Ernst Pientschik (stehend) während seinem Vortrag zur Lage der Soldaten- und Veteranenkameradschaft
Eine lange Tradition neigt sich dem Ende zu, als der Vorstand der Soldaten- und Veteranenkameradschaft Untermeitingen unter der Führung von Ernst Pientschik die Auflösung für die diesjährige Jahreshauptversammlung vorbereitet hatte. Im 152. Jahr ihres Bestehens hatten sie sich darauf vorbereitet, dass die anwesenden Mitglieder schriftlich über den Fortbestand abstimmen. Dieser Vorgang sollte nur noch als formelle Bestätigung dienen, denn bereits vor einem Jahr wurde mitgeteilt, dass der Vorstand komplett aufhören wird. Die sofortige Auflösung ist auch rechtlich nicht zu beanstanden, da die Kameradschaft kein eingetragener Verein ist. Doch es kam anders als erwartet.
Es habe sich trotz vieler Bemühungen keine Nachfolger gefunden, um die Aufgaben innerhalb des Vorstands wahrzunehmen. Die Position des 2. Vorsitzenden blieb seit Jahren unbesetzt, und auch für den Posten des Fahnenträgers konnte keine Person gefunden werden. Was den Nachwuchs des auch zum Schluss noch mit knapp 130 Mitglieder starken Vereins betrifft, habe die Aussetzung der Wehrpflicht und die Veränderungen des Militärstandortes spürbare Spuren hinterlassen. Auch die nicht mehr stattfindenden Gedenkfeiern in Schwabstadl erhärten die Auflösung. „1872 ist unsere Kameradschaft als einer der ersten im Ort gegründet worden“, sagt Pientschik,“und es tut mir in der Seele weh, keinen Nachfolger zu haben und so diesen Schritt nun vollziehen zu müssen“. Alters- und gesundheitliche Gründe führen die seit Jahrzehnten amtierenden Vereinsverantwortlichen an. Warum sie händeringend um Nachfolger suchten. Letztlich vergebens.
Die Soldaten- und Veteranenkameradschaft war bis jetzt fest im Ortsleben Untermeitingen verankert. So habe man die Pflege der Kriegerdenkmäler übernommen. Feste Bestandteile im Jahreskalender waren die Feier zum Volkstrauertag, Weinfest und die beliebten Vereinsausflüge. Auch bei der Maibaumwache hat sich der Verein immer eingebracht. In Erinnerung bleibt wohl die Feier zum 150-jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 2022.
In der Aussprache gab es dann doch noch kontroverse Meinungen. Bürgermeister Simon Schropp bestätigte sehr wohl, dass niemand mehr eine dauerhafte Verpflichtung für Aufgaben übernehmen möchte und sich die Begeisterung nur noch in Momentaufnahmen zeige. Dennoch schürrt Schropp die Hoffnung, dass es doch noch jemanden gibt, der die Vorstandsarbeit übernimmt und bittet, die Auflösung hinauszuzögern. Gerade in der jetzigen Zeit ist es erforderlich, an die früheren Kriege, deren Opfer und Vermissten zu gedenken. Ebenso appelliert Altbürgermeister Georg Klausner an das Weitermachen und fordert die Mitglieder auf, mit Nein zu stimmen. Gemeinderätin Ella Uhl plädiert dafür, jetzt erst recht Nachfolger zu suchen. Trotz der Diskussionen blieb der amtierende Vorstand bei seiner Entscheidung. Bürgermeister Schropp schlug vor, den Traditionsverein über die Gemeinde zu verwalten. In den nächsten sechs Monaten wollen Schropp, Manfred Salz und Ella Uhl sich gemeinsam bemühen, eine neue Vorstandschaft zu finden und aufzustellen. Wer gerne ehrenamtlich eine führende Position in einem ehrwürdigen Verein übernehmen möchte, darf sich melden. Die überraschende Entwicklung überrumpelte Ernst Pientschik, der nicht damit gerechnet hatte. Es bleibt abzuwarten, ob die Bemühungen der Gemeinde Früchte tragen und die Tradition der Soldaten- und Veteranenkameradschaft Untermeitingen fortgeführt werden kann.