. Erzeugt würden bereits über 60 MWh. Die Herausforderung für einen Industriestandort alleine ist sehr groß. Bilanziell könnte die Stadt Ebern im Jahr den Strombedarf zu über 100 Prozent decken. Also sei die Energiewende beim Strom bereits geschafft. In der Presse war das leider etwas verwirrend und mit falschen Zahlenzuordnungen dargestellt, erklärt Jürgen Hennemann im Nachhinein.
„Anders sieht es bei der Wärme aus, hier ist man noch nicht so weit, auch in Ebern nicht. Die Wärmewende ist die größte Herausforderung. In Summe werden noch weiter 60 000 MWh erneuerbare Energie benötigt, um bilanziell Klimaneutralität für Ebern zu erreichen. Mit weiteren Freiflächen als PV-Anlagen und gegebenenfalls durch Windenergie ist dies machbar.“ Dies betonte die Klimamanagerin des Landkreises Haßberge, Lisa Köttig. Beim Wärmebedarf komme die Wärmeenergie noch zu 40 Prozent aus Ölheizungen. Die Frage sei nur, wie man die Wärmewende gestalten wolle.
Energieberater Günter Lieberth meinte eingangs: „Wenn wir so weiter machen, wie bisher, bräuchten wir noch 100 Jahre, bis wir klimaneutral sind. Aber wir wollen dies viel früher sein.“ Die Sonne scheine täglich auf den Quadratmeter mit rund 1050 Kilowattstunden, was einem Ölfass mit 100 Liter Öl entspreche. Die Frage stelle sich nur, wie man diese Energie nutzen könne. Dabei betonte er auch: „Fossile Energien wie Uran, Öl, Erdgas oder Kohle sind endlich, die erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Biomasse, Wind, Wellen/Meer und Sonne nicht.“ Beim Energieverbrauch überraschte dann die Folie, dass man 86 Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser verbraucht. Dabei könnte man bis zu 68 Prozent für Heizung und Warmwasser durch einfache Maßnahmen einsparen. 29 Prozent des gesamten Energieverbrauches entfielen auf Privathaushalte, auf die Industrie 28 Prozent und auf den Verkehr 31 Prozent. „Das ist der Knackpunkt. Wir müssen auch heizen, weil unsere Gebäude früher nicht energetisch gebaut wurden. 80 Prozent unserer Gebäude stammen aus einer Zeit, wo Öl fast nichts gekostet hat. Das ist unsere Herausforderung“, betonte Lieberth. An einem frei stehenden Einfamilienhaus mit Baujahr 1984 zeigte er dann die Energieverluste auf: Durch die Wände 20 bis 35 Prozent Verlust, das Dach zehn bis 35 Prozent, Lüftung zehn bis 20 Prozent, Fenster zehn bis 15 Prozent, Heizung zehn bis 30 Prozent und den Boden fünf bis zehn Prozent. Durch Wärmeschutzverordnungen, Heizungserneuerung und Dämmung sei man in den letzten 30 Jahren auf eine Energieeinsparung von 50 Prozent gekommen. Der Ölverbrauch sei unter Umständen in dieser Zeit für solch ein Haus von 3700 Litern auf 850 Litern abgesenkt worden. Gegenwärtig sei man aber bei Neubauten noch bei ganz anderen Standards angekommen.
Auch in Altbauten könne man durch zahlreiche Maßnahmen zu enormen Energieeinsparungen kommen. An erster Stelle nannte er hier die „Heizungsoptimierung“ mit einem hydraulischen Abgleich, dem Dämmen der Rohre oder dem richtigen Einstellen der Heizkurve. „Die alten Umwälzpumpen sind die größten Stromfresser, denn sie verbrauchen bis zu 800 kWh bei einer CO2 -Emission von 456 Kilo, während eine heutige hocheffiziente Umwälzpumpe nur 46,5 kWh verbraucht bei 26 Kilo CO2 -Emissionen.“ Nach Lieberths Worten rechne sich auch eine „solare Heizungssanierung. Man sollte einfach die Sonne nutzen. Die Sonne liefert genügend kostenlose Energie für Warmwasser und Haushaltsstrom“. Jede kWh, die man von der Sonne nutzen könne, sei gut. So könnten auch die PV-Überschüsse mit einem Pufferspeicher für die Warmwasserbereitung genutzt werden. Es gebe viele einfache Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit zu Einsparungen und Verzicht auf fossile Brennstoffe beitragen können. Es müsse nur angepackt werden, jeder könne etwas tun.
Schließlich kam Lieberth auch auf Fördermöglichkeiten und Wärmenetze zu sprechen. Es werden Heizungsumstellungen, Pumpen- und Heizkörperaustausche und weitere Maßnahmen gefördert, was auch für den ländlichen Bereich oder Siedlungen denkbar wäre. Konkrete Beratung gebe es bei der Energieberatung des Landkreises, die er durchführe und auch in Ebern mit Sprechstunden präsent sei. Schließlich verwies Günter Lieberth auf die Seite www.gut-hassberge.de, auf der man z.B. selbst für sein Haus einen „Solarschnellcheck“ durchführen könne.
JH