Ein Anziehungspunkt für Jung und Alt war der große historische Familientag der Gemeinde in Seebruck.
Von vormittags bis abends begaben sich die Besucher im und vor dem Römermuseum Bedaium bei schönstem Sommerwetter auf eine spannende Zeitreise in die Antike und konnten dabei mit über 20 waschechten Kelten und Römern sprechen, die zur Freude des Organisators und Museumsleiters Matthias Ziereis alle Zeit gehabt hatten. Über ihr hartes und entbehrungsreiches Leben vor rund 2000 Jahren hatten sie viel zu berichten.
Während es sich die Kelten-Darstellergruppen „Touta Nanto En“ und „Die Boier in Bayern“ im Garten südlich des Museums beziehungsweise des Weinlokals Taverna unter den schattenspendenden Bäumen gemütlich gemacht hatten, um ihre facettenreiche Handwerkskunst (Lederschuhe, Borten-Weben und vieles mehr) zu demonstrieren, konnte man auf dem Museumsvorplatz mit den Legionären der im Vorjahr von Uwe Herwegh aus Großkarolinenfeld gegründeten Römergruppe Legio IX Hispana und der Coh-II-Raet der römischen Interessensgemeinschaft Straubing um Dietmar Kanert auf Tuchfühlung gehen. Zwischen den steinernen Architekturbauteilen (Spolien) des einstigen römischen Tempels und Kastells am Kirchenhügel informierten sie gerne über ihre Ausrüstung, das Lagerleben und das Wirken der Legionen.
An einem Weihealtar versuchte man in einer Zeremonie die Götter gnädig zu stimmen. Für alle Fälle hatte man sich den Medicus der Legio II Italica ausgeborgt, von der einige Legionäre einst als Benefiziarer in Bedaium stationiert waren. Am meisten Schwitzen musste sicherlich Sabine Wastlhuber, die an der Büste des römischen Kaisers Claudius, unter dem Bedaium-Seebruck rund 50 nach Christus gegründet worden war, in der prallen Sonne leckeres Brot nach antiker Rezeptur buk. Ihre Kollegin Daniela Spies hatte im kühleren ersten Stock des Museums viel über das Salz, das weiße Gold der Kelten, zu erzählen. Wer tiefer in die Salzabbau-Materie einsteigen wollte, war draußen bei Harald Licht und seiner Touto-Nanto-En-Sippe aus dem Inntal richtig. „Das älteste Salzbergwerk der Welt befindet sich im österreichischen Hallstatt, wo schon vor etwa 7000 Jahren mit dem Salzabbau begonnen worden ist. Doch erst später, in der Hallstattzeit zwischen 800 und 400 vor Christus, erreichte der Salzabbau seine Blüte“, erzählte Licht. Das Salz, mit dem ein reger Handel betrieben worden sei, habe den Kelten Ansehen und Wohlstand gebracht. Das Textilgewebe, das aus mindestens zwei Fadensystemen, Kette und Schuss besteht, gehöre zu den bedeutendsten Erfindungen der Menschheit, meinte Diamantweber Peter Böhnlein aus Bruckmühl, der gleich zwei Webstühle mitgebracht hatte, um die Kunst des althergebrachten Handwebens anschaulich vorzustellen. Seine fleißigen Vorfahren seien bei vollen Auftragsbüchern auf bis zu zehn Fadenspinner angewiesen gewesen, verblüffte er. Auf großen Anklang stießen im Römermuseum auch die sehenswerten Sonderausstellungen „Jagd und Fischerei in der Antike“ und „Besiedlungsgeschichte der Alz“, die bei freiem Eintritt besucht werden konnten. mmü