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Seeon-Seebrucker Nachrichten
Ausgabe 28/2022
Römermuseum - Archäologischer Rundweg
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Familiennachmittag „Technik in der Antike“ im Römermuseum Bedaium lockte viele Besucher

Seebruck/Chiemsee. Dem heißen Badewetter zum Trotz fanden sich viele interessierte Besucher zum 3. Familientag am 12. Juni 2022. Das Thema „Technik in der Antike“ bot Gelegenheit einmal die Bereiche Bau- und Vermessungstechnik selbst auszuprobieren. Im Schatten der Kirche St. Thomas und Stefan baute Dirk Eggenweiler zusammen mit Johannes Schmitzer die Vermessungswerkzeuge Groma, Chorobates und die Dioptra auf. Gewandet als spätantike Soldaten der LEGIO II ITALICA zeigten sie wie die Besatzung des Burgus von Bedaium vielleicht ausgesehen hat. Interessierte Besucher jeden Alters wurden zu Mitwirkenden an den Vermessungsarbeiten und fühlten sich bald selbst wie römische Legionäre. Die Ergebnisse der antiken Messtechniken wurden mit einem neuzeitlichen Lasermessgerät überprüft.

Otto Marx erzählte als einfacher Legionär von seinem Leben und der nicht immer bequemen Ausrüstung. Uwe Herwegh, der Neugründer der LEG IX HISPANA, kam in der Gewandung und Rüstung eines frühkaiserzeitlichen Tribuns und stellte quasi das obere Ende der Befehlskette in einer Legion dar.

Hans Veit begutachtete das Geschehen mit dem wohlwollenden Blick eines Veteranen der Legion. „Ich bin mittlerweile der dienstälteste römische Legionär Deutschlands.“ verriet der Endsiebziger im Gespräch mit Museumsleiter Ziereis „1984 habe ich schon begonnen mir meine Ausrüstung selbst zu bauen. Es gab ja weit und breit kein Geschäft in dem man diese Dinge kaufen konnte.“ Den ersten Helm hat der geschickte Handwerker aus Metallplatten selbst geschmiedet und auch im Kettenhemdflechten machte er sich im Bundesgebiet einen Namen. „Ich habe damals meinen ersten Gladius, die Sandalen und andere Ausrüstung gegen mein selbstgeknüpftes Kettenhemd getauscht.“ So ist seine Ausstattung im Laufe der Jahrzehnte gewachsen und er kann auf bald vier Jahrzehnte eines Römerlebens zurückblicken.

Im Römermuseum Bedaium zeigte Museumsleiter Ziereis den Besuchern die Grundlagen des Kettenhemd-flechtens und erläuterte die Vor- und Nachteile dieser Rüstung gegenüber den anderen Rüstungen der römischen Armee. Standesgemäß saß er dafür natürlich selbst im Kettenhemd hinter der Kasse und regelte zusätzlich den Besucherverkehr im Museum. Die Museumspädagogin Martina Ziereis führte gemeinsam mit den Besuchern die Modelle eines römischen Baukrans und den Bau einer römischen Bogenbrücke vor.

Im Obergeschoss des Museums bot Richard Bals aus Waldhausen den Besuchern die Möglichkeit gemeinsam ein Seil, nach althergebrachter Art aus Naturfasern zu drehen. Er hatte dafür sogar frische große Brennnesseln geschnitten und mitgebracht. Seine Frau führte derweil vor wie in der Antike eine Brettchenborte gewebt wurde.

Der nächste historische Familiennachmittag im Römermuseum Bedaium findet diesen Sonntag am 17.07.2022 von 13 – 17 Uhr unter dem Motto „Maße Gewichte Schrift“ statt.