Blätter für Heimatkunde – Beilage zum Würzburger General Anzeiger vom 29. November 1934
Aus der Geschichte der Schlösser Rödelsee und Fröhstockheim (1611-1670)
Von Rudolf Hahn
Teil 2
Als alleiniger Dorfherr von Fröhstockheim hatte er die hohe und niedrige Obrigkeit, die Gerechtigkeit die Pfarrstelle zu besetzen, die hohe und niedrige Jagd. Bei der feierlichen Übernahme musste Friedrich von Crailsheim geloben und zu Gott schwören, dass er der Grafschaft Henneberg allzeit treulich dienen und dass er alles tun wolle, was ein Lehensmann gegen seinen Herrn zu tun verbunden sei, besonders im Heeresdienste). In ruhigen Friedensjahren hat er sein Familiengut vergrößert und verbessert. Er kaufte den oberen Hof mit allen dazugehörigen Gütern von Hermann Scheller und verleibte sie seinem Besitze ein. Kirchturm und Schloß erhielten von ihm im wesentlichen die heutigen äußeren Formen. Ins Schloß baute er den Schneckenturm mit einer großen Wendeltreppe ein, erhöhte das ganze Gebäude mit den vier Ecktürmen um ein Stockwerk und ließ den Kirchturm spitziger zulaufen. Der Wassergraben zum Schutze des Vorhofes wurde vertieft und dahinter in breiter Front die Vogtei (heute Rentenverwaltung) neu aufgeführt. Von Obernbreit ließ er Muschkalkquader beischaffen, um die Wasserleitung zum Dorfbrunnen und zum Schloß dauerhafter zu machen. Schon vorher hatte er die Nutzung an dieser Quelle, die bisher der Gemeinde allein gehört hatte, um 200 fl. erstanden. Den Keller unter seiner Remenate in Rödelsee hat er erneuert und neue Fässer für 300 Fuder Wein angeschafft.
Nun kam der dreißigjährige Krieg. Die beiden Dörfer lagen nahe an der Heerstraße Nürnberg-Frankfurt und litten schwer unter den Durchzügen. Besonders die Heere der kaiserlichen Generale Altringer und Wallenstein brandschatzen mehr als einmal die beiden Gemeinden, so dass alles floh. Im Jahre 1641 war kein einziger Mann mehr zu Rödelsee und Fröhstockheim. Der letzte Burgherr war nach Kitzingen geflüchtet und dort verstorben Nun sollte Georg Friedrich von Crailsheim die Herrschaft übernehmen; aber er war auch geflüchtet und hatte am Kornmarkt in Nürnberg ein „schützendes“ „Losament“ gefunden. Wegen der Unsicherhen auf allen Straßen konnte er nicht nach Meiningen zum Herzog von Sachsen, einem Erben der Henneberger, zur Belehnung kommen. Ein verwegener Soldat, der Ritter von Buttlar ritt an seiner Statt auf weiten Umwegen durch das Gebirge über Roburg und Schmalkalden nach Meiningen, suchte für Georg Friedrich von Crailsheim um die Belehnung nach, legte dort die Lehenspflicht ab und schwor den Eid „in unserer Seel und Gewissen“ und unterschrieb den Lehensbrief.