Gedenktafel am ehemaligen Gefängnishof
6 Tage vor Kriegsende, am 5. April 1945, wurden im Gefängnishof in Ebern vier fahnenflüchtige Soldaten erschossen. Vier Männer, von 24 bis 49 Jahren, die dachten für sie sei der Krieg vorbei, wurden von fanatischen Faschisten in Ebern ermordet. Die vier Soldaten hatten an einem Lehrgang an der Feld-Unteroffiziersschule in Wildflecken teilgenommen. Anscheinend wollten sie nach Ende nicht mehr zu ihren Einheiten zurück, sondern versuchten, sich in vermeindlich ruhiger Gegend den näherkommenden Amerikanern zu stellen. Sie wurden von einheimischen Nazis bemerkt und im Bereich Hafenpreppach oder Junkersdorf, hier gehen die Angaben auseinander, aufgegriffen. Sie wurden nach Ebern zur NSDAP-Kreisleitung gebracht und ins völlig überfüllte Gefängnis am Diebsturm eingeliefert. Die Versorgung war schlecht, sie litten Hunger. Ein Standgericht verhandelte im Sitzungssaal des Amtsgerichtes im heutigen VG-Gebäude. Die Soldaten versuchten sich zu verteidigen, mit dem Hinweis sie hätten für Deutschland gekämpft und ihre Truppe nicht mehr gefunden. Nichts zählte. Die vier Soldaten wurden zum Tod durch Erschießen wegen Fahnenflucht und Bruch des Fahneneides verurteilt. Die Hinrichtung wurde im Hof des Gefängnisses vollzogen. Kreisleiter Barthelmann und Hans Roth waren mit dem Standgericht und Feldjägern sowie dem Erschießungskommando aus Wehrmachtsangehörigen vor Ort. Der 24-jährige Alfred Sadlo, der einen Tag zuvor 24 Jahre alt geworden war, wurde an den Apfelbaum im Hof gebunden und erschossen. Die anderen drei wurden in der Nordostecke des Hofes hingerichtet. Die Einschüsse sind heute in der Stadtmauer noch zu sehen. Standgericht und Erschießungskommando verschwanden anschließend sofort aus der Stadt. Josef Wappes, der als Bürgermeister anwesend sein musste, beauftragte Georg Dorsch damit, die Leichen auf den Friedhof zu bringen. Die Einwohner von Ebern waren erschüttert. "In Ebern hat keiner mehr was gegessen", erinnert sich eine Zeitzeugin. Nur sechs Tage später am 11. April 1945 zogen die Amerikaner in Ebern ein. Der Krieg war hier zu Ende.
Am Friedhof war eine eindrucksvolle Inschrift auf dem Holzkreuz am Grab der Soldaten angebracht:
"Vier Soldaten wanderten verzagt durchs Land.
Sie sahen das Ende der Macht, da hat sie menschlicher Unverstand der Nazis umgebracht.
Nun ruhen sie fern vom Heimatort, von den Lieben zuhaus vermißt.
Geb Gott, daß diesen feigen Mord kein echter Deutscher vergißt!“
Neun Jahre später wurden die Toten exhumiert und in ihre Heimatorte überführt. Verwandte der Erschossenen machten den Ebernern bei dieser Gelegenheit heftige Vorwürfe.
Aus dem Buch von Günter Lipp: Geschichte im Kegelspiel.
Wir gedenken dieser Soldaten und der grauenvollen Tat am 05.04.2025 um 11 Uhr mit einer kurzen Gedenkveranstaltung an der Mauer des ehemaligen Gefängnisses, heute Biergarten Herzog. Bürgermeister Jürgen Hennemann wird für die Stadt eine Schale an der Gedenktafel niederlegen. Die Gedenktafel wurde 2006 von der Stadt Ebern und dem Bürgerverein auf Anregung von Günter Lipp angebracht. "Wir wollen an das Ereignis, bei dem unschuldige Männer das Leben verloren, erinnern. Sie hatten genug vom sinnlosen Krieg und mussten sterben durch fanatische Nazis, die sie feige ermordet haben." Gerade deswegen sei es so wichtig, es nie wieder so weit kommen zu lassen, dass ideologische Verblendung und Rassenhass die Oberhand bekommen. "Lassen Sie uns gemeinsam eintreten für ein friedliches Miteinander in Respekt vor den Menschen in unserer Stadt und wehren gegen Tendenzen von Ausgrenzung und Faschismus. Nie wieder ist jetzt." jh