Unterwössen. In der letzten Gemeinderatssitzung, geleitet vom Zweiten Bürgermeister Johannes Weber (CSU), stellte Christoph Bauhofer, Geschäftsführer des Ökomodell Achentals, im Rathaus die Bürgerenergiegenossenschaft „Neue Energie Achental“ (NEA) vor.
Die NEA ist eines der Projekte, die das Ökomodell angestoßen hat. Die Genossenschaft plant, Anlagen, die erneuerbare Energien erzeugen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Das sind Felder von Photovoltaik-Elementen, die auf Ständern montiert sind. Unter ihnen ist die die Landwirtschaft weiter möglich. Derzeit plant sie im Eichfeld, an der Bahn in Übersee, eine solche Anlage auf einer Fläche von 11,9 ha, die die NEA für 20 Jahre angepachtet hat. Sie hat die Möglichkeit den Pachtvertrag zweimal um fünf Jahre auf insgesamt 30 Jahre zu verlängern. Die Anlage soll 12.400.000 kWh/Jahr erzeugen. Parallel dazu nutzt ein Überseer Bio Landwirt die Weidefläche für sein Jungvieh.
Das Genehmigungsverfahren zur Bebauungsplanänderung läuft. Im ersten Quartal 2025 sollen die Finanzierungsverträge geschlossen und die Anlage errichtet werden. Mit einer Inbetriebnahme rechnet Bauhofer noch für das erste Halbjahr 2025.
Wie Christoph Bauhofer ausführt, haben sich Ökomodell und NEA geeignete Flächen für solche Anlagen kartiert. Im Ergebnis kommen aufgrund der landschaftlichen Verhältnisse Flächen in Unterwössen nicht in Betracht, erklärt Bauhofer den Gemeinderätinnen und -räten.
Bürger haben allerdings die Möglichkeit, Mitgliedsanteile an der NEA zu zeichnen, das Stück für 250 Euro, und so am Erfolg des Unternehmens zu profitieren. Neben dem Ziel erneuerbare Energie zu erzeugen, verfolgt die NEA am Geschäftserfolg der Projekte Bürger und Organisationen der Ökomodell Gemeinden zu beteiligen. Bisher sind 1000 Anteile gezeichnet, die Einlagen belaufen sich auf über 280.000 €.
Würde das Projekt herkömmlich ausschließlich über Banken finanziert, fielen für die 2,9 Millionen Euro an Kreditzinsen an. Die NEA bietet deshalb Bürgern und Organisationen die Möglichkeit dem Unternehmen Nachrangdarlehen zu gewähren. So wären es sie, die an den Kapitalerträgen der Finanzierung teilhaben.
Die NEA plant ein Projekt „Energy Sharing“. NEA Mitglieder geben ein Nachrangdarlehen, das mit einem Prozent pro Jahr verzinst wird. Mit diesem Kapital baut die Genossenschaft die Freiflächen-Photovoltaikanlage in Übersee Eichfeld. Die liefert den Mitgliedern dann den Strom zu den Selbstkosten, die üblichen Netzentgelte und Abgaben bleiben allerdings weiter zu zahlen. Ziel ist es, 20 Prozent des erzeugten Stroms den NEA-Mitgliedern zur Verfügung zu stellen.
Auf die Frage aus dem Gemeinderat, was nach 30 Jahren mit der Anlage passiere, wusste Bauhofer noch keine Antwort. „Prognosen zum Strommarkt sind schwierig. Es besteht die Möglichkeit einen anschließenden, neuen Pachtvertrag über diese Fläche zu schließen.“ Falls die Anlage dagegen nicht mehr genutzt werde, müsse sie zurück gebaut werden. Allerdings sieht Bauhofer eine Entwicklung hin zu einer Stromerzeugung vor Ort. Beim Stromtransport über weite Strecken wie von Norddeutschland nach Süddeutschland würden die Netzentgelte sehr hoch werden.
Gemeinderat Walter Bauer (OWG) zeigt die Problematik auf, dass bei Wind und Sonneneinstrahlung schon heute immer wieder die Stromzuführung aus den Anlagen abgeschaltet werden müsse, weil zu viel Strom eingespeist werde. Die Problematik ist Bauhofer bewusst. „Zur Zeit besteht im Energiesektor ein hoher Transformationsbedarf. Da ist es natürlich, dass es hier und da knirscht und kracht.“ Er denkt, dass sich Antworten finden lassen, wenn er sieht, wie sich gerade der Markt für Stromspeicher in solchen Anlagen verändert und weiter verändern wird.
Der Gemeinderat beschloss die Verwaltung zu ermächtigen, bis zu zehn Anteile an der NEA zu erwerben. Die Kernidee dahinter erläuterte Sitzungsleiter Zweiter Bürgermeister Johannes Weber (CSU): Zum Einen geht es darum, in die Entwicklung solcher regionalen Projekte gemeindlicherseits eingebunden zu sein, zum Anderen bei Bedarf Einfluss nehmen zu können.