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Grassau - Wer zum Abend „Volksmusik im Klaushäusl“ kam, erhielt zwar kein Jodel-Diplom - aber dafür einen tiefen Einblick in die Kunst und Kraft des Jodelns. Unter dem augenzwinkernden Titel „Jodeln ohne Diplom“ lud die Musikschule Grassau in Kooperation mit der Volksmusikpflege des Bezirks Oberbayern zu einem ungewöhnlichen Volksmusikabend.

Antonia Kreppert führte mit Leidenschaft, mit Wissen und Witz durch den Abend. Sie erklärte Herkunft und Vielfalt der Jodler - von der Alltagspraxis auf der Alm über die musikalische Entwicklung bis hin zur differenzierten Dreistimmigkeit, die aus dem Schneeberggebiet nach Oberbayern fand.

Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern übte Kreppert acht Jodler ein. Den Anfang machte der „Gröbminger Labheuger“, ein klassischer Einstiegsjodler mit mäßigen Tonsprüngen. Schwieriger wurde es bei „Drei hoe über d Alm her“ - hier verlangte die mehrstimmige Struktur vor allem den Anfängerinnen und Anfängern einiges ab.

Der Ausstellungsraum im Museum Klaushäusl erwies sich einmal mehr als idealer Ort für diese Art von Musikveranstaltung. Das historische Gemäuer verleiht dem Abend eine besondere Atmosphäre und eine gute Akustik. Die intime Raumgröße schuf Nähe zwischen Kreppert und ihrem Publikum.

Der „Oberaudorfer“ bot Gelegenheit zur Vertiefung und Stabilisierung der Technik. Mit dem kecken „Hops hodarei duljo“ wurde es rhythmisch flotter - ein echter Ohrwurm, aber auch eine Herausforderung für die Atemführung. „Im Fruahjahr wanns grea werd“ war melodiös und stimmungsvoll, während „Hätt I di“ eine gefühlvolle Interpretation verlangte, bei der die Intonation eine Schlüsselrolle spielte. Mit „I dua was I will“ fand der Übungsteil einen freien und selbstbewussten Ausklang.

Kreppert sang alle Jodler mit kräftiger, klarer Stimme vor und unterstützte das Publikum mit sichtbaren Handbewegungen. Denn: „Jodeln ist körperlich“, wie sie betonte. Deshalb gab es immer wieder Pausen. Die füllte der Chiemseewinkl-Dreigesang mit eindrucksvollen Live-Beispielen. Dann wieder gab Kreppert Hintergrundwissen zu den Jodlern und ihrer Geschichte.

Kreppert hatte besondere Freude an dem Abend, weil der Unterwössner Kirchenchor St. Martin mit Chorleiter Wolfgang Kurfer sehr stark vertreten war. Mit ihrer gesanglichen Erfahrung trugen die Chormitglieder spürbar zur Qualität des Abends bei. Auf Aufforderung von Kreppert gab der von ihnen zum Schluss angestimmte „Andachtsjodler“ dem Abend einen besonderen Abschluss.

Am Ende bedankte sich Kreppert herzlich bei allen Teilnehmenden - „der Jodler lebt nur, wenn er gesungen wird“. Mit dem Publikum freute sich Musikschulleiter Otto Dufter über das Jodelangebot der Volksmusikpflege im Bezirk Oberbayern.

fg