Der 86-jährige Reinhold Wolf aus Rothenkirchen ist auch heute noch ein Vorbild an Engagement. Mit großer Leidenschaft widmet er sich der Ortschronik, zuvor prägte er über vier Jahrzehnte als 1. Schützenmeister die Schützengesellschaft Rothenkirchen. In der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus war er über viele Jahre hinweg eine feste Größe: 30 Jahre lang versah er zuverlässig den Mesnerdienst, ehe er dieses Amt im September 2024 auf eigenen Wunsch niederlegte. Für seinen jahrzehntelangen Einsatz überreichte ihm Dekan Detlef Pötzl die Ehrenurkunde des Erzbistums Bamberg, unterschrieben von Erzbischof Herwig Gössl. Gemeinsam mit seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau Margite war Wolf außerdem stets ein herzlicher Gastgeber für Aushilfspfarrer aus aller Welt. So bestehen bis heute persönliche Kontakte bis nach Indien und Afrika - viele dieser Gäste sind inzwischen hohe Würdenträger in der katholischen Kirche.
Eine weitere Leidenschaft von Reinhold Wolf ist die Pflege alter Traditionen - und dazu zählen auch die Klassentreffen. Schon mehrfach hat er solche Treffen organisiert. Am vergangenen Wochenende gelang ihm nun ein ganz besonderes Wiedersehen: 80 Jahre nach ihrer Einschulung 1945 kamen seine ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler wieder in Rothenkirchen zusammen.
Der Tag begann mit einem feierlichen Gedenkgottesdienst in der ehrwürdigen St.-Bartholomäus-Kirche. Zelebrant war ein ehemaliger Klassenkamerad, Geistlicher Rat Wolfgang Scherbel, Pfarrer i.R. aus Marktzeuln, der eigens aus dem Rodachtal angereist war. Besonders ergreifend war die Teilnahme der ehemaligen Klassenlehrerin Maria Wachter (geb. Kübrich, Nordhalben), die mit 99 Jahren noch immer kaum ein Treffen versäumt hat. Sie hatte die Schüler in der dritten Klasse 1947/48 unterrichtet und sie gemeinsam mit Pfarrer Hans Hummel und Kaplan Paul Schubert auf die erste Heilige Kommunion vorbereitet.
Im Gottesdienst wurde auch der verstorbenen Mitschüler gedacht, deren Namen einzeln genannt wurden. Im Anschluss traf man sich im Schützenhaus Rothenkirchen, wo Erinnerungen und Erzählungen die Vergangenheit lebendig werden ließen. Chronist Reinhold Wolf erinnerte eindrucksvoll an die schweren Jahre der Kriegs- und Nachkriegszeit: an den Kindergarten bei Schwester Valentine, an den Schulbeginn 1945 unter Oberlehrer Hans Fehn, an die kalten Klassenzimmer, für die die Kinder Kohlen und Holz mitbringen mussten, und an den oft in Privathäuser verlegten Unterricht. Mit großer Eindringlichkeit schilderte er Stationen wie die Erstkommunion 1948, die Firmung durch Erzbischof Josef Otto Kolb in Kronach und schließlich das Ende der gemeinsamen Schulzeit im Juli 1953.
Seine Worte berührten die Herzen der Anwesenden zutiefst, es herrschte eine Mischung aus Nostalgie, Dankbarkeit und Emotion - und so mancher konnte die Tränen nicht zurückhalten. Auch Dekan Detlef Pötzl, ebenfalls gebürtig aus Nordhalben, hörte aufmerksam zu und würdigte die besondere Leistung von Reinhold Wolf, nach acht Jahrzehnten die Erinnerungen lebendig zu halten. Er betonte, dass es eine große Gnade sei, in diesem hohen Alter noch einmal gemeinsam zurückblicken zu können.
Eine liebevolle Geste setzte Hans Michel, selbst schon über 80 Jahre alt, der zur Erinnerung selbstgebastelte Perlensterne überreichte - ein Symbol für die vielen schönen und gelebten Traditionen vergangener Zeiten.
Vor Beginn des Gedenkgottesdienstes: Herzliche Begrüßung der 99-jährigen Lehrerin Maria Wachter durch Reinhold Wolf, im Altarraum Pfarrer i.R. Wolfgang Scherbel mit Lektor und Mesner Wolfgang Bergmann.
Beim Treffen im Schützenhaus: v.l. Reinhold Wolf, Agnes Pfadenhauer, Alfons Fehn, Dekan Pfarrer Detlef Pötzl, Josef Wachter, Lehrerin i.R. Maria Wachter, Pfarrer i.R. Wolfgang Scherbel (Marktzeuln), Magdalena Jungkunz, Anneliese Leicht und Hans Barnickel.