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Sulzberger Bürgerblatt
Ausgabe 27/2023
Gemeindebücherei
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Die karierten Mädchen

Das Buch der Autorin Alexa Hennig von Lange ist der erste Band einer Trilogie, die vom Ende der Zwanziger- bis in die Sechzigerjahre reicht. Sie ist inspiriert von den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter Klara, die diese blind und mit über 90 Jahren auf mehr als 130 Tonbandkassetten aufgenommen hat. So offenbart sie das bestgehütete Geheimnis – die Geschichte ihres Lebens.

Klara ist überglücklich als sie mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 eine der raren Stellen als Hauswirtschaftslehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum bekommt. Eines Tages wird dort das Baby Tolla abgegeben, dem sie sich sofort stark verbunden fühlt. Die wirtschaftliche Lage spitzt sich zu und Klara, die das Heim inzwischen leitet, sucht die Nähe der neuen Machthaber in der Hoffnung auf Rettung. Sie erkennt zu spät, mit wem sie sich eingelassen hat. Die Nationalsozialisten machen aus dem Haus ein Frauenbildungsheim, das bei den Schülerinnen die Liebe zu Volk und Kind wecken soll, statt sie zu eigenständig denkenden Frauen zu erziehen. Ständige Besuche der Nazi-Funktionäre bringen Klara selbst in Gefahr, denn Tolla, das Waisenkind, das inzwischen wie eine Tochter an ihrer Seite lebt, ist jüdischer Herkunft.

Ein historisch interessanter und dramatischer Roman, der spannend zu lesen ist und ein Porträt einer Generation zeichnet, die nicht über ihre Vergangenheit sprechen konnte.