Unterwössen. Weithin sichtbar steht die 2013 geweihte Antoniuskapelle am Wander- und Forstweg hinauf zum Balsberg. Wanderer rasten hier gerne und genießen von der nahen Bank den Blick auf das schmucke Kirchlein und das Dorf Unterwössen. Nun luden die Erbauer und Stifter, die Familien Hans und Manfred Höglauer, zur Feier des zehnjährigen Bestehens ein.
Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst mit Pfarrer Martin Straßer am Altar vor der Kapellentür. Die Sitzreihen vor ihm waren gut gefüllt. Vieles erinnerte an die Einweihungsfeier vor 10 Jahren: Das Wetter war herrlich, in der Sonne fast zu warm. Diakon Erik Oberhorner assistierte damals Pfarrer Wernberger, heute Pfarrer Strasser. Gebirgsschützen eröffneten den Gottesdienst mit dem Böllersalut, Bläser spielten die Noten in der Bearbeitung des damals dirigierenden, inzwischen verstorbenen Unterwössner Musikschulgründers Jochen Langer. Die Gottesdienstbesucher saßen auf Bänken gegenüber der Kapelle oder im Schatten links der Kapelle am Weg.
Jetzt las Stefan Steinbacher von Gottes Auftrag an das Volk Israel, den er Moses am Berg Sinai gab. Diakon Erik Oberhorner trug bei, wie Jesus seinen Jünger aussandte. „Geht zu den Verlorenen des Hauses Israel.“
In seiner Predigt sprach Pfarrer Straßer davon, wie er, als er vor 10 Jahren den Auftrag ins Achental erhielt, die Gegend mit dem Rad erkundete. Damals sei er auf die Kapelle gestoßen und habe sich als Gottesmann sehr dafür interessiert. Er rastete an der Kapelle und habe sich seine Gedanken gemacht. Das sei der erste Sinn einer Kapelle, zu rasten, zur Ruhe zu kommen. So entstehe die Situation, gute Gedanken zu fassen. Gottes Stimme zu hören gelinge am besten, wenn man zur Ruhe kommt, findet Strasser. Der zweite Sinn einer Kapelle zeige sich in den Symbolen der Kapelle, die auf Gott verweisen. Der Pfarrer verwies auf das Kreuz auf dem Dach. Es ist dem Gipfelkreuz des Hohen Göll nachempfunden. Anstelle des Bergkristalls findet sich im Unterwössner Exemplar eine geschmiedete Lilie im Zentrum des Kreuzes. Pfarrer Straßer verweist auf die Kapellenfenster hinter dem Altar. Wie aus bunten Splittern zusammengesetzt, spiegeln sie Zerrissenheit wider, passend zur zerklüfteten Figur des Heiligen Antonius in der Kapelle, die der Unterwössner Bildhauer Andreas Kuhnlein in seiner typischen Arbeitsweise mit der Motorsäge schuf. All das seien Symbole, die auf Gott hinweisen, findet Strasser. Sie helfen, Vertrauen zu gewinnen, dass die Liebe Gottes allgegenwärtig ist.
Der dritte Sinn gehe vom Patrozinium, dem Schutzpatron der Kapelle aus. Ihr Schutzherr ist der Zweitpatron der Unterwössner Pfarrkirche, der Heilige Antonius. Straßer erzählt aus den Überlieferungen zum Leben des Heiligen Antonius. In den heutigen schwierigen Zeiten haben wir unser Schicksal nicht in der Hand, sieht der Pfarrer. Da helfe es, im Heiligen Antonius seinen starken Fürsprecher zu finden.
Die Fürbitten las aus der Stifterfamilie Karo Höglauer, gleichzeitig Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Den Gottesdienst in der freien Natur begleiteten sehr schön vom kleinen Hang rechts der Kapelle die „Antoniusbläser“. Das sind Anton Fritschka, Anton Fritschka junior, Georg Schlaipfer und Anton Döllerer.
Erneuter Böllersalut der Gebirgsschützen schloss den Gottesdienst. Mitstifter Hans Höglauer ergriff die Gelegenheit Danke zu sagen. Die Vorbereitungszeit für dieses Jubiläum hätten einmal mehr deutlich gemacht, wie beide Familien Höglauer mit Kindern und Enkel zusammenstehen und miteinander anpacken. Er dankte den Helfern und Mitwirkenden rund um das Fest.
Höglauer sah in dem starken Besuch des Gottesdienstes ein Zeichen, wie gut das Projekt der Kapelle in Unterwössen ankommt. Er sagte den Unterwössnern und Jubiläumsgästen dafür besonderen Dank.
Tatsächlich saßen alle noch lange in gemütlicher Runde im schattigen Zelt nebeneinander, das auf der Lichtung oberhalb der Kapelle errichtet war. Gulaschsuppe vom Hirsch, Schnitzelsemmel, kühle Getränke gab es reichlich. Essen und Trinken waren frei, Spenden gern gesehen. Das galt besonders für die Ministrantenmütter, die eine üppige Auswahl an Kuchen anboten. Ihr Erlös ist für die Ministranten und ihre bevorstehenden Ausflüge gedacht.
Den ganzen Tag stand die Kapelle offen. Viele der Gäste nahmen sich Zeit, sich an ihr zu erfreuen und im schmucken Kapellenraum einen Moment innezuhalten.
fg