Das Anfang Juli neu erschienene Buch „Chiemseepark Seebruck“ erzählt weit mehr als nur die junge Geschichte von Segelhafen und Strandbad. Wie war es früher, zum Beispiel im Jahr 1860, als Seebruck zum Winterhafen der Chiemsee-Schifffahrt wurde? Wodurch verschwand die erste Seebrucker Badehütte? Wo ist das Tor zum Süden?
Das reich bebilderte Buch mit 176 Seiten bringt ein Stück Seebrucker Heimatgeschichte näher. Es ist erhältlich in der Tourist-Info der Gemeinde, beim 1. Gartenfest des GTEV „Seerose“ Seebruck und im Buchhandel unter ISBN 978-3-00-072542-5 zum Preis von € 25,00. Für Einheimische, Gäste und Seebruck-Liebhaber - bestens geeignet auch als Geschenk.
Schon gewusst?
Zwei landwirtschaftliche Anwesen standen vor der Chiemsee-Wasserspiegelabsenkung (1900 – 1904) auf dem nur rund fünfzig Meter breiten Landstreifen zwischen dem Fuß der Seebrucker Friedhofsmauer und dem nahen Chiemseeufer. Die Unbilden eines Hochwassers waren hier besonders schmerzlich spürbar, wie sich den Seiten 15 und 16 des Buches entnehmen lässt. Die Anwesen trugen die Hausnamen Schuster (ehemals Haus Nr. 8, heute Am Chiemseepark 3) bzw. Schreiner oder Leyerer (ehemals Haus Nr. 9, heute Am Chiemseepark 5).
Der Hausname bleibt meist weiter am Anwesen, auch wenn es verkauft wird oder der Erbe es mit einem anderen Familiennamen übernimmt. Hausnamen können durch die örtliche Lage (Wassermann), einen Beruf (beim Weber) ein Gewerbe (der Kramer, der Posthalter), einen Vornamen, den Familiennamen oder den Spitznamen entstanden sein und bis ins Mittelalter zurückreichen. Ein Haus ist mehr als nur eine Konstruktion aus Stein, Holz, Lehm, Beton und Glas. Es ist auch eine Heimstatt für Menschen mit all ihrem Denken, Fühlen, Wollen und Schaffen. Ein Straßenname mit Hausnummer kann ein Gebäude lediglich verorten, ein Hausname dagegen spiegelt die Geschichte eines Anwesens wider und unterstreicht dessen Besonderheit. Noch im Jahr 1943 waren die 47 Gebäude in Seebruck nur von Nr. 1, 1 ½, 2 usw. bis Nr. 71 mit Auslassungen nummeriert. Straßennamen gab es nicht. Der Hausname war zum Auffinden eines Anwesens hier besonders hilfreich, denn jeder im Ort kannte den Hausnamen aber nicht unbedingt die Hausnummer. In der dörflichen Gemeinschaft sind, besonders unter den älteren Einheimischen, einige Hausnamen heute noch im täglichen Gebrauch, zum Beispiel beim Reimer mit der Reimer-Kurve oder beim Zollner. Viele sind aber auch schon weitgehend verschwunden wie der Bachhuber, der Weber, der Schuster, der Posthalter. Durch die vielen landwirtschaftlichen Betriebsaufgaben geht der Gebrauch von Hausnamen immer mehr zurück. Mit dem Verschwinden der Hausnamen geht ein Teil dessen verloren, was Heimat mit ausmacht.