Schlechings Bürgermeister Loferer
Oft übersehen, brüten an der Tiroler Achen ganz besondere Vögel: Flussregenpfeifer und Flussuferläufer kommen im April aus ihren Wintergebieten in Afrika zurück. Bei uns angekommen, brauchen sie die Kiesbänke der Flüsse, auf denen sie ihre Jungen großziehen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des INTERREG-Projektes wurde der Kiesbrüterschutz auf ganz Bayern ausgeweitet. Im Rahmen des Artenhilfsprogramm Kiesbrüter (AHP) spielt auch der Abschnitt der Tiroler Ache zwischen Schleching und Chiemsee eine wichtige Rolle.
Zusammen mit den Bürgermeistern Herbert Strauch und Ludwig Entfellner sowie den Projektleiterinnen Sabine Pröls (Leiterin der Regionalgeschäftsstelle Inn-Salzach vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz e.V.) und Magdalena Bahr (Gebietsbetreuung Achental, Ökomodell Achental) wurden die neuen Schilder eingeweiht. Anders als die temporären gelben runden Schilder, bleiben diese dauerhaft an der Tiroler Ache stehen. Es wurden die drei Hotspots (Schleching, Unterwössen und Übersee) am Flusslauf beschildert. Bürgermeister Ludwig Entfellner ist froh über diesen nächsten Schritt im Artenschutzprojekt. „Das beständige Sichtbarmachen unserer artenreichen Natur ist sowohl für Einheimisch also auch unsere Gäste wichtig, um die versteckte Schönheit unserer Heimat zu erkennen und zu bewahren.“
Naturschutz geht uns alle an und dies zeigt sich auch in einer hervorragenden Zusammenarbeit mit den Gemeinden und deren Bauhöfen, der Flussmeisterstelle des WWA Traunstein, welche die Informationsschilder dankenswerterweise aufgestellt haben, und auch den Ehrenamtlichen, die beim Monitoring und dem Auspflocken der Brutstellen helfen. Lassen sich die Vögel zur Brut auf bestimmten Kiesbänken nieder, beobachten die ehrenamtlichen Helfer, ob die Vögel menschlichen Störungen ausgesetzt sind. Dann kommen gelbe Schilder zum Einsatz, um die Brutplätze für die Dauer der Brutzeit abzugrenzen. So wissen die Besucher, welche Stellen sie auf den Kiesbänken meiden müssen.
„Wer kein Fernglas dabeihat, kann nun anhand der Fotos auf den Informationsschildern erkennen, wie die vom Aussterben bedrohten Vogelarten aussehen, und sich über deren Lebensraum informieren. Wir hoffen, dass so eine noch größere Akzeptanz der Maßnahmen geschaffen werden kann“, so Sabine Pröls.
Worauf gilt es als Besucher an der Tiroler Ache zu achten?
Warum sind diese Artenschutzmaßnahmen notwendig geworden?
Leicht hatten es diese Tiere noch nie. Früher waren unsere Flüsse aber viel breiter, mit sich jährlich verändernden, ausgedehnten Kiesbänken. Im Zuge der Begradigungen sind diese Lebensräume jedoch Mangelware geworden. Außerdem sind die Gelege von Hochwasser gefährdet. Deshalb fangen die Vögel verhältnismäßig spät im Jahr an, zu brüten, und legen bei Verlusten oft ein bis zwei Nachgelege. Aber auch wir Menschen spielen eine Rolle. So haben die Kiesbänke für uns eine große Bedeutung zur Naherholung gewonnen. „Durch die Flucht bei Störung durch den Menschen und seiner Begleiterscheinungen (Hunde, Zelten, Feuer machen) bleiben die Eier ungeschützt zurück und kühlen aus. Eine erfolgreiche Brut ist so nicht mehr möglich“, so Pröls.
Herbert Strauch zeigt sich beim Beobachten der ersten Flussregenpfeifer in Übersee an der Tiroler Ache begeistert: „Es sind wirklich besondere Tiere, die unsere Beachtung und Schutz verdient haben. Die einfachen Regeln zum Schutz der seltenen Vögel einzuhalten, sollte kein Problem darstellen, da diese zeitlich begrenzt sind und es Ausweichmöglichkeiten gibt.“
Der Vorteil bei den gelben Schildern ist, dass wirklich nur notwendige Stellen abgesperrt werden und ein Großteil der Kiesbänke weiter betreten werden kann. Auch wird beobachtet, wann die Tiere mit Brüten fertig sind. Das kann – je nach Brutbeginn – sehr unterschiedlich sein. Mitte bis Ende Juli sollten die meisten Paare mit dem Brüten fertig sein.
Dieses Jahr sind die Einbindungen der Schulen im Achental im vollen Gange. Die Grundschule in Schleching wird sich mit einem Projekttag mit den Kiesbankbrütern auseinandersetzen und auch das Gymnasium in Marquartstein ist für eine Kooperation im Zuge des Monitorings angefragt.
„Wer mit einem Verständnis für Artenschutzmaßnahmen groß wird, wird es ein Leben lang als selbstverständlich erachten, seine Umwelt zu schützen und Maßnahmen zu akzeptieren, die die eigene Freiheit einschränken“, hofft Magdalena Bahr und freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Schülern.
Bei Fragen zum Projekt oder wenn Sie mithelfen wollen, dann können Sie sich bei Sabine Pröls, sabine.proels@lbv.de oder Magdalena Bahr, gebietsbetreuer@oekomodell.de melden.