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Wössner Gemeindezeitung Amtliches Bekanntmachungsorgan der Gemeinde Unterwössen
Ausgabe 15/2024
Aus dem Gemeinderat
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Aus dem Gemeinderat

Unterwössen. Aufsehen erregten die Informationen, die Verwaltungsleiter Thomas Müllinger in der letzten Gemeinderatssitzung gab. Der Zensus 2022 ermittelte für Unterwössen zum Stichtag 15. Mai 2022 eine Einwohnerzahl von 3386 Einwohnern, 313 Personen bzw. 8 Prozent weniger als bisher in den amtlichen Verzeichnissen fortgeschrieben.

Diese Zahlen sind für die Gemeinden von großer Bedeutung, da die amtliche Einwohnerzahl Einfluss auf verschiedene Zuweisungen und Förderungen hat, darunter die Schlüsselzuweisungen, dazu auf die Anzahl der Gemeinderäte und die Entschädigung des Bürgermeisters.

Was ist der Zensus? Der Zensus ist eine groß angelegte statistische Erhebung, die alle zehn Jahre in Deutschland durchgeführt wird. Von zufällig und stichprobenartig ausgewählten Bürgern werden seine Daten erhoben, die dann nach modernen Verfahren auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet werden. Ziel des Zensus ist es, umfassende Daten über die Bevölkerung, ihre Wohnverhältnisse und ihre Arbeitsplätze zu sammeln. Diese Daten sind unerlässlich für die Planung und Entscheidungsfindung in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens.

Dem Zensus 2022 kommt besondere Bedeutung bei, da er erstmals auch kleine Gemeinden unter 10.000 Einwohnern in die Stichproben einbezog, um genauere Ergebnisse zu erzielen.

Besonders auffällig ist, dass Tourismusgemeinden wie Unterwössen von einem überdurchschnittlichen Einwohnerrückgang betroffen sind, findet Verwaltungsleiter Müllinger. Diese Entwicklung wird unter anderem auf die hohe Fluktuation und den Einsatz von Saisonarbeitskräften zurückgeführt.

Das Bayerische Landesamt für Statistik hat in einer Presseerklärung darauf hingewiesen, dass die Korrekturen der Bevölkerungszahlen in kleineren Gemeinden unter 10.000 Einwohnern im Durchschnitt -2,5 % betragen. 8 Prozent Rückgang sind zwar hoch, aber nicht zu vergleichen mit anderen Tourismusgemeinden. In Reit im Winkl beträgt die Abweichung -18,5 Prozent, in Balderschwang sind es gar -38 Prozent. Ähnlich hohe Abweichungen wie in den klassischen Ferienorten Bayerns zeigen sich in den Feriengebieten an Nord- und Ostsee.

Verwaltungsleiter Müllinger erwartet eine detaillierte Beschreibung und Erläuterung der Zahlen im September. Dann schließt sich eine Annäherungsphase an, in der die Gemeinden ausreichend Zeit haben, eventuelle Einwände vorzubringen und sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. Erst dann ergeht ein rechtskräftiger Bescheid.

Gemeinderätinnen und Gemeinderäte brachten ihre Verwunderung zum Ausdruck, dass die Zahlen in einem solchen Umfang von den Fortschreibungen des Einwohnermeldeamts abweichen. Müllinger denkt, dass sich manche Einwohner zu spät aus Unterwössen abmelden oder ohne Abmeldung ins Ausland verziehen. Auch Schwankungen durch Saisonkräfte seien denkbar. Tatsächlich wisse er es aber noch nicht. Er erhofft sich Aufschluss, wenn die detaillierte Beschreibung und Erläuterung der Zahlen im September eingehen.

Als unsere Zeitung über dieses Thema später mit Verwaltungsleiter Thomas Müllinger sprach, kündigte der an, die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden zu suchen. Es sei auffällig, dass gerade Tourismusorte von den Einwohnerverlusten betroffen sind. Deshalb hält er es sinnvoll, wenn die Gemeinden das gemeinsam über Tourismusverbände oder den Gemeindetag klären und eine einheitliche, gemeinsame Stellungnahme abgeben.

fg