Rund 150 Menschen versammelten sich in Ebern zur Kundgebung gegen Hass und Rechtsextremismus auf dem Marktplatz in Ebern.
Eingeladen hatte das Bündnis "Ebern ist bunt". Bürgermeister Jürgen Hennemann begrüßte die Demokraten und rief die Anwesenden dazu auf, für die Demokratie zusammenzustehen. Es sei gut, dass die Mitte der Gesellschaft sich aufgemacht habe, die Demokratie zu verteidigen und sich in Demonstrationen zeige, gegen rechtsextreme Ausweisungsphantasien von Mitmenschen, die bei uns ihre Heimat hätten. Er erinnerte daran, wozu die Ideologie der Nazis im 3. Reich geführt habe, zu Millionen unschuldigen Toten. Deswegen sei "Nie wieder - jetzt". Es sei wichtig die Demokratie zu verteidigen und sich einzubringen in die Gesellschaft, anderen zu helfen. Das klappe in Ebern in den vielen Vereinen noch sehr gut. "Das ist auch nötig, zusammenzustehen, aufeinander zuzugehen und den Menschen im Gegenüber zu sehen", so der Bürgermeister. Die digitale Debatte müsse demokratietauglich gemacht werden. "Wir dürfen es nicht zulassen, dass von Demokratiefeinden Gehirnwäsche betrieben wird", sagte Hennemann.
In Redebeiträgen berichteten Betroffene von ihren Erfahrungen. Der 30-jährige Afghane Hussein Begzad, der derzeit in Altenstein (Gemeinde Maroldsweisach) lebt, bedankte sich für die Hilfe, die er in Deutschland erhalten hat. "Ich bin sehr glücklich in Deutschland. Ich liebe Deutschland wie mein eigenes Land und werde die Menschen hier immer unterstützen", sagte er. Am nächsten Tag stand für ihn die Deutschprüfung A 2 an, die ihm Kenntnisse der elementaren Sprachverwendung attestiert. Der 17-jährige Roman Hahnlein aus Ebern, Autist, lieferte einen mutigen Redebeitrag. Er erfuhr wegen seiner Behinderung seit seiner frühesten Kindheit viel Ausgrenzung. Nach der Geheimversammlung rechtsradikaler Kräfte in Potsdam habe er Angst um seine Sicherheit und die aller behinderten Menschen. "Aber ich spreche heute hier, um allen Mut zu machen. Lasst uns den Faschisten zeigen, dass wir stärker sind als ihre Parolen und das Gute in uns allen gewinnt", sagte er. Er schloss mit einem Zitat von Max Manheimer, der in Auschwitz und Dachau im KZ saß: "Ihr seid nicht verantwortlich für das was geschah, aber dafür, dass es nicht wieder geschieht."
Von der Kirche kam eine deutliche Aufforderung. Die beiden Pfarrer Gregor Sauer und Holger Manke betonten, dass völkischer Nationalismus unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild sei. Im Matthäusevangelium Kapitel 25 habe sich Jesus mit jedem Menschen solidarisiert, als er sagte: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Der Künstler Marc-Dominik Boberg aus Altenstein, der mit der Kunstaktion der am Marktplatz ausgestellten Wortschilder für Aufsehen sorgte, erinnerte an Verdienste von Menschen mit ausländischen Wurzeln. So habe ein Jude den AEG-Konzern gegründet. Er möchte mit seiner Kunst die Menschen zum Nachdenken über Aussagen und Symbole bringen.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Gesangsbeiträgen des Duos "Ali und Zeynep" aus der Türkei sowie Georg Rode, der Freiheitslieder mit seiner Gitarre vortrug.
Bürgermeister Hennemann wies zum Ende der Veranstaltung auf kommende Ereignisse hin: Am 23. Mai ist der 75. Geburtstag des Grundgesetzes und mit 35 Jahre Mauerfall zwei Jubiläen, zu denen der Bundespräsident die Gemeinden aufrief, Aktionen vor Ort zu veranstalten. Aus diesem Anlass habe Hennemann die Bürgermeister der Städte mit Freibädern im Haßbergkreis angesprochen und für eine gemeinsame Aktion geworben: Diese wird zu Stande kommen, alle machen mit: der Eintritt in alle Freibäder des Landkreises an diesem Tag wird kostenlos sein, als Geburtstagsgeschenk an die Bürgerinnen und Bürger, sagte Hennemann. Am 25. Mai ist ein Fest der Demokratie auf dem Haßfurter Marktplatz geplant.