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Sulzberger Bürgerblatt
Ausgabe 31/2022
Vereine und Verbände
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Historischer Arbeitskreis Sulzberg

Allgäuer Zeitung 1919

Aus dem Gerichtssaal

Strafkammer des k. Landgerichts

§ Kempten 22. Feb. Der Hass gegen die Gendarmerie, der in gewissen Kreisen oft anzutreffen ist, scheint auch bei den Gebrüdern Johann und Wilhelm Hörmann aus Hitzleberg, Gemeinde Sulzberg, in starkem Maße ausgeprägt zu sein. Dies illustriert ein Vorfall der sich am Vormittag des 22. August v. J. in Hitzleberg abspielte und den Gendarmerie Sergeanten Frdr. Kesselring von Unterzollhaus in schwere Nöten brachte. Joh. Hörmann war damals in eine „Grobe Unfugs“ Angelegenheit verwickelt und sollte von dem genannten Gendarmen darüber einvernommen werden. Er ging mit seinem Bruder Wilhelhm gerade vom Felde heim, als der Gendarm sich ein kleine Audienz von ihm erbat. Das edle Bruderpaar aber beeilte sich, dessen Annährungsversuch rundweg abzulehnen mit der einmütigen Antwort: „Mach daß du weiter kommst!“

Gendarmen sind aber durch derartige Höflichtskeitsphrasen nicht zu bestechen. So folgte dann Kesselring den beiden zu deren Anwesen, kam ihnen anfänglich aber auch dort nicht bei, weil sie sich in der Geschirrkammer eingeschlossen hielten. Schließlich wurde ihnen aber diese Defensivhaltung zu dumm und sie ergriffen die Offensive. Wilhelm eröffnete dieselbe, indem er heraustrat und dem postenstehenden Gendarmen einen Stoß versetzte. Als zweites Aufgebot kam dann Johann hervor, bewaffnet mit einer soliden Mistgabel. Mit gleichzeitigen, der Situation angepaßten Beschwörungsworten suchten sie den Belzebub „Staatsgewalt“ auszutreiben. Aber es ist wirklich so: Ausgetrieben kehrt er mit noch neun anderen zurück, und so sind auch die letzten Dinge ärger geworden als die ersten: wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt erhielten die beiden durch schöffengerichtliches Urteil je einen Monat Gefängnis, woran auch ihre gestrige Berufung nicht änderte.

Der Vorsitzende Josef Brack