Zu einer Menschenkette rund um das Valeo-Werk in Ebern haben die Arbeitnehmer und die IG Metall aufgerufen gegen den geplanten Personalabbau von 280 Stellen. Rund 700 Menschen kamen eine Stunde lang zusammen, um gegen den Stellenabbau zu protestieren. Mit dabei der Landrat, mehrere Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und viele Eberner Bürger. Sie wollten ein Zeichen dafür setzen, dass durch den Abbau eine gesamte Region betroffen ist.
Neben den Bürgern und Beschäftigten waren auch Abordnungen von Valeo in Bad Rodach oder von Schaeffler in Höchstadt und in Hirschaid als Unterstützung da, lautstark sogar, unüberhörbar sind die Pfiffe im Kapellenstegsweg und in der Andreas-Humann-Straße, deren Ränder die Menschen säumen. In der Hand: signalrote Schilder mit der Aufschrift „Wir stehen für Zukunft“.
Neben Bürgermeister Hennemann und Landrat Schneider hat auch Landtagsabgeordneter Steffen Vogel ein Schild in der Hand. Der Abbau in Ebern von 280 Arbeitsplätzen beim noch größten Arbeitgeber im Landkreis trifft hart. Das mache es besonders schwierig, sagt Steffen Vogel: Die Menschen wüssten ja nicht, wo sie wieder Arbeit finden, wenn es sie trifft. Dem Konzern macht er den Vorwurf, „dass er nie in Ebern angekommen ist und hier nie wirklich investiert hat“, wie Vogel sagt.
Auch Landrat Schneider, der mit Bürgermeister Hennemann gemeinsam die Werkleitung aufgefordert hat, den Abbau nochmals zu überdenken und die Chancen am Standtort zu nutzen, zeigte großes Unverständnis zu dem Verhalten des Unternehmens. „Wir haben die Werkleitung aufgefordert, die Vorteile des Standortes und seiner Belegschaft an die Führung bei Valeo weiterzugeben. Wir hatten gehofft, dass wir vernünftig reden können“, sagt Landrat Wilhelm Schneider. „Die Arbeitsplätze sind wichtig für unseren Landkreis.“ An jedem Arbeitsplatz hingen Familien, also mehr Personen und Handwerk und Gewerbe. „Die 280 Arbeitsplätze sind nicht nur 280 Arbeitsplätze, sondern auch 280 Familien, die dahinter stehen“, sagt der Landrat unter Beifall der Teilnehmer.
„Stinksauer“, das ist auch Martin Feder. Der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bamberg meint nicht nur den massiven Arbeitsplatzabbau, den Erdrutsch, den der Automobilzulieferer mit Sitz in Paris im Januar angekündigt hat. Unerwartet in diesem Umfang, zumal aus der Belegschaft viele neue Produktideen gekommen waren und man sich bemüht hatte, sich für die Zukunft aufzustellen. Nicht jedoch seitens des Managements, wie Feder kritisiert: „Die sind bis heute nicht fähig zu sagen, wie es selbst nach dem Stellenabbau weitergehen soll“, sagt er. Und: „Wenn dieses Management bleibt, sehe ich schwarz.“
Am 3. April hatte der Arbeitgeber die Gespräche mit dem Betriebsrat einseitig für gescheitert erklärt und anschließend die Einigungsstelle angerufen. Ein Zeichen dafür, dass es nun nicht mehr darum geht, Alternativen zu diskutieren oder gar Stellen zu halten, sondern im Grunde nur noch darum, wie man die 280 Stellen möglichst „sozialverträglich“, wie es heißt, abbaut. Dann muss sich der Betriebsrat für möglichst gute Konditionen einsetzen. „Wir werden aber dennoch nicht müde, auch in der Einigungsstelle noch einmal unser Gegenkonzept darzulegen“, betont Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister.
Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann war selbst über Jahrzehnte Teil des FTE/Valeo-Unternehmens, habe als Betriebsratsvorsitzender „viele Hochs, aber auch viele Tiefs miterlebt“, wie er sagt. Doch in all den auch schwierigen Jahren: „Es war nie der Fall, dass das Unternehmen die Gespräche abgebrochen hat.“ Und er wird deutlich: „Das ist eine riesengroße Sauerei“, redet sich der Bürgermeister in Rage, „eine riesengroße Frechheit, die sich Valeo hier in Ebern leistet“. Der Arbeitgeber habe keinen Plan für dieses Werk. Es bleibt die Aufforderung an Valeo: „Reden Sie über Arbeitsplatzerhalt mit dem Betriebsrat, nicht nur über das Wie eines Abbaus!“. Wir bleiben mit der Geschäftsleitung im Gespräch, um vielleicht doch noch einwirken zu können für die Zukunft des Standorts, da dieser so wichtig ist für Ebern und den nördlichen Landkreis. Der Bürgermieter hatte sich nach einstimmigen Beschluss des Stadtrates an die oberste Führung mit einem Brief bei Valeo gewandt, zurück kam nur eine ausweichende Antwort. Verwiesen wurde auf die Innovation, die qualifizierten Facharbeiter im Werk Ebern, die viele Entwicklungen hervorgebracht hätten, und auch immer alle notwendigen Arbeiten, auch in Mehrarbeit, erledigt hätten. „Sie waren immer für den Standort gestanden, sie hätten es verdient, anderes, respektvoller, behandelt zu werden, so Hennemann. Die Hoffnung liegt nun auf den Verhandlungen in der Einigungsstelle, dass es nicht nur um den Abbau, sondern alternative Beschäftigung gehe. jh