Bankenviertel in Tallinn
Svenja Fitzner, Pia Mix, Leonie Ketterer, Inas Sedic, Martin Bogenfürst,Thomas Gradl, Alexander Huber und Tobias Entfellner
Eigentlich ist Weihnachten erst Ende Dezember, aber für acht interessierte Abiturientinnen und Abiturienten gab es bereits in den Herbstferien ein großzügiges Geschenk:
Die Dr. Herbert B. Schmidt und Ruth Schmidt-Niemack – Stiftung unterstützte erstmals eine außergewöhnliche Studienreise mit dem Ziel, Estlands Hauptstadt Tallinn kennenzulernen und aus erster Hand von verschiedenen Persönlichkeiten des baltischen Staates Informationen über die wirtschaftliche Transformationszeit vom Beginn der 90er Jahre bis heute zu erhalten.
Als Klimaschule kamen für die von Wirtschaft-und-Recht-Lehrer Matthias Ramoser organisierte Studienreise nur möglichst nachhaltige Reisemittel in Frage, was zwar zeitaufwendig, aber auch wesentlich beeindruckender als ein schneller Flug ist.
So startete die Gruppe am 31.11.2025 per Nachtzug von Salzburg nach Warschau. Nach dem Frühstück in den Schlafwagenabteilen folgte eine Stadttour in Polens Hauptstadt und anschließend natürlich auch Freizeit, die mit Spaziergängen an der Weichsel, Kaffeetrinken in der Altstadt und Bummeln durch Shoppingcenter verbracht wurde. Zum Abschluss durften alle Warschau von oben bewundern und in über 200m Höhe die Eindrücke der Stadt noch einmal Revue passieren lassen.
Dann stand die zweite Reisenacht bevor: ein Luxus-Expressbus brachte die Gruppe in einer 17 Stunden langen Fahrt via Vilnius und Riga nach Tallinn - Europa ist groß!
Dank der sehr komfortablen Sitze und des vorangegangenen, anstrengenden Tags konnten aber alle immerhin dösen und der Ankunft in Tallinn entgegenfiebern.
Nach einer sehr unterhaltsame Stadtführung durch Tallins deutschen Pastor, Matthias Burghardt lernten Matthias Ramoser und seine Gruppe die liebenswerte Reiseorganisatorin, Aet Bergmann kennen. Sie berichtete von der Wendezeit vor fast 40 Jahren, als junge, unbelastete Leute wie ihr Bruder und auch Peter und Priit (die am dritten Tag in Tallinn weitere Einblicke über Estlands Wirtschaft vermittelten), praktisch direkt von der Uni kommend, am Aufbau des neuen marktwirtschaftlich und demokratisch organisierten Staats mitarbeiteten.
Ferner gab es eine Führung in Europas modernster und bestausgestatteter Musik- und Ballettschule „MuBa“, an der 700 ausgewählte Schülerinnen und Schüler Abitur machen und, wie auch am LSH, im Internat wohnen können. Nur musikalisch außergewöhnlich Begabte dürfen hier lernen, was die Reisegruppe am folgenden Abend bei einem „live-Konzert“ miterleben konnte. Anschließend ging es zum E-Estonia-briefing-center, wo gezeigt wurde, wie ein moderner Staat digitalisierte Dienstleistungen in die Praxis umsetzt. Dass Deutschland im Vergleich zu Estland - nicht nur wegen Datenschutzbedenken - hier noch riesigen Aufholbedarf hat, spürten die deutschen Gäste mit jeder präsentierten Folie.
Estlands Pläne, die künftige Energieversorgung durch ein kleines Kernkraftwerk zu ergänzen und damit das Verbrennen von Schieferölgestein zu reduzieren sowie ein beeindruckendes Gespräch mit Start-up Gründer Priit Kongo, der unter anderem Estlands Verwaltungs-App mit seinem Unternehmen entwickelt hat und alle ermunterte, zum Studieren oder Arbeiten nach Estland zurück zu kommen, standen am dritten Tag auf dem Programm.
Neben so viel Information musste dennoch genügend Zeit bleiben, die neuen Eindrücke zu besprechen, die Stadt und ihr Nachtleben (schließlich beginnen Novembernächte in Tallinn wirklich sehr bald) kennenzulernen: ob „Industrial-Look-Restaurant“ im hippen Stadtteil Telliskivi, Mittelalter-Ambiente im Altstadtgewölbe beim Rathaus, Aussichtsplattform auf dem Dommuseum, Karaoke-Bar oder Champions-League-Sieg des FCB, alle kamen auf ihre Kosten!
Dritte und letzte Hauptstadt der Reise war Helsinki, wohin die Gruppe am Mittwoch, 5. November 2025, per Fähre in zwei Stunden reiste. Dass viele Finnen dies als Shoppingfahrt (böse Zungen sagen „Schnapsfahrt“) nutzen, war den riesigen Shoppingflächen auf mehreren Etagen leicht anzukennen.
Nach dem inzwischen üblichen Fußmarsch mit Rollkoffer zum zentral gelegenen Hotel genossen alle einen vergnüglichen Abend, den wir nach gemeinsamen Abendessen mit einem Blick über den Domplatz starteten und in einer Innenstadt-Bar nahe der Universität ausklingen ließen. Am nächsten Vormittag blieb noch einmal etwas Zeit, Helsinkis Hafen, die Kathedrale und natürlich nochmal die lebendige Innenstadt bei Tag zu erkunden, bevor die Reisenden zur großen Fährfahrt über die Ostsee aufbrachen.
30 Stunden Fährfahrt brachte Herrn Ramoser und seine Schülerinnen und Schüler wieder nach Deutschland zurück. Sehr entspannt mit gemütlichen Kabinen, luxuriösen Menüs, Sauna und Fitnessraum verging die Zeit wie im Flug. Sogar die Sonne war wieder zu sehen!
In Travemünde verbrachte die Gruppe die letzte gemeinsame Nacht der großen Nordosteuropa-Rundreise und mit der Deutschen Bahn schaffte sie schließlich die letzte Etappe, erstaunlich pünktlich bis München und -wie erwartet- ordentlich verspätet nach Übersee.
Ihr Fazit lautet:
Ein acht-tägiges Reiseabenteuer gewährte, Dank der finanziellen und organisatorischen Unterstützung der Dr. Herbert B. Schmidt und Ruth Schmidt-Niemack – Stiftung Einblicke, die weit über das Sightseeing gewöhnlicher Touristenfahrten hinausgehen.
Besonderer Dank gilt deshalb allen Beteiligten, die diese Reise ermöglicht haben, den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Marquartstein ihre Zeit geschenkt und sie so offen empfangen haben!
Tänan teid