Unterwössen – Gibt es am Unterwössner Wertstoffhof Bedarf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern? Diese Frage führte in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu einer intensiven, teils kontroversen Diskussion. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte den Antrag eingebracht, die sanitäre Ausstattung des Wertstoffhofs zu verbessern und über die Zukunft der angrenzenden, brachliegenden Tennisplätze zu beraten. Der Antrag stieß im Gremium auf gemischte Reaktionen – brachte aber auch neue Überlegungen auf den Tisch, darunter die mögliche Verlagerung des gesamten Wertstoffhofs an einen neuen Standort.
Gemeinderätin Gabriele Neubert begründete den Antrag. Die Grünen fordern, den Wertstoffhof an das Wassernetz anzuschließen, ein festes WC und ein Waschbecken zu errichten sowie die Zukunft der seit Jahren ungenutzten Tennisplätze offen zu diskutieren. In ihrem Schreiben heißt es, die Mitarbeiter des Wertstoffhofs seien regelmäßig Schmutz, Staub und Witterung ausgesetzt, ohne Möglichkeit zur hygienischen Reinigung. Die aktuelle Lösung – ein mobiles Dixi-Klo und Wasserkanister – sei auf Dauer unzumutbar. Der Antrag forderte zudem, die Anzahl der Tennisplätze, die nicht genutzt werden, entweder rückzubauen oder sinnvoll neu zu nutzen – etwa als Erweiterungsfläche für den Hof oder als Ort für Umweltbildung.
Verwaltungsleiter Thomas Müllinger ergänzte den Sachstand zum Wertstoffhof. Die Probleme seien bekannt, die Diskussionen in der Verwaltung liefen seit Jahren. Eine weitergehende Lösung sei an den Kosten gescheitert. Ein festes Sanitärgebäude würde rund 60.000 Euro kosten, vor allem wegen der notwendigen Hebeanlage zur Kanalisation. Der Wertstoffhof liegt unter Straßenniveau. Müllinger sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, ordnet er das Anliegen der dortigen Mitarbeiter in das ganze Potpourri an Verbesserungswünschen ein, die immer aus allen Abteilungen der Verwaltung an ihn herangetragen werden. Im Haushaltsplan 2025 seien jedenfalls für solche Maßnahmen keine Mittel eingeplant.
Gemeinderätin Katharina Wagner (CSU) kritisierte den Antrag scharf. Sie warf der Grünen-Fraktion vor, den Sachverhalt zu dramatisieren. „Ich weiß gar nicht, worauf der Antrag eigentlich hinaus will“, fügte sie zusätzlich an. Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) blieb in seiner Einschätzung zurückhaltend. Die derzeitige Lösung halte er für tragbar. Die Situation am Wertstoffhof sei mit der Lage auf vielen Baustellen vergleichbar. Die Gemeinde habe sich bewusst gegen Investitionen in teure Sanitäranlagen entschieden. Die Mittel seien besser angelegt, statt einem zwei Wertstoffhöfe – in Unter- und Oberwössen – zu unterhalten.
In der Diskussion meldete sich CSU-Gemeinderat Thomas Ager mit einer neuen Idee. Er rät zu prüfen, ob der Wertstoffhof an den südlichen Ortsausgang nahe des Bauhofs verlegt werden könne. Dieser Standort läge für beide Ortsteile günstig und würde langfristig einen zentralen Hof für ganz Unterwössen ermöglichen. Andrew Lloyd (Bündnis 90/Die Grünen) bezweifelt dagegen die Höhe der von der Verwaltung veranschlagten Anschlusskosten. Aufgrund der am auf der gegenüberliegenden Seite des Streichenweges erschlossenen Gebäude schätzt er die Kanal-Anschlusskosten deutlich niedriger ein.
Am Ende der Debatte zog Bürgermeister Entfellner ein Fazit: Ohne die Einschätzung von Fachleuten lasse sich keine tragfähige Lösung finden. Er schlug vor, das Thema vorzubereiten und im Rahmen der Haushaltsplanung 2026 erneut aufzunehmen. Zur Umgestaltung oder Umnutzung der derzeit nicht genutzten Tennisplätze sieht der Bürgermeister nach Begehung mit dem Bauhof keinen Handlungsbedarf. Die dortige Entwicklung rund um den neu aufgestellten Tennisverein möchte er gerne abwarten. Die Diskussion endete, ohne dass eine Entscheidung fiel.