Zwei Duos gestalteten im Chiemgau Alm Festivals das Konzert auf der Priener Hütte. Stefan Fußeder (von links) und Johann Schmuck sind das Wammerl Duo, „Süßes Zweierlei“ ist das Gesangsduo aus Konstanze Hüttenhofer und Johanna Hüttenhofer, Stefans Frau.
Besonders beeindruckte wie Stefan Fußeder (von links) und Johann Schmuck des Konzert des Chiemgaualm Festivals auf der Priener Hütte mit zwei Alphörnern eröffneten.
Aschau - Vor die Gaudi setzten sie die Arbeit – das galt für das Publikum wie für die Musiker. Rund 650 Höhenmeter mussten Wanderer und Radler am Samstagmorgen überwinden, um zur Priener Hütte zu gelangen, wo das Wammerl-Duo im Rahmen des Chiemgau Alm Festivals aufspielte. Dort wartete auf sie ein Konzert, das an musikalischer Vielfalt, Witz und Qualität kaum zu überbieten war. Auch für die Musiker war der Weg dorthin kein einfacher: „Unsere wöchentliche Probe dauert dienstags von 7.20 bis 7.40 Uhr“, verriet Johann Schmuck unter dem Lachen der Zuhörer. „Zuletzt auch öfter“, schob er hinterher. Was folgte, war ein überaus unterhaltsamer und zugleich beeindruckender Musikvormittag auf knapp 1400 Metern – mit Alphorn, Posaune, Jazz, Barock, Pop, Gstanzl und Loopmaschine.
Das Wammerl-Duo besteht aus den befreundeten Musiklehrern Johann Schmuck und Stefan Fußeder aus Grassau. Beide sind versierte Multi-Instrumentalisten und leidenschaftliche Pädagogen. Schmuck ist Bassposaunist, Bläserlehrer und Experte für Alexander-Technik. Fußeder ist Akkordeonist, Dirigent unter anderem der Marktkapelle Grassau und unterrichtet in Grassau Akkordeon, Diatonische Harmonika und Trompete. Ihre gemeinsame Bühne: ein Platz unterm Sonnenschirm im Winkel der Terrasse der Priener Hütte, bestückt mit Instrumenten aller Art: Posaune, Tenorhorn, Trompete, Akkordeon, Alphörner, Plastikinstrumente und einer Loopstation.
Besonders beeindruckend der Beginn mit „Am Lünersee“ und der „Alfons Polka“. Der klare Klang der zwei Alphörner legte sich über die Weideflächen unterhalb des Geigelsteins und stimmte die Zuhörer ein. Johann Schmuck begrüßte das Publikum und gab zum Wammerl-Duo gleich dessen Bedeutung und – jedes gute Konzert benötigt ihn – den roten Faden für den Morgen vor. Die gemeinsame Mission für beide: Sie seien „zwei extrem untergewichtige Musiker“, deren Lebensaufgabe es sei, ihr Muskel-Sixpack unter einer Speckschicht zu verbergen.
Das Programm hangelte sich entlang dieses fiktiven Weges und bot dabei ein Potpourri an Musikstilen und Spielarten. Händels „Allegro“ wurde als „deftiger Barock“ angekündigt. In Bach sahen sie den untergewichtigen Genossen. „Der komponierte unentwegt und hatte 20 Kinder.“ So leichtfüßig und pointiert führten sie durch den Vormittag – stets im Zwiegespräch, immer mit einem Augenzwinkern. Bei Pixners „Bluesn’ auf“ rätselten sie selbst: „Warum wir da an Knödel denken, wissen wir auch nicht.“
Hinzu kamen witzige Szenen, wenn etwa die Loopmaschine zur Aufzeichnung einer Musiksequenz an technischen Schwierigkeiten erst einmal scheiterte. „Da kommt mein Lieblingsspruch“, so Fußeder, „Ein Mal mit Profis arbeiten …“ Doch das war nur die eine Seite des wunderbaren Sommermorgens hoch am Berg mit den überraschend vielen Zuhörern. Ihre besondere Freude hatten alle an der Musik.
Bereits mit barocken Klängen wie „Sound the trumpet“ von Henry Purcell und einem „Allegro“ von Händel zeigten die Musiker ihre klassisch geschulte Seite. Sauber artikuliert, mit feinem Gespür für Phrasierung und eine exakte Intonation – ein ganz ungewohnter Klang in der Bergwelt. Da war die Bandbreite der beiden Musiker: vom Alphornruf über Barockmusik in die Goldenen 20er Jahre, den Jazz. „Libertango statt Walzer“, kündigten die beiden mit Astor Piazzolla südamerikanische Rhythmen an. Beeindruckend das Alphorn im Jazzklassiker „Caravan“.
Immer wieder reicherte das Gesangsduo „Süßes Zweierlei“ das musikalische Menü mit seinen Melodien an. Es besteht aus Johanna Hüttenhofer, Stefans Frau, und ihrer Schwester Konstanze Hüttenhofer. Mit gleichem Gespür für Musik wie Humor sangen sie abwechselnd und im Duett. Konstanze glänzte mit „A-Train“ und „Bei mir biste schee“, Johanna brachte mit „Musik, Musik, Musik“ und „Oops, I did it again“ Schwung an die Hütte.
Im zweiten Teil der Matinee führte die musikalische Reise des Wammerl Duo über den quirligen Drive der „Cantina Band“ aus „Star Wars“ bis in die jazzige Bigbandnummer „In the Mood“, mit rhythmischer Präzision und Swinggefühl für die Zuhörer.
Dieser zweite Konzertteil war zugleich spannend, weil sich die Musiker besonderen Herausforderungen stellten. Da fabrizierten sie mit der Loopmaschine eine Landlerrunde mit Gstanzl, in dem sie verschiedene Instrumentensequenzen einspielten und dann übereinanderlegten. Piazzollas „Ave Maria“ erklang wunderbar feinfühlig. Dann wieder wagte sich Schmucks Bassposaune an ein Stück in C-Dur. „Weil sein Kollege zu faul war, das in eine tiefere Tonlage zu transformieren“, so Fußeder selbstironisch. Die Freude, wenn so etwas dann bewundernswert gelang, war den beiden Musikern unmittelbar anzumerken. Selbst ein moderner Rap mit Gesang gelang zum Spaß des Publikums.
Gemeinsam mit Schmuck und Fußeder lieferten sie schließlich einen musikalischen Höhepunkt: ein Medley aus Welthits – live gesungen über vier per Loopmaschine eingespielte Pop-Harmonien. Schmuck, der jährlich zahlreichen Schülern Musiktheorie vermittelt, gab dazu augenzwinkernd den Tipp: „Wer einen Welthit schreiben will, braucht nur eine dieser vier Harmonien.“
Zum Abschluss bedankten sich die Musiker bei Hüttenwirtin Rosa Lohrmann und ihrem Team für die Gastfreundschaft – und beim Landratsamt für die Organisation des Chiemgau Alm Festivals. Zwei Zugaben – „In the Mood“ und ein abschließendes Alphornstück – rundeten den Vormittag ab. Für die Zuhörer, die sich den Berg hochgearbeitet hatten, war klar: Dieser musikalische Aufstieg hat sich mehr als gelohnt, so die Meinung aller Befragten am Ende des einzigartigen Konzerts.