Die Schaffung von Wohnraum für den örtlichen Bedarf zu einem leistbaren Preis will die Gemeinde vorantreiben. Dies sagte Bürgermeister Matthias Schlechter bei der sehr gut besuchten Bürgerversammlung im Festsaal. Zu diesem Zweck seien in jüngster Zeit mehrere Bebauungspläne geändert worden. Weitere wichtige angesprochene Themen waren der geplante Umbau des früheren Gemeindekrankenhauses unter anderem mit einer Kindertagesstätte, die Hochwasserschutzmaßnahmen sowie die Neugestaltung von Rathausplatz, Bauhof, Feuerwehrgerätehaus und Friedhof.
In Bezug auf die Baulandentwicklung an der Tiroler Straße (ortsauswärts links) ist es nach den Worten des Bürgermeisters der Plan der Gemeinde gewesen, den rechtskräftigen Bebauungsplan dahingehend zu ändern, dass Baurecht für zwei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus entstehen kann. Im Sommer 2022 sollte mit der Ausschreibung der Grundstücke begonnen werden. Die dann erfolgte Gesetzesänderung im Naturschutz, landläufig als "Rettet-die-Bienen"-Gesetz bekannt, und rund 90 Einwendungen eines Einzelnen hätten das Verfahren jedoch bedeutend in die Länge gezogen.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats sei jetzt der Satzungsbeschluss gefasst worden, und somit existiere nun Baurecht. "Wir werden nun in allernächster Zeit die Bedingungen und Konditionen für die Grundstücke festlegen, um im Frühjahr nun endlich die Grundstücke anbieten zu können. Damit ist jetzt der Weg frei für Bauland zur Ansiedlung von Familien", sagte Bürgermeister Matthias Schlechter.
Mit einem Satzungsbeschluss finalisiert worden sei auch die Änderung des Bebauungsplans Reit im Winkl-West. Damit sei die Voraussetzung geschaffen für die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern auf dem Gelände der früheren Posthäuser. Die Bauherren hätten kurz darauf mit dem Bau begonnen, mit der Bezugsfertigkeit sei im Frühsommer 2024 zu rechnen. Die Gebäude würden zu zwei Dritteln nach Richtlinien der Gemeinde vergeben und durch die Immobiliengesellschaft der Kreissparkasse Traunstein vermietet.
In der örtlichen Sparkassenfiliale werde in nächster Zeit die Fläche der Geschäftsstelle verkleinert. Die eingesparte Fläche solle in Wohnraum umgewandelt werden. "Wir konnten uns mit der Sparkasse auf einen städtebaulichen Vertrag einigen, in dem geregelt ist, dass die zwei entstehenden Wohnungen ebenfalls mit einer Hauptwohnsitz- und Preisbindung verbunden angeboten werden", so Bürgermeister Schlechter. Damit entstehe auch hier zusätzlicher Wohnraum für den örtlichen Bedarf zu einem leistbaren Preis.
Ebenfalls dem örtlichen Bedarf diene das gemeindliche Großprojekt beim früheren Gemeindekrankenhaus an der Tiroler Straße, das die Gemeinde im vergangenen Jahr erworben habe. In erster Linie werde die Kindertagesstätte vom jetzigen Standort in der Schwimmbadstraße im Jahr 2025 dorthin umziehen. Da die Kommunen ab 2026 die Pflicht hätten, eine Möglichkeit der Ganztagesbetreuung für die Schüler anzubieten, solle der neu geschaffene Hort zu diesem Zeitpunkt hier einziehen. Die Kirchenverwaltung habe zugesagt, neben der Trägerschaft der Kita auch die des Hortes zu übernehmen. Seit kurzem sei auch noch geplant, den Ausweichraum des Waldkindergartens auf dem Gelände unterzubringen. Als weitere Nutzung seien in dem Gebäude acht bis zehn gemeindliche Wohnungen für Senioren vorgesehen, aber auch für andere mit entsprechendem Wohnbedarf.
Den derzeitigen Planungsstand für dieses Projekt stellte Architekt Hans Romstätter vor. Nach seinen Worten ist für die Kindertagesstätte ein Neubau, voraussichtlich in einer schön in die Landschaft passenden Holzbauweise, direkt neben dem Altbau vorgesehen. Im bestehenden Gebäude sollen die übrigen genannten Funktionen unterkommen. Auch für einen Spielgarten und genügend Parkplätze sei noch Platz.
Einer der Schwachpunkte im Ort sei der in die Jahre gekommene Rathausplatz beziehungsweise der Rathausumgriff, fuhr Bürgermeister Schlechter in seinem Bericht fort. Die Gemeinde plane, diesen Platz im Rahmen einer Art Wettbewerb mit sogenannten Mehrfachentwürfen durch Landschaftsarchitekturbüros neu zu gestalten. Für Mai seien drei Büros geladen, um die Erforderlichkeiten, die der Rathausplatz biete, zu besprechen und das Ortszentrum Stück für Stück zu modernisieren. Wenn alles gut gehe, könne 2024 mit einem ersten Teilbereich begonnen werden.
Zu den derzeitigen Hochwasserschutzmaßnahmen sagte Schlechter, dass diese 2020 mit dem Ausbau am Hausbachunterlauf neben dem alten Krankenhaus begonnen hätten und vor kurzem die Baustelle in die letzte, aber baulich schwierigste Phase gekommen sei. Die neuen Gerinnebauteile seien bereits neben der Alten Schmiede verbaut, nun erfolge die Baugrubensicherung mittels Bohrpfählen. Danach kommen der Baugrubenaushub und die Verlegung der restlichen Bauteile. Zum Schluss werde noch beim Zusammenschluss von Letten- und Feichtlgraben mit dem Hausbach ein Einlaufbauwerk errichtet. Das Ziel sei eine Fertigstellung bis Ende dieses Jahres, dazu bedürfe es aber eines guten Bauverlaufs.
Beim Bau der Wasserversorgung Winklmoos sprach Schlechter von einer vorliegenden Finanzierungsproblematik. "Der Freistaat lässt uns mit seinen Zuschüssen hängen", sagte er dazu. Ein zweites Problem habe sich bei der Dichtigkeitsprüfung der Steigleitung von Seegatterl nach Winklmoos ergeben. Mittlerweile an knapp zehn Stellen seien Lecks an der Leitung aufgetreten, mussten offengelegt und repariert werden. Noch in diesem Frühjahr würden Hausanschlussleitungen in Winklmoos erstellt, um dann voraussichtlich im Sommer in Betrieb zu gehen.
Das Bauhofgelände sei in die Jahre gekommen und nur ein Teil der Fahrzeuge würde unter Dach gebracht, so der Bürgermeister weiter. Die Werkstätten seien mit dem Anwachsen der Aufgaben zu klein geworden und entsprächen in einigen Bereichen nicht mehr den Erfordernissen an einen modernen, sicheren Arbeitsplatz. Deshalb sei ein Ingenieurbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden, um auf dem bestehenden Gelände sämtliche Funktionen unterzubringen. Eine Realisierung werde in den nächsten acht bis zehn Jahren im Rahmen der jeweils freien finanziellen Mittel erfolgen.
Ähnlich wie bei der Sanierung des Bauhofs werde beim Feuerwehrgerätehaus vorgegangen. Wie überall würden auch im Brandschutz und Feuerwehrwesen die Vorschriften und die Bürokratie immer mehr. Im letzten Jahr sei bekannt geworden, dass das Feuerwehrhaus über keinen DIN-gerechten Stellplatz für ein Nachfolgefahrzeug anstelle des LF 8 verfüge. Durch diese und andere Sicherheitsvorgaben sei die Gemeinde gehalten, das Feuerwehrhaus zu überdenken, zu überplanen und in einem mehrjährigen Zeitraum so umzubauen, dass es den Vorgaben entsprechend aus den laufenden Haushalten bestritten werden könne.
In vollem Gange seien die Planungen für die Umgestaltung des Gemeindefriedhofs, fuhr Schlechter fort. Neue Bestattungsformen sollten angeboten werden. Begonnen werde mit Urnen-Gemeinschafts-Erdgräbern in leer gewordenen Wandnischen im alten Teil des Friedhofs. Hinzu komme ein sogenannter Rosengarten, in dem pflegefreie Urnen-Erdbestattungen stattfinden könnten und wieder Kapazitäten für viele Jahre zur Verfügung stehen würden.
Schweren Herzens habe der Gemeinderat Ende letzten Jahres beschlossen, das gemeindliche Hallenbad unverzüglich und endgültig zu schließen. Aus Kostengründen sei dieser Schritt unausweichlich gewesen. Gleich darauf sei eine Arbeitsgruppe mit etwa 20 Personen, etwa zur Hälfte Mitglieder des Gemeinderats, gegründet worden. Unter dem Thema "Was braucht Reit im Winkl?" habe diese sich an bisher drei Abenden damit beschäftigt, was mit diesem Gebäude beziehungsweise Gelände geschehen soll. Aller Voraussicht nach werde es sich um eine touristische Einrichtung handeln, zugänglich für Reit im Winkler und Gäste aller Altersgruppen. Der Arbeitsgruppe bescheinigte Bürgermeister Schlechter eine hervorragende Zusammenarbeit. Der nächste Schritt werde nun eine Behandlung der Angelegenheit im Gemeinderat sein.