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Amtliches Mitteilungsblatt der Gemeinde Rödelsee
Ausgabe 9/2025
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Blätter für Heimatkunde - Beilage zum Würzburger General Anzeiger vom 29. November 1934

Aus der Geschichte der Schlösser Rödelsee und Fröhstockheim (1611-1670)

Von Rudolf Hahn

Teil 5

Er war auf die Verbesserung des Besitzes bedacht und brachte langsam durch zähe Arbeit und Sorgfalt die Felder wieder in guten Bau. Wenn er aber die jährlichen Bestallungen und Belohnungen des Vogtes, des Hofbauern und der Handwerksleute abrechnete, so blieb kein Überschuss, sondern es musste noch nachgetragen werden. Die Familie verarmte und geriet in große Dürftigkeit und als der Schwiegervater des Reinhold von Weiden starb, waren keine Mittel zur adeligen Leichenbestattung vorhanden. Der alte Schmuck der Familie musste versilbert werden.

Reinhold von Weiden hatte das heruntergekommene Gut zu einem billigen Anschlag übernommen., besonders durch die Unterstützung seines Vaters bei den Verhandlungen. Er musste deshalb den übrigen Familien einen geringen Zins zahlen. Als nun die Zeiten wieder besser wurden und die Währung sich hob, gab Reinhold von Weiden den niedrigen, beschriebenen Zins weiter. Es entwickelte sich daraus ein grimmiger Federkrieg mit bissigen Worten: Man schrieb: „Wer hat den Zankapfel zwischen uns geworfen? Das ist mit einem Wort Ihr Vater, unser Vetter, der hat einen solchen unerhörten consens (Anschlag), eine solche Klette dem Geschlecht von Crailsheim in den Bart geworfen, dass sie derselben so leichtlich nicht ledig werden. Um 16.000 Gulden ist das Gut übernommen worden, nun ist es 48.000 Gulden wert. Ihr habt nicht spem, sondern rem denen von Crailsheim vom Haufe weggenommen. Unser Zins ist nicht von einem Fröhstockheim, nein, nicht einmal eines Frosches können wir uns damit bedienen. Meint ihr denn, die von Crailsheim seien so einfältige Leutlein, daß sie den Schatten für das corpus kaufen, daß sie eine Mücke für einen Elefanten nehmen. 180 Gulden ist ein Morgen heute wert, nicht 10 Gulden. Wir sind einer (neuen) Tagration zugeneigt, aber sollten wir immer blinde Maus mit uns spielen und uns äffen lassen. Freilich – daß ein neuert Anschlag der Güter fehr schwierig aufzustellen war, da sahen die vier Fordernden in Dnolzbach ein: Christian Friedrich v. Cr., Wolf v. Cr. Johann Ulrich v. Cr. Und Hans Christof von Cnb. Hatten doch die Ripper und Wipper während des Krieges die Währung durch Umprägen des Geldes verschlechtert und auch nach dem Kriege, der tief in die Wirtschaft des Landes eingegriffen hatte, schwankte die Währung ständig. Zudem hatte fast jede fränkische Ortschaft ein anderes Maß im Gebrauch und deshalb klagten auch die Gebrüder von Crailsheim über die Zerrissenheit Frankens: „Es ist kein richtig Fuß oder Maß zu Franken, damit alle Anschläge ausgemessen und über einen Kamm geschoren werden. In der Folge übernahmen die Gebrüder von Crailsheim ihre Familiengüter in Fröhstockheim und Rödelsee. Die Henneberger Grafen waren ausgestorben und so wurden im endgültigen Teilungsprozeß vom 21. März 1670 die beiden Güter mit dem Werte von 36.896 Gulden dem sächsichen Haufe Weimar zugeteilt, bis sie im Frühjahr 1803 von der kurfürstl. Bayerischen Regierung in ihre Oberhoheit eingezogen wurden.

Benützt Staatsarchiv Würzburg, B 10530, Gemeindeakt Fröhstockheim