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Wössner Gemeindezeitung Amtliches Bekanntmachungsorgan der Gemeinde Unterwössen
Ausgabe 14/2025
Aus dem Gemeinderat
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Moderat teurer und sicherer: Unterwössen modernisiert Trinkwasserversorgung

Drei Dinge stehen für die Wasserversorgung im Ortsteil Unterwössen: Das Trinkwasser wird über den Tiefbrunnen am Wössner See im Stadl (hinten links) gewonnen. Der vordere Stadl beherbergt das Pumpwerk, das das Wasser hinauf zum Hochbehälter im Übergang zur Hollandau pumpt. Im Vordergrund der Wassermeister Wolfgang Fladischer.

Unterwössen – Nachdem die Gemeinde das Unternehmen Wasserwerk Unterwössen und damit die Trinkwasserversorgung im Ortsteil Unterwössen (Ausnahme Kuchenhausen) zu 100 Prozent übernahm, stellt sie sich den Herausforderungen der zukünftigen Wasserversorgung. Sie plant den Neubau eines Doppelkammer-Hochbehälters, erneuert in den nächsten Jahre ihr Leitungsnetz und stellt auf fern auslesbare Wasserzähler um.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellten Wassermeister Wolfgang Fladischer, Ingenieur Johannes Höglauer und Verwaltungsleiter Thomas Müllinger detailliert dar, wie es um das Wasserwerk steht – und welche finanziellen Belastungen auf die Bürger zukommen. Der erforderliche Investitionsbedarf bis ungefähr 2030 addiert sich auf zwei Millionen Euro. Das Leitungsnetz soll die kommenden Jahre erneuert werden. Die Wassergebühren steigen spürbar. Die Verwaltung begründet das mit dem Sanierungsbedarf, gesetzlichem Handlungsdruck und dem Ziel, eine möglichst hohe Trinkwassersicherheit auch in der Zukunft zu gewährleisten.

Wassermeister Fladischer begann mit einem nüchternen Überblick: Seit Anfang 2023 betreibt die Gemeinde das Wasserwerk in Eigenregie. Das Unternehmen nutzte die Zeit, Personal aufzubauen, den Betrieb zu strukturieren und erste Maßnahmen umzusetzen. Werkzeuge wurden angeschafft, das Pumpenhaus am Wössner See dient inzwischen als Lager. Die Netzwartung läuft. Positiv wirkt sich das auf die Verluste im Netz aus. 2024 gingen noch größere Mengen Wasser unbemerkt verloren. Im laufenden Jahr sank dieser Verlust um 13 Prozent. Ausschläge in die andere Richtung sind auch in den nächsten Jahren möglich, doch die verbesserte Lecksuche, der Einsatz von Geräuschpegelmessern und eine systematische Zonenüberwachung zahlen sich aus, sieht Fladischer.

Bei einer gemeinsamen Begehung durch das Gesundheitsamt und das Wasserwirtschaftsamt fielen Mängel am bestehenden Hochbehälter in Hollandau erneut auf. Die Anlage hat nur eine Kammer. Dem Hochbehälter fehlt ein zweites System das bei Reinigung, Wartung oder einem Zwischenfall die Versorgung aufrechterhalten könnte. Moderne Hygienestandards erfüllt der Behälter nicht. Eine Luftfilteranlage fehlt, der Überlauf ist nicht von der Grundentleerung getrennt, ein Gebäudeschutz existiert nicht. Das Speichervolumen reicht nicht aus, um Verbrauchsspitzen, Löschwasser oder Notfälle abzusichern.

Gleichzeitig deuten Messdaten auf zunehmende Risiken durch extreme Wetterlagen hin. Die Gefahr steigt, dass bei Starkregen Keime ins System gelangen können. Die Unterwössner Wasserversorgung reagierte bereits: Am Brunnen im Wasserschutzgebiet am Wössner See installierte sie eine UV-Anlage zur Desinfektion. Sie ist dauerhaft in Betrieb und tötet die Mikroorganismen durch die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht ab. So desinfiziert sie, ohne chemische Mittel zuzusetzen. Das ist heutiger Stand der Technik und empfahl sich, auch wenn es eine direkte Anordnung durch das Gesundheitsamt nicht gab, so Fladischer. Die Technik des Brunnens wird modernisiert.

Auf Dauer muss das ganze Leitungsnetz saniert und damit erneuert werden. Dazu gehören auch moderne fern auslesbare Wasserzähler, die alle herkömmlichen Wasserzähler in den Häusern auf Dauer ersetzen werden. Die lassen sich bei Kontrollfahrten entlang der Häuser auslesen. Die Geräte sind zwar deutlich teurer als die bisherigen, müssen aber seltener geeicht werden. Das spart sowohl Kosten als auch Arbeitsaufwand zum Beispiel bei der Lecksuche. Die Arbeiten zur Sanierung des Leitungsnetzes schreiten ständig voran. Die Sanierungen dienen der Betriebssicherheit, senken die Wasserverluste und erleichtern spätere Wartungen.

Handlungsbedarf zeigte zusätzlich Ingenieur Johannes Höglauer in seinem Vortrag zum geplanten Doppelkammer-Hochbehälter auf. Der Ingenieur in der Geschäftsführung des Beratungsbüros Dippold und Gerold, Prien, berechnete den tatsächlichen Bedarf an Speichervolumen. Der Ortsteil Unterwössen hat 2.848 Einwohner, dazu kommen 129.280 Übernachtungen im Jahr. Gerechnet auf sogenannte „Einwohnerwerte“ ergibt sich ein Versorgungsbedarf von rund 3.200 Einheiten. Der Tagesverbrauch liegt im Mittel bei 660 Kubikmetern, in Spitzenzeiten über 820. Der alte Behälter fasst nur 275 Kubikmeter. Laut technischer Regel braucht eine Gemeinde dieser Größe ein Volumen von mindestens 950 Kubikmetern. Mit Blick auf das Jahr 2053 rechnet Höglauer mit 1.000.

Die Planung sieht daher einen Neubau mit zwei Kammern à 500 Kubikmeter vor. Drei Varianten wurden vorgestellt: Ortbeton, Fertigteil und Edelstahl. Die Verwaltung bevorzugt die Fertigteilbauweise. Diese lässt sich schneller errichten, hygienisch besser kontrollieren und wirtschaftlich darstellen. Der Standort liegt oberhalb des bisherigen Behälters auf dem Höhenrücken Hollandau. Die Böschung ist steil – sie wird mit Steinkörben gesichert. Die Kosten für die bevorzugte Variante: rund 1,4 Millionen Euro netto. Dazu kommen Erschließung, Technik, Steuerung, Rohrleitungen und Nebenkosten.

Verwaltungsleiter Thomas Müllinger zeigte auf, wie die Gemeinde dieses Projekt finanzieren will. Das Wasserwerk will kostendeckend arbeiten und keinen Gewinn erwirtschaften, so das Ziel des Unternehmens in Gemeindehand. Es muss sich aber selbst tragen. Bereits jetzt fallen jährlich rund 280.000 bis 410.000 Euro für Betrieb und Unterhalt an. Künftig steigen die laufenden Ausgaben auf etwa 585.000 Euro. Diese Summe setzt sich zusammen aus Personalkosten (100.000 €), sonstigen Betriebskosten (130.000 €), Sanierungsmaßnahmen (geschätzt 210.000 €) und Finanzierungskosten für die Investitionen (Zinsen: 55.000 €, Abschreibung: 90.000 €).

Um diese Summe zu decken, schlägt die Verwaltung eine Neuberechnung der Wassergebühren vor. Ab dem 1. Januar 2026 soll die Grundgebühr nicht mehr pro Gebäude, sondern pro Wohneinheit berechnet werden – und zwar in Höhe von 130 Euro (bisher: 80 Euro). Bei rund 1.700 Wohneinheiten ergibt das 221.000 Euro. Der Verbrauchspreis soll von derzeit 1,69 auf 2,40 Euro pro Kubikmeter steigen. Das sind die Bruttobeträge, die gesetzliche Mehrwertsteuer ist eingerechnet. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 120 Kubikmetern bedeutet das für einen Haushalt Mehrkosten von rund 85 Euro. Hinzu kommen die höhere Grundgebühr und mögliche Beiträge für Hausanschlüsse.

Eine Förderung von Land oder Bund sieht der Verwaltungsleiter nicht. „Die gibt es nur unter strengen Voraussetzungen, die Unterwössen nicht erfüllt.“

Insgesamt rechnet die Gemeinde mit jährlichen Einnahmen von 589.000 Euro – genug, um die Investitionen zu decken und den Betrieb dauerhaft zu sichern. Müllinger betonte, dass es sich bei diesen Zahlen um vorläufige Planwerte handelt. Die endgültigen Gebühren setzt der Gemeinderat in einem eigenen Verfahren fest.

Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) begründete das Vorgehen klar: „Wir haben eine Verantwortung für die öffentliche Daseinsvorsorge. Diese Investitionen lassen sich nicht verschieben.“ Der Rat zeigte sich geschlossen. Es gab eine Reihe von Fragen an die Fachleute, die diese zufriedenstellend beantworteten. Wie Bürgermeister Ludwig Entfellner beschreibt: „Die Trinkwasserversorgung ist eine Pflichtaufgabe der Gemeinde und sie muss auch für die Zukunft mit ihren Herausforderungen gesichert sein.“

Für die Bürger bedeutet das: Die Wasserversorgung wird sicherer, moderner und unabhängiger. Aber das wird auch teurer.

fg