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Gemeindeblatt Strullendorf
Ausgabe 49/2024
Mehrgenerationenhaus
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Mehrgenerationenhaus

Manche Eltern sind erstaunt und möglicherweise irritiert, wenn Kinder ihrer natürlichen Entwicklung nachgehen und ihren Körper entdecken und dabei ein Bewusstsein für ihr Geschlecht entwickeln. Irgendwann fangen sie an, sich als Mädchen oder Junge zu identifizieren und suchen entsprechende Rollen-Vorbilder. Sie sammeln Unterschiede und auch Erkenntnisse, dazu gehört, dass es nicht überall gesellschaftsfähig ist, wenn es sich selbst berührt (auch wenn es sich genauso gut anfühlt, wie z.B. ein Stück Schokolade essen) oder aber mit Gleichaltrigen auf körperliche Entdeckungsreise geht. Doktorspielchen (und andere Rollenspiele, bei denen der Körper im Mittelpunkt steht) sind vollkommen natürlich und wertvolle Entwicklungserfahrungen, sofern die Kinder „gleichwertig“ sind, d.h. keines dominiert (z.B. wesentlich älter) und beide damit einverstanden sind. Eltern sind gefordert, hier eine Balance zu finden zwischen „Erfahrung zulassen“ und „notwendigem Schutz“. So braucht es bewusst Rahmenbedingungen, die das Kind keiner Situation ausliefert, die es überfordert oder gar gefährdet.

Judith Terhar von der Katholischen Erwachsenen Bildung, hatte zum Thema „Neugierde und Doktorspiele“ einen sehr informativen in und interaktiven Elternabend gestaltet u.a. mit einer visuellen Methodik, die den Entwicklungsweg eines Kindes von Null bis Sechs als „Fluss“ darstellte. Die Begrenzung dürfen sich Eltern als Steine vorstellen, die den Fluss zwar fließen lassen aber dennoch Grenzen setzten oder besser gesagt Rahmenbedingungen, die nicht nur Begleitung sondern auch Schutz bedeuten. Dabei ist es entscheidend, das Kind darin zu bestätigen, dass es seiner eigenen Wahrnehmung vertrauen darf, um auch schlimmstenfalls auch Missbrauchs-Situationen mit einem „Nein!“ begegnen zu können. Von ebenso großer Bedeutung ist, dass das Vertrauen zu den eigenen Eltern trägt und ein sich An-Vertrauen möglich macht, wenn „etwas komisch ist“, z.B. wenn die eigene Grenze von jemand anderem überschritten wurde. Dazu gehört auch, dass Eltern vorleben, ihre eigenen Grenzen zu wahren und ihrem Kind aufzeigen, wenn die Entdeckung der Selbstwirksamkeit ihres Kindes für sie als unpassend empfunden wird. Denn Kinder lernen am Modell, Eltern sind Vorbilder und die wichtige Erkenntnis ist hier: andere haben auch Grenzen, die ich zu achten habe. Gerade in dieser Zeit, in der der Zugang zu Medien die kindliche Neugier in falsche Bahnen lenken könnte, ist es umso wichtiger, sich mit diesem (leider noch tabuisierten) Thema eingehend zu beschäftigen. Wie bei allen anderen Entwicklungsprozessen auch, geht es hier darum, sein Kind bewusst zu begleiten. Wird diese Begleitung versäumt, werden schlimmstenfalls Medien zum Vorbild! Da aufgrund von Krankheitsfällen einige Eltern nicht teilnehmen konnten, kann dieser Elternabend in 2025 auf Wunsch gerne wiederholt werden.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Judith Terhar für ihre Zeit, ihre wertvolle Arbeit vor Ort, die zu vielen neuen Erkenntnissen über die kindlichen Sexual-Entwicklung führte und zur Sicherheit in der Rolle der begleitenden Eltern beigetragen hat. Wir freuen uns schon auf einen nächsten Elternabend mit Judith Terhar von „Katholische Erwachsenenbildung“ Stadt und Landkreis Bamberg, Forchheim und Erlangen.