Anstelle eines Haikus gibt es hier einen nachdenklichen Text der mir von einer Leserin überlassen wurde. Vielen Dank.
Ein heftiger Südwind verweht meinen leisen Morgengruß und lässt ihn eintauchen in die blitzenden Wogen des Sees. Mauersegler und andere Vögel spielen mit dem Wind und lassen sich von ihm durch die Lüfte schaukeln. Doch wie schnell sich das Spiel im Leben in Leid verwandeln kann, zeigt sich, als ein kleiner Vogel an meine Fensterscheibe knallt. Zum Glück hat er es überlebt, wenn auch vermutlich mit Kopfweh. Wenn er könnte, würde er sich fragen, welcher Fehler ihm bei seinen Flugkünsten unterlaufen ist und was er besser hätte machen können. Oder er würde sich sagen:“ Daran war nur die Windböe schuld!“. Doch als Tier folgte er sicher nur seinem Instinkt, der auch für uns Menschen manchmal kein schlechter Ratgeber wäre. Er wird sich einen geschützten Platz gesucht haben, an dem er sich vom Schmerz erholen konnte. All die Gedanken kann und muss sich der kleine Vogel nicht machen. Für ihn ist nur die Gegenwart und die Chance bestmöglichst zu überleben wichtig und zu spüren was er zu tun hat. Er kennt keinen quälenden Rückblick, kein „Warum?“ und auch kein Wenn und Aber. Dafür ist er fast zu beneiden. Nur im Jetzt zu leben, zu spüren und zu tun was richtig ist, ohne ständige Fragen und Zweifel - das ist es, was uns oft fehlt. Uns Menschen wurde der Verstand gegeben und damit die Möglichkeit uns für gut oder schlecht, richtig oder falsch zu entscheiden. Warum machen wir trotzdem so viele Fehler? Vielleicht haben wir verlernt unserem Instinkt, unserem Bauchgefühl zu folgen, wie der kleine Vogel.