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Gemeindenachrichten Schleching
Ausgabe 15/2023
Schulnachrichten
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Chiemgau Almfestival - Abschluss Rachlalm

Großartiger Schlussakkord: Chiemgau Almfestival in der Bergwelt

Grassau. 15 Tage Musik brachte das Chiemgau Almfestival in die heimische Bergwelt. Sie endeten mit einem großartigen Schlussakkord. Der Dreiklang hatte am Morgen noch mit der Bergmesse mit der Blaskapelle Marquartstein an der Bergwachthütte am Hochgern begonnen (wir berichteten). Am Nachmittag dann zwei verschiedene Erlebnisse im Konzert im Rachlhang und dem Hoagascht auf der Rachlalm an der Hochplatte.

Schon kurz nach Mittag kamen die Musikantinnen und Musikanten der Marktkapelle Grassau ins Schwitzen, als sie sich am Fuße des Rachlhanges, eines Berghanges nahe der Rachlalm, auf ihr Konzert am Nachmittag vorbereiteten und einrichteten. Der Rachlhang ist bekannt für seine großartige Akustik. Es war heiß, unerträglich heiß. Trotzdem, als bald erste Töne erklangen, Dirigent Stefan Fußeder mit seinen Musikanten noch einmal die ein oder andere Passage des Programms anspielte, war den Musikanten die Vorfreude auf das Konzert anzumerken. Da wurde gelacht und gescherzt.

Inzwischen kamen immer mehr Wanderer herbei, die den Weg aus der dampfigen Hitze des Tals nicht gescheut hatten. Sie siedelten sich am Hangrand im Schatten der großen Bäume an. Am Ende waren es über Hundert, die meisten im Schatten, andere gegenüber den Musikanten mitten im Hang, und immer wieder kamen auch später Wanderer vorbei, die dann doch anhielten und zuhörten.

Das Konzert wurde besonders. Das begann mit einem Ruf der Alphörner. Nirgends beweist sich dieses Instrument mehr als in der Bergwelt. Nachdem sich zunächst ein S-Alphorn, dann ein F-alphorn dem Publikum vorstellten, spielte ein Ensemble aus acht Alphörnern, eine moderne frische Komposition des Robert Zollitsch. Nach großen Erfolgen als Komponist neuer chinesischer Musik lebt der inzwischen wieder in Marquartstein. Sein forderndes Stück bescherte den Alphörnern und Julian Steffl am Schlagzeug großen Beifall.

Musikschulleiter Wolfgang Diem schreibt Zollitsch eine ungeheure Kreativität zu, die inzwischen dazu führt, das Ensembles der Musikschule reihenweise von seiner Arbeit profitieren. Er Ist gern zurück im Chiemgau und arbeitet hier unabhängig, so Zollitsch vor Publikum. Er sei auf eine erfreuliche Nachfrage nach Kompositionen bei den Musikern aus der Region gestoßen. Das freue ihn sehr.

Leider scheint die Frage im Moment auf der Kippe zu stehen, ob er dem Chiemgau treu bleiben kann, klang sowohl bei Zollitsch als auch bei Diem an. „Jedenfalls bleibe ich dem Chiemgau musikalisch erhalten“, so Zollitsch an das Publikum.

Im Anschluss an diese ungewöhnliche Viertelstunde der Alphörner glänzte die Marktkapelle unter Fußeder in bewährter Weise. Konzertsaalatmoshäre in leichter Bergbrise, der Blick des Publikums gleitet zu den Musikanten oder in die Berwgwelt. „Weit ist die Welt“, war da ein schöner Auftakt. Ein Solo für zwei Tenorhörner begeisterte die Zuhörer mit „Baritone in der Nacht“. „Mercury – Quecksilber“, so geschwind, munter kam der gleichnamige Marsch von Jan Van der Roost mit seiner dynamischen Präsenz von Posaunen und Trompeten daher.

So schön das Sommerwetter für die Zuhörer im luftigen Hang, die Musikanten hatten es bei hohen Temperaturen, ungeschützt im Sonnenlicht nicht leicht, lieferten aber trotzdem auf höchstem Niveau. Besonders stachen die Soli hervor.

Gleich drei Tubisten bot die Marktkapelle im „Concertino für Tuba und Blasorchester“ auf, die sich glanzvoll präsentierten. Und weiter ging es mit Blasmusik-Klassikeren „Wir Musikanten“ von Kurt Gäble und dem Walzer Musikantenglück. Einer der Höhepunkte war eine weiter Komposition von Zollitsch unter dem Titel „Ha“ für vier Alphörner mit Blaskapelle, dass die Grassauer wunderbar präsentierten.

“Begegnung“ heißt das Stück, dass Kurt Gäble für Alphörner und Blasorchester schrieb. Vier Alphornbläser quer durch die Generationen bliesen die warmen Töne ihrer Instrumente in die Bergwelt und gaben ein feines Wechselspiel mit der Marktkapelle.

In Reminiszenz an die Besuche in der Partnergemeinde Rognonas boten die Musikanten ein Medley der Hits, der französischen Formation „Daft Punk“, wie es unter anderem Präsident Macron im Staatsbesuch begeisterte, eine der Informationen, die die allzeit humorvolle Moderation beitrug.

Für die Zuhörer wurde das Ganze zu einem einmaligen Erlebnis. Im Sonnenlicht strahlten die Instrumente, die Musikanten gaben ein buntes Bild. Dahinter die hoch aufstehenden Nadelbäume, ein Bestandteil der wunderbaren Akustik. Der Hang bot sein besonderes akustisches Erlebnis und den besten Blick hinunter auf die Musikanten. Im Hintergrund, hier und da, läutete eine Kuhglocke oder zwitscherte ein Vogel. Es war wunderbar.

Der letzte der drei Termine an diesem Abschlusstag, war der Hoagascht an der nahen Rachlalm. Der gehörte dem musikalischen Nachwuchs, wurde der doch von den Preisträgern des Volksmusikwettbewerbs des Grassauer Haberspitz gestaltet. Dort unter den vielen Sonnenschirmen, hielten die Gäste von nah und fern lange aus, bestens unterhalten von den Kindern und Jugendlichen. Schon beim ersten Hoagascht der Preisträger traten die jungen Leute selbstbewusst auf. Jetzt ging es schon beinahe routiniert daher. Sie brachten dem Publikum mit einem großen Programm und abwechslungsreichen Stücken und Instrumenten viel Freude. Die Zuhörer fühlten sich wunderbar versorgt mit Schmankerln und kühlen Getränken vom Team der Rachlalm und hielten lange aus.

Der Grassauer Bürgermeister Stefan Kattari, selbst vor Ort, freute sich über das Almfestival. Beides sei für sich einzigartig, das Kulturgut Musik und die über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft des Chiemgaus. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn beides im Chiemgau Almfestival eine Verbindung eingehe, findet der Bürgermeister. Er dankte dem Landratsamt als Veranstalter und den heimischen Organisatoren, die dieses wunderbare Erlebnis ermöglichen.

fg