Ansicht von oben mit Andreas Fenzl, Verbandsvorsitzendem und 1. Bgm von Rimsting
AUV-Chiemseekonferenz zeigt Möglichkeiten, Klimawandel entgegenzuwirken
Prien – Egal ob Wissenschaft oder Politik – alle waren sich einig: Der Klimawandel erlaubt kein Abwarten mehr, nur ein gemeinsames und schnelles Anpacken ermöglicht in Zukunft noch eine lebenswerte Umwelt. Das war die Quintessenz der sehr gut besuchten Chiemseekonferenz „Klimawandel – Nimmer warten – obagga“, die die Umweltbeauftragte Susanne Mühlbacher-Kreuzer vom Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV) in Prien organisierte und leitete.
Dass der Klimawandel „menschengemacht“ ist, stellte Dr. Thomas Birner, Professor für theoretische Meteorologie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, dar. Er erklärte die Folgen des durch Menschen immer höher werdenden CO2-Ausstosses, der vor allem in den letzten 100 Jahren extrem zugenommen hat und so den Treibhauseffekt immer weiter verstärkt. Die Auswirkungen dieser beispiellosen Erwärmung und die damit einhergehenden sozio-ökonomischen Auswirkungen sind auf der ganzen Welt sichtbar. Die Veränderungen müssten jetzt ernst genommen werden, bevor die Kipppunkte erreicht seien, an denen die aus dem Takt gekommene Systeme nur schwer wieder in den alten Zustand zurückzuführen sind. Dass erneuerbare Energien den Klimawandel eingrenzen können, zeigte Dr. Christian Holler, Professor für angewandte Naturwissenschaft und Mechatronik an der Hochschule München, auf. Eindeutiges Ergebnis: Jeder muss seinen persönlichen Energieverbrauch halbieren; der Ausbau der erneuerbaren Energien muss im Vergleich zum Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2021 bis 2045 verdoppelt bzw. verdreifacht werden; die internationale Zusammenarbeit muss verstärkt werden. Schnelles Handeln mahnte auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber an, der beispielhaft die Ernteausfälle in seiner Heimat Franken schilderte. Er sah neben der Politik, die für schnellere Genehmigungsverfahren und mehr Unterstützung für die Kommunalpolitik beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zuständig seien, jeden einzelnen Bürger in der Verantwortung. Den Bürger zum Handeln zu bringen, sah er – wie auch Holler und Birner – als eine besondere Herausforderung.
Dass es geht, zeigt die Gemeinde Wildpoldsried im Allgäu. Aus regenerativen Energiequellen deckt das Energiedorf seinen Wärmebedarf zu 60 Prozent und der erzeugte Strombedarf ist achtmal höher als der Eigenbedarf, erklärte Zweiter Bürgermeister Günter Mögele die eindrucksvolle Energiegeschichte der 2600-Einwohner-Gemeinde. Die Finanzierung gelang durch 100 Prozent Bürgerbeteiligung. Die Gemeinde hat nicht nur auf einen Mix aus erneuerbaren Energiequellen gesetzt. Die Ansiedlung eines Startup-Unternehmens, das sich der Speicherung angenommen hat, die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, das Errichten eines Energiebildungszentrum sowie die Unterstützung und Förderung afrikanischer Länder durch Energiewissen hat Wildpoldsried zum Leuchtturmprojekt gemacht.
Eine abschließende Diskussion gab allen „Hausaufgaben“ mit auf den Weg. Die Politik muss Barrieren wie langwierige Genehmigungsverfahren oder die 10H-Regelung für Windräder abbauen, CO2-Ausstoss teurer und die Bedingungen für erneuerbare Energie attraktiv machen. Aber auch alle Bürger müssen mitmachen, Energiesparen und akzeptieren, dass das Windrad und die Photovoltaik-Anlage auch vor der eigenen Haustür stehen werden.
Nachlesen können Sie die einzelnen Vorträge unter www.chiemseeagenda.de Rubrik Chiemseekonferenz 2022.
Text: Yvonne Feichtner