Chiemgau - Wenn Alphornklänge auf Jazz treffen, klassische Kompositionen auf Bergpanoramen und Volksmusik auf modernes Crossover, dann ist wieder Zeit für das Chiemgau Alm Festival. Vom 28. Juni bis 13. Juli 2025 verwandeln sich die Almen des Chiemgaus in stimmungsvolle Freiluftbühnen - mit Konzerten, Gottesdiensten und musikalischen Gipfelerlebnissen.
Gleich zu Beginn wird es feierlich - aber nicht im festlichen Sinne, sondern in einem, der innerlich nachklingt. An der Klosterkirche Maria Eck, einem Ort mit jahrhundertealter spiritueller Geschichte, erklingt am 28. Juni, 17 Uhr, Musik „Für’s Gmiat“. Musikerinnen und Musiker aus der Region begleiten den Berggottesdienst mit Zither, Harfe, Ziach und Bläsern. Danach geht es gemeinsam zum Egger Stadl, wo ein Hoagart die erste Begegnung mit der musikalischen Seele des Festivals bietet: authentisch, bodenständig, berührend.
Am darauffolgenden Sonntag verlagert sich das Geschehen ins Forsthaus Adlgaß bei Inzell. Dort treffen ab 18 Uhr fein aufgespielte Tanzlmusi, jugendlicher Schwung und regionale Produkte aufeinander - eine Veranstaltung, die mit Musik die Menschen verbindet.
Das erste Juliwochenende schlägt den Bogen von feinster Kammermusik bis zu wildem Almrock. In der Streichenkirche spielen am Freitag, 4. Juli, 19 Uhr, die „Clarinetti Noricum“ aus Bayern, Südtirol und Slowenien - ein Ensemble, das mit Klarinetten und beeindruckender Spielfreude Grenzen überwindet, sowohl musikalisch als auch geografisch.
Am Samstag wird es dann richtig lebendig: Während auf der Schwarzachen Alm die Nachwuchsmusiker:innen der Berufsfachschule Altötting in einem „Alm Hoagascht“ zeigen, wie modern Volksmusik klingen kann, lädt die Priener Hütte zum humorvoll-musikalischen Höhenflug mit dem Wammerl-Duo und den Sängerinnen von „Süßes Zweierlei“. Barock trifft auf Bier, Tango auf Trompete - das ist musikalischer Schabernack auf höchstem Niveau.
Der Sonntag, 6. Juli, zeigt das Festival in seiner ganzen Bandbreite. Auf der Winklmoosalm findet ein ökumenischer Berggottesdienst statt, musikalisch begleitet vom Duo harfe.horn, das mit Harfe, Horn und Alphorn feine, fast kontemplative Töne in die Landschaft legt. Wer zur Rechenbergalm wandert, erlebt dort die lebendige Tradition der Trachtenvereine, die gemeinsam mit den „Aufsteigern“ der Hascht dawei Musi musizieren. Und auf der Sonnenalm bringt die Band Uferlos ihr ganz eigenes Klanguniversum mit - irgendwo zwischen Pop, Rock und Volksmusik, aber immer unverkennbar uferlos.
Das zweite Wochenende beginnt am 12. Juli mit einem musikalischen Blick über den Chiemgau, so wortwörtlich wie klanglich. Am Adersberg Berghotel interpretiert das Quartett von Susi Weiss und Heinz Dauhrer Werke des großen Louis Armstrong - darunter „Hello Dolly“ und „What a Wonderful World“ - in einem Ambiente, das wie gemacht scheint für diese Songs. Oben am Hochfelln trifft zur gleichen Zeit Blech auf Harfe, wenn das Grassauer Bläserensemble gemeinsam mit der Solistin Silke Aichhorn konzertiert. Es sind Momente wie diese, in denen das Chiemgau Alm Festival zeigt, was es wirklich ist: kein Event, sondern ein Gefühl.
Und dieses Gefühl erreicht am Abend desselben Tages einen besonderen Höhepunkt, wenn das HeimArt-Trio zur Hindenburghütte einlädt. Mit einem Programm, das Volksmelodien aus Rumänien, Spanien und Bayern in klassische Gewänder kleidet, schaffen die Musikerinnen und Musiker eine dichte Atmosphäre zwischen Virtuosität und Heimatklang. Die humorvolle Moderation macht das Konzert zudem zu einem Erlebnis mit Augenzwinkern - und mit Tiefgang.
Am letzten Festivaltag steht der Nachwuchs im Mittelpunkt. Früh am Sonntag, den 13. Juli, füllt sich die Rachlalm mit Stimmen und Instrumenten junger Preisträgerinnen, die mit sichtbarer Freude zeigen, wie viel Leben in der Volksmusik steckt. Nachmittags wird das musikalische Feld noch einmal geweitet: Die Big Band „Teacher’s Groove“, bestehend aus Lehrerinnen und Lehrern der Musikschule Grassau, bringt mit Jazzstandards, Soulklassikern und modernen Titeln Schwung auf die Naturbühne am Rachlhang. Und wer dann noch nicht genug hat, sollte zur Rachlalm weiterwandern. Dort endet das Festival mit einem musikalischen Ausklang, bei dem noch einmal alles zusammenkommt, was das Chiemgau Alm Festival ausmacht: Blasmusik, Gesang, Tanz, Gemeinschaft - und das Gefühl, dass Kultur kein Ort ist, sondern eine Haltung.
Eintritt wird nicht verlangt - stattdessen wird um den Kauf eines „Festival-Markerls“ in Höhe von fünf Euro gebeten. Damit unterstützt man eine Veranstaltungsreihe, die seit Jahren beweist, dass Musik auch in der Abgeschiedenheit der Berge mehr bewegt als Worte es können.