Im hauseigenen Keller, seinem „Musik-Wohnzimmer“, ist der Jubilar Otto Herzog nahezu täglich in seinem Element.
Für den Ersten Bürgermeister Wolfgang Desel ist es ein „Erlebnis“ mit Otto Herzog zu spielen.
Otto Herzog ist auch ein Kirchenmusiker aus Leib und Seele, hier beim Empfang der Wallfahrer in der St. Pauls-Kirche.
An diesem Wochenende feiert der gebürtige Strullendorfer Otto Herzog bei bewundernswerter Schaffenskraft und Vitalität seinen 90. Geburtstag. Die musikalische Leidenschaft des Musikers mit Kultcharakter begann schon als Jugendlicher mit 16 Jahren und lebt bis heute ununterbrochen fort. Seinen akribischen Aufzeichnungen nach wirkte er in den Jahren 1954 bis 1963 bei über 900 Auftritten mit. Vorsichtigen Schätzungen zufolge liegt die aktuelle Anzahl im fast schon unglaublichen Bereich von über 3 000.
Otto Herzog ist im Bamberger Umkreis zweifelsohne der bekannteste Musiker, der sich am Jazz und Blues erfreut und immer noch auf der Bühne steht. Zum einen mit der von ihm 2008 gegründeten „Ottos Swing- und Blues Band“ und immer überall dort, wo die Strullendorfer Kirchenmusiker – Wallfahrten, Gottesdienste, Prozessionen begleiten. Apropos Kirchenmusiker, zu denen seit vielen Jahr auch Erster Bürgermeister Wolfgang Desel gehört: „Otto ist ein Vollblutmusiker. Da springt der Groove und der Spaß an der Musik auf mich über, wenn ich ihn sehe und wir gemeinsam musizieren. Er ist einfach ein Erlebnis!“
Sein musikalisches „Wohnzimmer“, ja schon eine „Schatzkammer“, ist sein Probenraum im eigenen Keller, der vollgepackt mit Instrumenten, Auszeichnungen und Urkunden, Fotos sowie Paketen mit Noten. Die Proben-Frequenz: Fast täglich!
Herzog erinnert sich genau an das Jahr 1948. „Ich sammelte in dieser Nachkriegszeit über 15 Zentner Messing in Form von Patronenhülsen und hatte auch den Wunsch ein Musikinstrument zu lernen. Eigentlich hätte ich gerne eine Posaune gehabt, war dann natürlich auch mit der Jazz-Trompete zufrieden, die mit Vater in der Bamberger Tauschzentrale beim Eintausch eines Radiogeräts erworben hat. Das Radiogerät war das Tauschmittel für meine gesammelten Patronen.“ Noch vor der Währungsreform im Juni 1948 wurde also aus den Patronen ein Instrument, das das Leben des 90er-Geburtstagskindes bestimmte.
Und nun nahm das musikalische Leben von Otto Herzog seinen Lauf: Musikschule, Strullendorfer Tanzkapelle „Hummel-Hummel“, Hirschaider Tanzkapelle „Soviel Schwung“, Bamberger „Remy-Band“, Hauskapelle in den Haas-Sälen und in sämtlichen Amerikanischen Clubs in Bamberg. 1960 dann ein Meilenstein: Zusammen mit einem Freund gründete Herzog den 1. Jazz-Club Bamberg. Am 9. November im Gründungsjahr folgte das vielumjubelte Premieren-Jazz-Konzert im Luitpold-Keller (vormals „La-Paloma“). Im Jahr darauf organisierte er federführend das erste Jazz-festival in Bamberg. Parallel dazu ging er mit den „Remy-Dixielanders“ auf internationale Tournee. Die weiteren Stationen im Stenogramm: 1967 Aufnahme – meist als Solotrompeter - in das „Fränkische Konzertorchester Bamberg“ (ab 1995 Erster Vorsitzender), 1987 Gründungsmitglied der UNI Big-Band Bamberg (bis 2014).
Leuchtende Augen bekommt er, als er von seinen Vorbildern erzählte („ich habe sie alle live in Nürnberg gesehen“): Louis Armstrang, Count Basie und Duke Ellington. Dass er für den Glenn Miller-Sound voller Begeisterung schwärmt, ist natürlich nachvollziehbar. Ein filmisches Portrait von ihm, geschaffen von Klaus Fleischmann, bekam den Filmpreis „Bayerischer Löwe 2021“
Neben seinem Musik-Blut, das er an seine drei Söhne Rainer (Jazz-Trompete und -Piano), Helmut (Tenor-Saxophon) und Udo (Posaune) vererbte, bestimmte die Chemie sein berufliches Leben. Er arbeitete als Industriechemist bis zu seinem Rentenalter bei einem Strullendorfer Unternehmen.
Bleibt da noch Zeit für andere Hobbies? „Die Zeiten mit meiner 2022 Frau Erna in den Bergen bleiben unvergesslich. Heute gehe ich noch täglich mindestens eine Stunde in die Natur“.
Aus Anlass seines runden Geburtstages gibt Otto Herzog am Sonntag, 26. Mai (16 Uhr) mit seiner „Ottos Swing- und Bluesband“ ein Benefizkonzert – gewidmet seiner Frau Erna - in der Strullendorfer St. Pauls-Kirche (Vorschau folgt im nächsten Gemeindeblatt). Bei freiem Eintritt und erwünschten Spenden geht der Erlös dieses Jubiläumskonzertes zu Gunsten der Laurentius-Kirche für einen behindertengerechten Zugang.
Bertram Wagner