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Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf
Ausgabe 25/2023
Ornbau
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Rede des Ersten Bürgermeisters zum Volkstrauertag 2023

Wir erinnern uns am Volkstrauertag an die unzähligen Toten der Kriege, von Gewalt und Terror und an die Opfer von Vertreibungen. Wir gedenken nicht nur jener Menschen, die unter den Deutschen während der finstersten Abschnitte unserer eigenen Geschichte gelitten haben, sondern auch all jener, die bis heute unter bewaffneten Auseinandersetzungen, Terror und Folter leiden und an deren Folgen sterben.

Die Opfer von Kriegen haben 2022 einen traurigen, seit 1994 nicht gesehenen Höchststand erreicht (Quelle: Global Peace Index). 238.000 Menschen, so viele Einwohner wie die die Hälfte der zweitgrößten Stadt Bayerns, Nürnberg zählt, sind getötet worden. Noch mehr starben durch Hunger, unbehandelte Krankheiten und nach Flucht. Dies ist erschreckend und gibt zu denken.

Denn: Hinter dieser Zahl stehen Einzelschicksale und heute sind unsere Gedanken bei diesen Menschen, den betroffenen Familien und Freunden. Das Leid der Verstorbenen und Verletzten und die Trauer der Hinterbliebenen lässt sich nur erahnen, schon gar nicht messen oder aufwiegen.

Mit Blick auf die Ukraine ist Krieg für uns so nah wie seit langem nicht mehr. Wir gedenken der Opfer und Leidenden in der Ukraine und bieten den Geflüchteten hier vor Ort unsere Hand. Bei all den Emotionen dürfen wir nicht vergessen, dass der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine nicht vom gesamten russischen Volk ausgeht, sondern von einer machthungrigen Elite. Unser Mitleid gilt somit allen getöteten Soldaten, die diesem verbrecherischen Krieg auf beiden Seiten nicht ausweichen konnten.

Genauso wichtig ist uns der Blick auf Kriege, die weit entfernt stattfinden. Mit einer Mischung aus Hoffnung und Besorgnis beobachten wir die Entwicklungen in Äthiopien und ganz unmittelbar und aktuell in Israel. Vor etwas mehr als zwei Jahren ist in Äthiopien ein brutaler und tödlicher Krieg ausgebrochen, der unzähligen Menschen Hunger und Leid gebracht hat. Vor gut fünf Wochen hat die Terrororganisation Hamas Israel angegriffen und ein Blutbad angerichtet, für das uns schlichtweg die Worte fehlen. Golda Meir, die ehemalige Ministerpräsidentin Israels, sagte einst "Es wird nur Frieden im Nahen Osten geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie Israel hassen." Ein Zitat, das zeigt, dass der gegenseitige Hass an die nächste Generation weitergegeben werden kann und das Leid unvermindert auch die nächste Generation treffen wird.

Gewalt in Worten und Gewalt in Taten gehen Hand in Hand. Es ist unsere Aufgabe, populistischen Anfeindungen entschieden entgegenzutreten, damit Rassisten und Terroristen und Menschen, die unsere Werte buchstäblich mit Füßen treten, keinen Rückhalt in der Bevölkerung spüren. Abschließend appelliere ich deswegen noch einmal an alle, für Zusammenhalt und Solidarität einzustehen sowie Spaltung und Populismus entgegenzutreten. Demokratie und Frieden müssen immer wieder verteidigt, soziale Gerechtigkeit immer wieder erkämpft werden.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte Sie nun, mit einer Schweigeminute der unzähligen Männer, Frauen und Kinder zu gedenken, die Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind. Wir schließen in dieser Schweigeminute auch die Angehörigen mit ein.

Herzlichen Dank an alle Beteiligte, die es wieder ermöglicht haben, traditionell die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag durchzuführen: Kirchengemeinde und Pfarrer Dr. Börschlein, Musikverein, Männergesangverein, Vereine mit Fahnenabordnungen und natürlich unsere Soldaten- und Reservistenkameradschaft Ornbau.

Ich wünsche einen angenehmen und friedvollen Sonntag und ende mit einem Zitat von Martin Luther King Junior: "Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit." Dieses Zitat erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur das Schweigen der Waffen bedeutet, sondern auch eine gerechte und inklusive Gesellschaft, in der die Würde jedes Einzelnen geachtet wird. Denn soziale Sicherheit ist und bleibt der wichtigste Pfeiler gegen Hass und Gewalt.

Marco Meier
Erster Bürgermeister