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Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Triesdorf
Ausgabe 5/2023
Ornbau
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Stadt Ornbau zur geplanten Flüchtlingsunterkunft in Gern

Der Ornbauer Bürgermeister Marco Meier berichtet von einem Vorhaben des Landkreises Ansbach, ein im Ornbauer Ortsteil Gern seit Januar leerstehendes Gastronomiegebäude anzumieten. Darüber hinaus sollen auf dem angrenzenden Grundstück noch Container aufgestellt werden. Insgesamt sollen dadurch rund 60 Flüchtlinge in Gern untergebracht werden. Im touristisch geprägten Ortsteil Gern wohnen rund 180 Einwohner. Das Gastronomiegebäude und das Grundstück befinden sich direkt gegenüber dem Altmühlzuleiter mit Badestrand und Kiosk. Ab dem kommenden Jahr soll ein Feriendorf für Touristen in direkter Nachbarschaft entstehen. Bürgermeister Meier fasst zusammen: "Der Standort mitten in einem touristisch geprägten Ort ist aufgrund einer fehlenden Infrastruktur gänzlich ungeeignet. Es ist keine Nahversorgung vorhanden und es gibt keine gute Anbindung an den ÖPNV, mit der die Flüchtlinge selbständig werden können. Die Flüchtlinge sind auf sich allein gestellt. Auch verträgt der Ortsteil selbst mit seinen rund 180 Einwohnern keine weiteren Flüchtlinge mehr. "Die Akzeptanz für mehr Flüchtlinge ist verständlicherweise nicht mehr vorhanden." Meier erläutert, dass in seiner kleinen Stadt Ornbau mit nicht einmal 2.000 Einwohnern bereits über 80 Flüchtlinge leben und ehrenamtlich betreut werden. In der Altstadt gibt es eine größere Liegenschaft, in der schon rund 20 Flüchtlinge untergebracht sind. "Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind bereits an den Grenzen des Machbaren angelangt. Wir hier in Ornbau können keine weiteren Flüchtlinge in unserem Stadtgebiet mehr aufnehmen. Wir sind am Ende!" Allein schon die Betreuung der Menschen, die im leerstehenden Gasthaus untergebracht werden sollen, sei nicht mehr zu schaffen: "Wir sind in Ornbau mit der ehrenamtlichen Betreuung von über 80 Flüchtlingen am Ende unserer Leistungsfähigkeit angekommen. Auch in unserer Grundschule oder in unserer Kindertageseinrichtung sind die Kapazitäten ausgeschöpft. Ich habe großes Verständnis, dass der Landkreis, der die Verteilung der Flüchtlinge als staatliche Aufgabe übernehmen muss, händeringend nach Liegenschaften sucht. Wir haben hier in Ornbau unseren Teil als kleine Stadt mehr als erfüllt. Ich bin sehr stolz, was unsere Ehrenamtlichen leisten. Wir hoffen nun gemeinsam auf das Fingerspitzengefühl und das Verständnis unseres Landrates", so Meier.

Der Ornbauer Bürgermeister unterstützt den Vorschlag seiner beiden Kollegen Patrick Ruh aus Feuchtwangen und Christoph Hammer aus Dinkelsbühl, einen transparenten Plan zu verfolgen, um die geflüchteten Menschen gerecht auf die Gemeinden zu verteilen. "Ich vermisse allerdings konkrete Vorschläge von meinen beiden Kollegen, wie eine gerechte Verteilung der geflüchteten Menschen im Landkreis aussehen kann", kritisiert Meier. "Wir betreuen bei knapp 2.000 Einwohnern rund 80 Flüchtlinge ehrenamtlich. Wenn Feuchtwangen und Dinkelsbühl mit jeweils mehr als 10.000 Einwohnern von einer Anzahl von jeweils 150 Flüchtlingen spricht, ist doch noch Potential in den größeren Städten vorhanden? Wie soll ich das denn hier in Ornbau noch vermitteln? Die Flüchtlinge seien doch dort am besten aufgehoben, wo auch die Infrastruktur vorhanden ist, zum Beispiel der Anschluss an eine bessere ÖPNV-Verbindung oder wo die Supermärkte ganz einfach zu Fuß zu erreichen sind." Der Landkreis sei nun gefordert, nach den Vorschlägen von Ruh und Dr. Hammer, sich ein Konzept für eine gerechte Verteilung zu überlegen. Dabei sollten auch die Bürgermeister der 58 Kommunen im Landkreis stark einbezogen werden, so Meier.

Das sogenannte Ankerzentrum für den Regierungsbezirk Mittelfranken in Zirndorf ist zu 100 Prozent ausgelastet. Nach der Ankunft und Registrierung werden die geflüchteten Menschen in die Landkreise und kreisfreien Städte verteilt. Die Situation ist dramatischer als in der Flüchtlingskrise 2015/2016. Meier stimmt daher in einem Punkt seinen beiden Kollegen voll und ganz zu: "Die Kommunen werden von der großen Politik in Stich gelassen. In Berlin muss schnellstens ein Umdenken passieren. Die Strukturen in den Kommunen sind völlig erschöpft und die Bürgermeister machen bald nicht mehr mit." Meier erhofft sich vom heute auf Bundesebene stattfindenden Flüchtlingsgipfel sehr viel, zu dem die Bundesinnenministerin eingeladen hat. Sehr verwundert zeigt sich Meier beim Vorschlag der beiden Bürgermeisterkollegen, das Ansbacher Landratsamt mit mehr Personal auszustatten, nämlich eine koordinierende und mehrere hauptamtliche Stellen für die Flüchtlingsarbeit zu schaffen. "Ich sitze mit meinen beiden Kollegen Patrick Ruh und Christoph Hammer in verschiedenen Kreistagsgremien. Derzeit finden intensive Haushaltsberatungen statt. Von den Forderungen der beiden Kollegen höre ich zum ersten Mal aus der Zeitung. Der Ansatz ist richtig und ich hoffe, wir können diese Überlegungen noch in die Haushaltsberatungen am Freitag in der Kreistagssitzung einfließen lassen."