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Amtsblatt für den Markt Pressig mit den Gemeindeteilen
Ausgabe 24/2025
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Volkstrauertag in Pressig – Ein Tag des Innehaltens, des Gedenkens und der Verantwortung

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

am Volkstrauertag haben wir uns an unseren 9 Ehrenmahlen im Markt Pressig versammelt, um gemeinsam zu gedenken – nicht nur der Toten vergangener Kriege, sondern aller Menschen, die durch Gewalt, Terror, Unterdrückung und Hass ihr Leben verloren haben.

Dieser Tag ist uneingeschränkt ein wichtiger Moment des Innehaltens, denn gerade in Zeiten, in denen unser Miteinander immer wieder auf die Probe gestellt wird, müssen wir uns der Werte bewusst werden, die unser Zusammenleben tragen: Frieden, Freiheit und die Würde jedes einzelnen Menschen.

In unseren Ansprachen haben wir darauf hingewiesen, dass der Frieden, den wir heute genießen dürfen, keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Die Krisen und Konflikte unserer Welt rücken näher, sie betreffen uns stärker – sei es politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich. Unsere Sorgen sind berechtigt, doch diese dürfen uns nicht lähmen.

Wir erinnern uns an diejenigen, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einer Minderheit angehörten, einer anderen Religion folgten, aus einem anderen Land stammten oder wegen ihrer sexuellen Identität oder Behinderung ausgegrenzt wurden. Ebenso gedenken wir der mutigen Männer und Frauen, die Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten und dafür ihr Leben opferten.

Wir denken an die Opfer von Gewalt und Krieg – an Kinder, Frauen und Männer aller Nationen, Kulturen und Religionen. Unser Gedenken gilt den Soldaten der beiden Weltkriege ebenso wie den unzähligen zivilen Opfern: Frauen und Kindern, die durch Kriegshandlungen ums Leben kamen, Menschen, die in Gefangenschaft starben oder als Vertriebene und Flüchtlinge ihre Heimat verloren haben. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten, Polizisten und anderen Einsatzkräfte, die im Einsatz für unser Land ihr Leben verloren. Die Opfer von Rassismus, Antisemitismus und Hass in unserem eigenen Land dürfen wir dabei nicht vergessen. Wir teilen den Schmerz all jener, die Leid erfahren.

Ein Zitat von John F. Kennedy begleitet meine Gedanken an diesem Tag:

„Frage nicht, was dein Land und deine Heimat für dich tun können, sondern was du für dein Land und deine Heimat tun kannst.“

Diese Worte erinnern uns an unsere persönliche Verantwortung – hier, in Pressig, mitten in unserem Alltag. Friedenspolitik beginnt nicht in internationalen Verhandlungssälen, sondern in unserem täglichen Miteinander: im Zuhören, im Verstehen, im respektvollen Umgang, im Mut, auf andere zuzugehen. Frieden im Freundeskreis, Frieden in der Nachbarschaft, Frieden in unseren Vereinen – das sind keine leeren Schlagworte, sondern konkrete Aufgaben. Jeder kleine Schritt, jede gute Tat, jedes klärende Gespräch kann ein Beitrag zum Frieden sein. Wir brauchen keine Politik der Hetze und Spaltung. Wir brauchen Menschen, die Brücken bauen statt Gräben zu vertiefen.

Darum müssen wir uns alle fragen:

Was tun wir lokal für den Frieden?

Tragen wir zum Miteinander bei – oder zur Spaltung?

Hören wir zu, oder verurteilen wir vorschnell?

Helfen wir, oder schauen wir weg?

Jede und jeder von uns hat Einfluss – als Nachbar, Vereinskamerad, Arbeitgeber oder einfach als Mitmensch. Wenn Menschen ausgegrenzt werden, dürfen wir nicht schweigen. Wenn Unrecht geschieht, müssen wir Haltung zeigen. Wenn Hilfe gebraucht wird, sollen wir helfen. Nur so schützen wir, was uns wichtig ist: Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.

Ich wünsche mir, dass wir in Markt Pressig Vorbilder sind. Dass wir im Alltag und in unseren Vereinen für Respekt eintreten, für Zusammenhalt, für Menschlichkeit. Dass wir Mut zeigen – auch dort, wo es unbequem wird. Nur so können wir der Erinnerung an die Opfer gerecht werden und aus der Vergangenheit Verantwortung für die Zukunft ableiten. Am Ende der Gedenkfeiern haben wir im Namen des Marktes Pressig und unserer Bürgerinnen und Bürger, Ehrenkränze und Ehrenschalen niedergelegt – in ehrendem Gedenken an alle Opfer von Krieg, Gewalt und Unterdrückung.

Diese Geste steht zugleich für Dankbarkeit und für die Verpflichtung, die aus unserem Erinnern erwächst: dass Frieden bei uns beginnt, in unseren Gedanken, in unseren Worten und in unserem Handeln.

Mögen die Toten in Frieden ruhen.

Mögen wir dem Frieden dienen – heute und an jedem Tag.

Bleiben Sie gesund und noch eine gute Woche.

Ihr

Stefan Heinlein