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„Hightech, low ethics? Die dunkle Seite unserer Smartphones“

Smartphones sind allgegenwärtig und doch wissen die wenigsten, was alles in ihnen steckt. Ein moderner Alleskönner, der in jede Hosentasche passt, besteht aus über 60 verschiedenen Materialien, darunter seltene Erden und Metalle wie Kobalt, Lithium, Tantal oder Gold. Doch die glänzende Fassade verbirgt eine düstere Realität: Viele dieser Rohstoffe stammen aus Ländern, in denen der Abbau mit Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung einhergeht.

In vielen Regionen herrscht der sogenannte informelle Bergbau, wobei Rohstoffe mit einfachen Mitteln und oft ohne staatliche Genehmigung oder Kontrolle abgebaut werden. Männer, Frauen und sogar Kinder arbeiten mit einfachstem Werkzeug in engen, unsicheren Minenschächten. Schutzkleidung gibt es nicht, Löhne sind niedrig und Unfälle sind häufig. In der Demokratischen Republik Kongo beispielsweise schuften über 40.000 Kinder im Kobaltbergbau, oft ohne Schulbesuch und unter lebensgefährlichen Bedingungen.

Hinzu kommen noch Umweltprobleme. Durch den Abbau werden Flüsse verseucht, Wälder abgeholzt und ganze Landstriche ökologisch verwüstet. Der Abbau von Lithium in Südamerika verbraucht enorme Mengen an Wasser in Regionen, die ohnehin schon unter Dürre leiden.

Das Konzept der „fairen Elektronik“ versucht dem entgegenzuwirken. Ziel ist es, dass alle entlang der Lieferkette vom Rohstoffabbau bis zur Endmontage unter menschenwürdigen und umweltschonenden Bedingungen arbeiten. In der Praxis ist das allerdings schwierig, da die globalen Lieferketten intransparent und komplex sind. Konzerne kaufen Materialien über Zwischenhändler und haben oft wenig Überblick woher ihre Rohstoffe stammen. Dennoch gibt es erste Schritte in die richtige Richtung, vor allem durch zivilgesellschaftlichen Druck, neue Gesetze (wie das deutsche Lieferkettengesetz) und Unternehmen, die freiwillig neue Wege gehen.

Ein Vorreiter ist das niederländische Unternehmen Fairphone. Das Ziel ist ein Smartphone, das auf möglichst faire und nachhaltige Weise produziert wird. Fairphone bezieht Gold aus zertifiziertem fairem Abbau, verwendet konfliktfreies Zinn und Tantal, setzt auf recycelte Kunststoffe und zahlt Zulieferern Boni für bessere Arbeitsbedingungen. Zwar ist das Gerät teurer und technisch nicht ganz auf dem neuesten Stand, doch es ist ein konkretes Gegenmodell zur Mainstream-Elektronik.

Die Initiative für verantwortungsvolle Rohstoffe (IRMA) oder das Electronics Watch-Netzwerk setzen sich ebenso für mehr Transparenz, Umweltstandards und Arbeiterrechte in der IT-Produktion ein.

Auch in unserer Umgebung gibt es gute Ansätze für mehr Nachhaltigkeit. Die HandyAktion Bayern ist eine Initiative von Mission EineWelt und dem EineWelt Netzwerk Bayern, gefördert über Mittel der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

Die Aktion ist Teil einer bundesweiten Bewegung, um auf globale Missstände in der Handyproduktion und -entsorgung aufmerksam zu machen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Die HandyAktion Bayern stellt Sammelstationen für alte, ungenutzte Geräte an verschiedenen Standorten bereit, u. a. auch im Pfarrbüro Roggenburg oder am Wertstoffhof in Biberach. Sie setzen sich für die fachgerechte Wiederverwertung der wertvollen Rohstoffe, wie Gold, Kupfer und seltene Erden ein, um Ressourcen zu schonen und gleichzeitig soziale Projekte zu unterstützen.

Trotz solcher Ansätze bleibt die Umsetzung fairer Elektronik trotzdem herausfordernd, weil viele Konsument*innen günstige Preise und die neueste Technik bevorzugen. Doch jede und jeder kann durch bewussten Konsum etwas beitragen, z. B. Geräte länger nutzen, reparieren lassen, Second-Hand kaufen oder beim Neukauf auf nachhaltigere Alternativen achten. Denn echte Innovation bedeutet nicht nur technische Fortschritte, sondern auch die Verantwortung für Mensch und Umwelt selbst in die Hand zu nehmen.

Quellen:

• Umweltsünder Handy: So schädlich ist die Produktion

• Handyproduktion – Umweltfolgen und Arbeitsbedingungen | Umwelt im Unterricht: Materialien und Service für Lehrkräfte – BMUV-Bildungsservice | Umwelt im Unterricht

• Weg des Smartphones: Von der Mine bis ins Regal | Galileo | ProSieben

• Gegen Kinderarbeit im Kongo vorgehen. | UI for UNICEF

• Wir sind Fairphone. Zurück in die Zukunft.

• HandyAktion Bayern - Mission EineWelt