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Amtsblatt für den Markt Pressig mit den Gemeindeteilen
Ausgabe 25/2025
Vereine und Verbände
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Vereine und Verbände

KAB Pressig widmete sich dem Wesen der Weihnacht

Pressig. „Ist Weihnachten ein Märchen? ‚Fake News‘ in der Weihnachtsgeschichte“: So lautete der provokante Titel der Bildungsveranstaltung, mit der am Christkönigs-Sonntag die KAB Pressig im gut besuchten Pfarrheim dem Wesentlichen der neutestamentlichen Erzählung der Geburt Jesu auf die Spur kommen wollte.

Die Ausgangslage: Fast jede und jeder hat diese Geschichte im Ohr: Herbergssuche, Geburt im Stall, das Kind in der Krippe, Engel, Hirten. Die Podiumsdiskussion eröffneten deshalb die Sänger der Sängergruppe des FC Hirschfeld musikalisch mit der „Herbergssuche“.

Was davon sind aber historisch belastbare Fakten, was davon „stimmt“, was davon könnte man - würde es heute stattfinden - im Fernsehen zeigen? Und was bedeutet es für den Glauben, wenn sich Einzelheiten des erzählten Geschehens nicht als Tatsachen im wissenschaftlichen Sinn entpuppen?

Werner Löffler von der KAB Pressig übernahm die Rolle des Forschers, der unvoreingenommen nach dem Fakten-Gehalt sucht. Sein Gegenüber war Detlef Pötzl, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Frankenwald und dafür zuständig, die Bedeutung der Einzelheiten für den Glauben herauszuarbeiten.

Moderiert wurde die Veranstaltung vom Journalisten und Diplomtheologen Stefan Hoffmann.

Das Ziel: Nicht das „gute Geschirr“ des Weihnachtsglaubens zu zerdeppern, sondern quasi die einzelnen Stücke aus dem Schrank zu holen und genau zu betrachten und ihre Bedeutung zu würdigen.

Insgesamt hatte Werner Löffler viele verschiedene Themenbereiche vorbereitet, die jeweils der Akkordeonist Joachim Schirmer mit einem bekannten Lied einleitete: Herbergssuche; Weissagungen aus dem Alten Testament, die auf Jesus als Messias hinweisen sollen; Maria: Wer war sie?; Wer war Joseph?; das Kind in der Krippe: Wer war Jesus?; ist Jesus am 24.Dezember geboren?; was ist mit dem „übrigen Personal“ der Krippe: Engel, Hirten, Ochs, Esel? Das Ergebnis: Was man heute unter „Faktenlage“ versteht, ist in der biblischen Weihnachtsgeschichte eher dünn. Ein Beispiel: Die exegetische Forschung ist sich heute sicher, dass Jesus nicht in Bethlehem zur Welt kam, sondern in Nazareth: Allein der über hundert Kilometer weite, strapaziöse Weg von Galiläa nach Bethlehem, das nahe bei Jerusalem liegt, wäre für eine Hochschwangere unmöglich zu bewältigen gewesen.

Der Evangelist Lukas lässt das Geschehen aber in Bethlehem stattfinden, weil Bethlehem die „Stadt Davids“ ist und dieser überaus renommierte König aus dem Alten Testament als Vorfahre Jesu dessen Rang und die Bedeutung unterstreichen sollte. Das bedeutet jedoch nicht, dass Lukas mogelt. Dieses Verfahren war in der antiken Geschichtsschreibung gang und gäbe, denn anders als heute dachte man damals nicht von den Fakten, sondern von den Akteuren her. Nur über bedeutende Persönlichkeiten und ihre Wirkung wurde überhaupt geschrieben und man suchte nach Episoden und Anekdoten, um ihre Bedeutung zu illustrieren und zu unterstreichen. Genau das hat Lukas getan: Er wollte seinen Zeitgenossen die Bedeutung Jesu für die Geschichte Gottes mit den Menschen nahebringen. Dafür zog er Muster heran, die ihnen geläufig waren.

Detlef Pötzl unterstrich deshalb in seiner Einordnung der Fakten aus der Perspektive des Glaubens, dass es für uns heute nicht darauf ankommt, wo genau Jesus zur Welt gekommen ist. Entscheidend sei, dass er zu den Menschen gekommen ist und dass er ihnen etwas vorgelebt und ein Gottesbild vermittelt hat, das durch alle Zeiten seine Bedeutung beweist. Das Wort Gottes ist Jesus selbst: Ihn gilt es zu „lesen“ und zu verstehen, was er getan und welchen Gott er verkündet hat. Die Weihnachtsgeschichte ist wie ein reich geschmücktes Schatzkästchen; aber sie ist nicht selbst der Schatz. Der Schatz ist Jesus aus Nazareth, seine Ankündigung des Reiches Gottes, seine Hinwendung zu denen, die auf der Strecke bleiben und deren Schicksal er bis zum Äußersten geteilt hat. Und dieser Schatz lässt sich mit der historisch-kritischen Methodik von Schlacken befreien. Heben lässt er sich nur, wenn man bereit ist, mit ihm, dessen Geburt wir bald feiern, in Beziehung zu treten. (KAB Pressig)