Unterwössen – Und wieder eine dieser Konzertüberraschungen, wie sie in Unterwössen mit Pfarrkirche und Achentalhalle immer die Erwartungen an ein Konzert im ländlichen Raum sprengen. Elisabeth Urban überraschte und begeisterte ihr Publimum mit ihrer Violine als Soloinstrument in der Reihe „Musik für die Seele“. In ihrem gut halbstündigen Soloprogramm spielte sie Werke von Johann Sebastian Bach und Fritz Kreisler – konzentriert, technisch auf höchstem Niveau und mit beeindruckender musikalischer Tiefe.
Die Geigerin Elisabeth Urban studierte in München bei Prof. Winfried Wenzel und Prof. Sonja Korkeala, war Praktikantin im Philharmonischen Orchester Augsburg und sammelte kammermusikalische Erfahrungen in Kursen bei namhaften Dozenten. Urban ist seit Jahren als Musikpädagogin tätig – an der Musikschule Grassau und am musischen Pestalozzi-Gymnasium in München.
Die Musikerin verzichtete auf große Gesten. Den Auftakt bildete Bachs Solo-Sonate in g-Moll, ein Werk voller Ernst und innerer Spannung. In dessen Fuge, einem technischen und musikalischen Meisterwek des Komponisten klingt die Violine mehrstimmig, eine Herausforderung für jede Geigerin. In den schnellen Sätzen bewies Urban technische Souveränität, ohne den musikalischen Gehalt zu vernachlässigen.
Es folgten ausgewählte Sätze aus der Partita in E-Dur – unter anderem das bekannte Preludio. Hier zeigte sich Urbans Leichtigkeit im Bogen, ihre Fähigkeit, schnellen Bewegungen Transparenz und Eleganz zu verleihen. Die barocken Tanzformen blieben lebendig, wirkten natürlich und unmittelbar.
Zum Abschluss wählte die Musikerin einen Stilwechsel mit dem „Recitativo und Scherzo-Caprice“ von Fritz Kreisler. Jetzt klang die Violine frei, modern, fast theatralisch. Urban nutzte den Raum, ließ die Töne atmen, setzte Kontraste. Das Rezitativ wirkte wie ein monologischer Ausbruch, das Scherzo lebte von Virtuosität, Witz und blitzschnellen Wechseln. Hier offenbarte sich ein anderer Aspekt ihres Könnens: Spielfreude, Humor, Risikobereitschaft. So bewies sie ihre musikalische Bandbreite, zuerst ernst, dann tänzerisch und schließlich witzig, alles in einem gut halbstündigen Programm.
Nur wenig und dann kurz sprach ihr Ehemann Dominik Leitner verbindende Worte. Die geistigen und körperlichen Herausforderungen des Programms zeigten sich am Ende. Nach dem letzten Ton hielt Urban kurz inne, dankte für den kräftigen Beifall. Dann aber verzichtete sie nach dem so intensiven und dichten Konzert auf eine Zugabe.
fg