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Gemeindeblatt Strullendorf
Ausgabe 24/2023
Aktuelle Vorlauftexte
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Agri-Photovoltaik in Geisfeld?

Die Arbeitsgemeinschaft Ruhl & Martin hatte bereits vor einiger Zeit ihr Projekt einer Agri-Photovoltaikanlage mit Energiespeicher auf der Gemarkung Geisfeld im Strullendorfer Gemeinderat vorgestellt. Im Rahmen einer kürzlich abgehaltenen Informationsveranstaltung im vollbesetzten Sportlerheim der DJK Geisfeld konnten sich nun die Betroffenen vor Ort ausführlich über die geplante Maßnahme informieren und ihre ganz persönlichen Fragen an die Projektentwickler stellen.

Auf der geplanten Fläche von ca. 6,8 Hektar am Ortsrand von Geisfeld, entlang der BA 48, soll eine Agri-Photovoltaikanlage entstehen. Im Gegensatz zu den „normalen Freiflächenanlagen“ werden hier die Modulreihen weiter auseinander aufgestellt und die Module auf höhere Ständer gesetzt, um so darunter eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Module im Großformat, ca. 2,25 Meter mal 1,2 Meter mit einer Leistung von 500 Wp sollen hier zu Einsatz kommen. Durch die bifokale Glas-Glas Technik und die der Sonne nachgeführte Anlagentechnik will man einen höheren Flächenwirkungsgrad erreichen und damit Flächen einsparen.

Unter den Modulen könnten dann eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten angebaut werden bzw. als Alternative eine Schafbeweidung erfolgen. Durch ein solches Projekt wäre es möglich regionale und erneuerbare Energieversorgung, regional erzeugte Lebensmittel und Naturschutz in Einklang zu bringen. Verspricht man doch dadurch ein reduziertes Austrocknen des Bodens, einen reduzierten Hitzestress und einen gewissen Windschutz. Die Anlagenerstellung erfolgt nach den Anforderungen der DIN SPEC91434.

Die Projektentwickler rechnen aktuell mit einer Bausumme von 5 bis 5,5 Millionen Euro. Nach dem jetzigen Planungstand würde die Anlage durch die Ost-West-Nachführung eine Kraftwerksleistung von 5333 kW erzielen. Das wären 4000 kWp Photovoltaik und 1333 kW Speicherleistung. Die Stromproduktion würde sich auf 5.300.000 kWh im Jahr belaufen, mit der man 1325 Haushalte im Jahr versorgen könnte.

Für die Bürger und die landwirtschaftlichen Teilnehmer könnte eine Beteiligungsoption bzw. der Aufbau einer Ernteteilgemeinschaft entwickelt werden. Für die Gemeinde Strullendorf würde die Anlage eine Kommunalbeteiligung nach dem Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) von 0,2 Cent bringen, das wären rund 10.600 Euro pro Jahr. Dazu käme natürlich langfristig auch Gewerbesteuer.

Bis auf ein Flurstück haben die Projektentwickler die Zustimmung von den Eigentümern der anderen Grundstücke für die Anlage erhalten. Ein geeigneter Netzverknüpfungspunkt wird erst im Laufe des Verfahrens vom Netzbetreiber zugewiesen.

Um in die Umsetzung gehen zu können, müsste nun in die Bauleitplanung eingestiegen werden. Im Rahmen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes mit Grünordnungsplan und Umweltbericht können dann Einwände der Träger öffentlicher Belange, aber auch von betroffenen Bürgerinnen und Bürgern vorgebracht werden. Für dieses Verfahren rechnet man mit ein bis zwei Jahren. Darüber hinaus ist eine Innovationsausschreibung nach dem EEG notwendig, um eine entsprechende Vergütung zu bekommen. Diese hat eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von 30 Monaten zur Folge.

In der sich anschließenden Diskussion wurde auf die mögliche Blendwirkung der Anlage hingewiesen. Den Nutzen für die Geisfelder an sich hinterfragte man, genauso wie die Möglichkeit hier landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. Auch der Standort, in unmittelbarer Nähe des beliebten Gries-Kellers, diskutierte man und regte die Verschiebung des Projekts in Richtung Roßdorf am Forst an. Darüber hinaus gab es Fragen zur Entsorgung der PV-Module nach dem Ablauf ihrer Laufzeit.

Viele Fragen konnten letztendlich nicht abschließend beantwortet werden, da das Vorhaben noch ganz am Anfang steht. Bürgermeister Wolfgang Desel bezeichnete die Planungen als ein innovatives Projekt und nahm die Standortfrage und die Frage nach einer möglichen Bürgerbeteiligung an der Anlage mit in die weiteren Beratungen. Er forderte die Initiatoren auf Bürger-Beteiligungsmodelle zu erarbeiten und vorzulegen. Die örtlichen Jagdpächter hatten im Vorfeld keine Einwände gegen das Projekt geäußert.

Andrea Spörlein