Im Rahmen der jüngsten Marktgemeinderatssitzung zeigte Dr. Hans-Jörg Barth vom eza! Energie- und Umweltzentrum Allgäu die Treibhausgasbilanz der Marktgemeinde Sulzberg auf. Laut Energiebilanz aus dem Jahr 2014 lag der CO2-Ausstoß der Kommune im Verkehrssektor bei 14.544 Tonnen pro Jahr (t/a), bei den Haushalten bei 7.796 t/a und im Bereich der Wirtschaft bei 9.704 t/a. Seinen Wärmeverbrauch deckt Sulzberg bislang zu ca. 30 Prozent aus erneuerbaren Energien, beim Stromverbrauch sind es mehr als 100 Prozent.
Maßnahmenkatalog zur Energiewende
Barth erklärte, für eine gelingende Energiewende müssten im Ort pro Jahr ca. 50 Gebäude energetisch saniert bzw. Heizungen ersetzt werden. Die Gemeinde habe sehr hohes Potenzial für Erdwärmesondenanlagen. Auch Grundwasserwärmepumpenanlagen, Fernwärme sowie Lösungen mit kalter Nahwärme oder Solarthermie seien grundsätzlich möglich. Nahwärme sei im Rahmen der Kanal- und Wassersanierung in Graben und im Neubaugebiet Moosbach (mit Kita und drei Mehrfamilienhäusern) denkbar. Holz als Energieträger sollte nur noch für Spitzenlasten verwendet werden, schränkte er ein, „da das örtliche Potenzial bereits ausgeschöpft ist“. Er empfahl den Gemeindevertretern, eine Wärmeplanung zu erstellen und die Nahwärme auszubauen, PV-Anlagen auf so vielen Gebäuden und Freiflächen wie möglich anzustreben, den Ausbau der Radinfrastruktur und des ÖPNV sowie die innerörtliche Verdichtung voranzutreiben und den Ausbau der Windkraft zu unterstützen. Wenn Neubauten unerlässlich seien, sollten diese treibhausgasneutral und flächeneffizient erfolgen. Dem Bau von Mehrfamilien- bzw. Mehrgenerationenhäuser sei dabei der Vorzug vor Einfamilienhäusern zu geben. Wichtig bei alledem sei es, die Bürgerinnen und Bürger mit ins Boot holen sowie Handwerksbetriebe am Ort zu halten und neue zu akquirieren. Zur Organisation aller Aufgaben legte er die Gründung einer Steuerungsgruppe samt Qualitätsmanagement oder Controlling nahe.
Sulzberg beteiligt sich an Gründung einer Energiegesellschaft des Landkreises Oberallgäu
„Bei der Energiewende haben die Kommunen eine Schlüsselrolle“, so Bürgermeister Gerhard Frey bei der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates. Sie müssten die Vorhaben der Bundes- und Staatsregierung unter Berücksichtigung sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Aspekte konkret umsetzen und den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. „Der Landkreis Oberallgäu und die kreisangehörigen Kommunen befinden sich hier in einer besonderen Situation. Durch die prädestinierte geographische Lage herrscht hier eine hohe Jahresglobalstrahlung und eine große Anzahl windhöffiger Standorte befinden sich in der Region“, so Frey weiter.
Energiepreise selbst steuern, Wertschöpfung vor Ort halten
Ziel des Landkreises Oberallgäu sei es, bis 2035 eine Selbstversorgung mit erneuerbarem Strom zu erreichen. Damit mache man sich auch von externen Energieerzeugern oder -lieferanten unabhängig und habe die Möglichkeit, die Energiepreise selbst zu steuern sowie die Wertschöpfung vor Ort zu halten.
Gemeinsames strategisches Handeln auf Landkreisebene
Für die Umsetzung der damit einhergehenden neuen Aufgaben sei ein gemeinsames strategisches Handeln auf Landkreisebene wichtig. „Hierfür ist eine gemeinsame Organisationsform, bei der die Beteiligung der Bevölkerung sowie weiterer regionaler Akteure ausdrücklich erwünscht ist, mehr als sinnvoll“, so der Rathauschef. Seiner Empfehlung, sich gemeinsam mit dem Landkreis Oberallgäu und weiteren kreisangehörigen Kommunen an der geplanten Gründung einer Energiegesellschaft privatrechtlicher Art zum Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreisgebiet anzuschließen, folgte der Marktgemeinderat einstimmig. Die einhellige Meinung: „Weder die Gemeinden, noch der Landkreis oder das AÜW könnten diese Aufgabe alleine bewältigen.