Blick auf den Geigelstein
Schleching mit der „roten Laterne“ - Schlusslicht bei der touristischen Entwicklung im Achental – Arbeitskreis soll Impulse gegen den Trend setzen
„Eingebettet in die wunderschöne Bergwelt des Achentals, die ideale Basis für ausgiebige Bergtouren auf und um den Geigelstein, Blumenberg des Chiemgaus, ein echter Geheimtipp für Wanderer und Mountainbiker, Abenteuer für die ganze Familie, für Kletterer bleiben keine Wünsche offen, im Winter sind die Schlechinger Loipen ein Eldorado für Langläufer, zahlreiche Skitouren führen zu einsamen Gipfeln." Bei der Darstellung als attraktive Urlaubsdestination im Südosten des Freistaates präsentiert sich Schleching von seiner besten Seite. Doch die Zahlen lassen aufhorchen und zeigen die Schwächen auf, mit denen das Bergsteigerdorf am Geigelstein zu kämpfen hat. Während die Übernachtungs- und Gästezahlen in den anderen Achentalgemeinden im Vergleich zwischen 2019 und 2022 deutlich zunahmen, sanken diese in Schleching. „Die Entwicklung des Tourismus in Schleching bereitet uns große Sorgen. Wir laufen Gefahr, dass unser Dorf mittel- bis langfristig von der touristischen Landkarte verschwindet“, beklagt Sepp Loferer, Erster Bürgermeister der Gemeinde Schleching, die sich abzeichnende Entwicklung. „Wir stehen hier auch als Dorfgemeinschaft in der Verantwortung: der Tourismus ist eine der tragenden Säulen, auf der Wohlstand und Auskommen aufgebaut sind.“
Die große Herausforderung für das Bergsteigerdorf Schleching: Das Angebot an Gästeunterkünften ist spürbar rückläufig, einige Betriebe sehen sich mit einem größeren Investitionsstau konfrontiert. Darüber hinaus wurden wesentliche notwendige Anpassungen an neue Entwicklungen, insbesondere bei der Digitalisierung der Buchungsprozesse, nicht oder zu spät vorgenommen. Erschwert wird die gegenwärtige Situation mit Herausforderungen, mit denen die Gastronomie, Hotellerie sowie Pensionen und Anbieter von Ferienwohnungen im ganzen Land zu kämpfen haben: explodierende Energiekosten, dem anhaltenden Mangel an Fachkräften sowie dem fehlenden preisgünstigen Wohnraum für die eigenen Mitarbeiter. Neue Impulse für den Tourismus sollen nach den Worten von Sepp Loferer von dem Arbeitskreis Tourismus ausgehen, der jetzt ins Leben gerufen wurde und an dem gleichermaßen Mitglieder des Gemeinderates Schleching und des Achental Tourismus teilnehmen. Ziel des Kreises ist es, proaktiv auf die Gastgeber zuzugehen und im direkten Dialog neue Akzente zu setzen.
Elfie Bachmann, Zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Schleching: „Als Gemeinderat dürfen wir einem schleichenden Abbau der Gästeunterkünfte in unserem Dorf nicht tatenlos zusehen. Es ist vielmehr an uns, Haus- und Wohnungsbesitzer mit erfolgreichen Geschäftsmodellen zu motivieren, sich als Vermieter von Ferienwohnungen zu engagieren und Besitzer von Zweitwohnungen zu überzeugen, ihre Wohnungen auch in die Ferienvermietung zu geben. Wir haben großartige Vermieter in Schleching, die ihre Betriebe vorbildlich führen. Allerdings ist auch zu beobachten, dass Gastgeber von ihren treuen Stammgästen profitiert haben und diese jetzt oft aus Altersgründen nicht mehr in den Urlaub fahren können. Um auch weiterhin in der Gunst der Urlauber bestehen zu können, werden wir noch genauer auf Wünsche unsere Gäste einzugehen haben - die Welt ist heute nicht mehr die, wie wir sie noch vor einem Jahrzehnt erlebt haben. Es ist jetzt an uns, den Informationsaustausch unter den Anbietern zu intensivieren und mögliche bürokratische Hürden nach Möglichkeit abzubauen. Drüber hinaus gilt es Visionen zu entwickeln, wie sich Schleching als Urlaubsdestination langfristig und auch in der Nebensaison zu positionieren hat.“
Elisabeth Keihl, Vorständin Achental Tourismus: „Als eines von nur vier Bergsteigerdörfern in Deutschland verfügt Schleching touristisch über großes Potential, das allerdings aufgrund verschiedener Faktoren nicht ansatzweise ausgeschöpft wird.“ Einer der wesentlichen Ursachen für die negative Entwicklung sind nach ihren Worten „hausgemacht“ und ließen sich durchaus korrigieren. „Zum Stichtag 1. Dezember 2022 waren lediglich 45 Prozent der in Schleching verfügbaren Gästezimmer online buchbar. Nach den jüngsten Erhebungen durch den Verband Internet Reisevertrieb (V-I-R) werden in Deutschland mittlerweile über die Hälfte aller Urlaubsreisen online gebucht. Damit fällt fast die Hälfte aller touristischen Unterkünfte bei Urlaubern, die für ihre Reisebuchung den digitalen Weg nutzen, durchs Raster.“ Zudem müsse die Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten genau darauf achten, dass das Angebot an Gästebetten zumindest erhalten und nach Möglichkeit aufgestockt wird. „Tourismus geht uns alle an - vom Wirtschaftsfaktor Tourismus profitieren neben der Gastronomie und den Beherbergungsbetrieben unser Einzelhandel und Dienstleister“, so Elisabeth Keihl. „Als Achental Tourismus können wir im Zusammenspiel mit den Gemeinden vielseitig unterstützen. Wir schaffen Infrastruktur, bewerben die Region, schaffen touristische Produkte und entwickeln die Destination weiter. Wir bieten den Gastgebern Erleichterungen durch digitale Systeme, wir beraten und schulen. Erfolgreich sind wir aber nur gemeinsam, wenn die Region und das Angebot der Gastgeber gleichermaßen und Hand in Hand weiterentwickelt werden.“
Veranstaltungshighlights im Achental