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Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Rödelsee
Ausgabe 1/2025
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Auszüge aus der Unterhaltungs- und Literaturbeilage „Am Fränkischen Herd“ Nr. 26 vom 27. Juli 1924

Teil 3

Wir geben diese Sage, die das Volk gerne hört und erzählt, nachstehend in poetischem Gewande wieder.

Auf Schwanbergs luft’ger Höhe

Steht jugendschön fromm Hadolais,

die Knospen schwellend springen

Der Lensturm braust durch Baum und Reis,

Im Maingrund dampft der Nebel,

Durch Frühgewölk bricht Glanzesmacht,

Ins Tal zieht still die Herbe –

O Waldeswildnis, Frühlingspracht!

Auf Schwanbergs sonn´ger Höhe

Steht Hadolais im Sturmgebraus,

entzückt die Blicke schweifen

„Zum Himmel und ins Land Hinaus:

„Dich Gott, du Weltenvater,

Dich preist der Sturm, preist Sonnenschein,

Ein Kloster will ich bauen,

Mein Leben deinem Dienste weich’n!“

Auf Schwanbergs wald’ger Höhe

hebt Hadolais empor die Hand:

„Du duftiges Gewebe,

Mein Handschuh, fliegt hinaus ins Land!

Wohin der Sturm dich träget.

Da soll entstehn dem Herrn ein Haus.

Flieg fort, Gott frei gepriesen.

Flieg Fort im wilden Sturmgebraus!“

Auf Schwanbergs stiller Höhe

steht Hadolais im Abendschein.

Die Herde zieht zum Berge.

Der Hirte grüßt die Herrin fein:

„Den Handschuh dein, o Herrin,

ich fand ihn an dem Maine dort!

Dank. Riß dir, treuer Hirte,

Gelobt sei Gott in seinem Wort“

Was Hadolais gelobet,

hielt sie getreu dem Frankenland:

Ein Kloster ließ sie bauen.

Und – Kitzingen am Main entstand!

M.Conrad

Wie allen solchen Tagen irgend ein bestimmter Kern der Wahrheit innewohnt, so wird es auch hier sein. Ohne Zweifel steht Adelheid mit der Gründung des Kitzinger Klosters im Jahre 745 in Beziehung. Sie war Abtissin desselben, wurde ihrer Frömmigkeit halber selig gesprochen und bis in die Neuzeit herein kirchlich gefeiert.

Jedenfalls weilte auch Bipin öfter auf dem Schwanberg, dessen sonnige Abhänge schon zur damaligen Zeit Weinberge waren, in welcher ein Guter Tropfen wuchs. Da wird wohl Bipin in nächster Nähe königliche Meierhöfe besessen haben, welche für ihn betrieben wurden. Von Karl dem Großen wird das gleiche berichtet.

Wie fest das Volk an der Beziehung Bipins und seines Hofes zu dem Schwanberg hielt, das zeigt uns auch die Sage, die zu erzählen weiß, dass Bipin oder irgendein anderer „König“ oder „Prinz“ unter dem Schlosse in einem Silbernen Sarg mit reichen Schätzen begraben liegt.