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Wössner Gemeindezeitung Amtliches Bekanntmachungsorgan der Gemeinde Unterwössen
Ausgabe 19/2025
Kirchliche Nachrichten
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Pfarrverband - Nachrichten

Fatima-Pilgermadonna im Mittelpunkt der Chiemsee-Wallfahrt

Chiemsee – Im Vergleich zu den uralten Traditionen zeigte am Sonntag die moderne Chiemsee-Schiffsprozession ein völlig anderes Bild. Bis 1971 ruderten die Menschen eine Vielzahl an „Klosterrennern“ über den See zum Gottesdienst auf der Fraueninsel. In der fünften Neuauflage der heutigen Schiffsprozession brachte das Fahrgastschiff „MS Edeltraud“ gut 250 Menschen auf den See. Der Gottesdienst auf dem Wasser ist ein besonderes Erlebnis.

Zentraler Punkt ist die „Fatima-Pilgermadonna“, die Marienfigur hinter dem Altar auf dem Oberdeck. Sie ist wunderbar mit Blumen geschmückt und strahlt im Sonnenlicht eines schönen Sommerabends. Die Gottesmutter Maria erschien 1917 in Fatima drei Hirtenkindern und stellte sich als „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz“ vor; sie rief zu Umkehr, Buße, täglichem Rosenkranzgebet auf. Die Initiative „Deutschland betet den Rosenkranz“ erwarb die mit Reliquien der Seherkinder Jacinta und Francisco ausgestattete Statue der „Fatima-Pilgermadonna“ aus Portugal.

An dieser Statue auf dem Oberdeck begrüßte der Initiator der Neuauflage der Schiffsprozession, der Leiter des Pfarrverbandes Oberes Achental Martin Strasser, zwanglos, darunter auch Priester, Ordensschwestern und -brüder aus der Region. Strasser erinnerte an das Heilige Jahr 2025 und sah in allen Teilnehmern „Pilger der Hoffnung“ entsprechend dem Motto des Heiligen Jahres. Der Pfarrer erläuterte das am Altar ausgestellte Logo mit den vier stilisierten Personen, die sich aufmachen zum Kreuz, zu Gott. Er freute sich über den unmittelbaren Bezug des Ankers im Logo zur Schiffsprozession. „Ein Anker, der in den Wellen des Lebens festhält.“ Gemeinsam mit Pfarrer Thomas von Rechberg feierte er den Gottesdienst im grünen Messgewand – dem liturgischen Zeichen für die Pilger der Hoffnung. Der Gottesdienst und das Geschehen auf dem Oberdeck wurden in Bild und Ton aufwendig auf die vielen Teilnehmer in den verschiedenen Decks übertragen.

Zu Beginn seiner Predigt stellte sich Pfarrer Thomas von Rechberg, Leiter des Pfarrverbands Siegsdorf–Eisenärzt–Hammer, vor. In Prien geboren habe er eine besondere Beziehung zum Chiemsee. Als Bild der Predigt wählte er die Geschichte eines jungen Soldaten, der am 4. Mai 1945 über den dunklen Chiemsee floh. Ohne Licht, nur mit einem Stern zur Orientierung, ruderte er über das Wasser, bis er nach Stunden die Glocken der Fraueninsel hörte. „Der Krieg ist aus! Ich bin entkommen!“, habe er gedacht. Für von Rechberg ist diese Geschichte ein Gleichnis für die sieben Punkte der Nachfolge Jesu: Aufbrechen, sich orientieren, dem eigenen Leitstern folgen. „Die Jesusnachfolge nimmt nicht das Kreuz des Lebens“, betonte er. „Unser Leben bleibt widersprüchlich. Aber Jesus macht es fruchtbar.“ Er sprach von Nüchternheit, Mut und Härte, von der Bereitschaft, aus der Komfortzone zu treten und Verantwortung zu übernehmen. Überraschungen Gottes spielten den Menschen in die Karten, sagte er, und Maria sei als „stella maris“, der Stern des Meeres, Wegweiserin für die Kirche. „Ich finde so schön, dass wir die Muttergottes von Fatima dabeihaben. Mitten im Krieg bat sie um Gebet für den Frieden. Diese Botschaft ist aktuell.“ Am Ende dankte Pfarrer Martin Strasser für einen „Gottesdienst zum Genießen“.

Die musikalische Gestaltung übernahm auch in der fünften Neuauflage der Schiffsprozession die Formation „Gleichklang“ aus Obing. Mit Gitarren, Keyboard und Gesang begleiteten sie die Feier. Gemeinsam sangen die Pilger neue geistliche Lieder wie „Es ist das Feuer“ von Kathi Stimmer-Salzeder, „Komm und lobe den Herrn“ oder „Open the eyes of my heart“. Später erklangen Marienlieder wie „Ave Maria, wir rufen zu dir“ und das vertraute „Segne du, Maria“.

Nach dem Gottesdienst und einer kurzen Pause setzten die Pfarrer das Allerheiligste aus und begannen die Anbetung. Kapitän Otto Strasser hatte die MS Edeltraud auf ihrer weiten Rundfahrt über den See inzwischen zur Fraueninsel gesteuert. Dort lag sie still auf dem Wasser. In der Dämmerung zeigte sich die Fatima mit ihrem Blumenschmuck stimmungsvoll beleuchtet. Hinter ihr erhob sich – zum Greifen nah – die Campanile, der Glockenturm der Abtei- und Kuratiekirche Mariä Opferung, dem Wahrzeichen der Fraueninsel. Für die Teilnehmer war dieser Blick, die Stille und das gemeinsame Gebet ein besonderer Moment. Die Anbetung endete mit der Einsetzung und einer gemeinsamen Lesung des Weihetextes an Mariens Unbeflecktes Herz.

Zurück am Anleger in Prien-Stock stellte Manfred Benkert aus Altötting die Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ vor, deren Vorsitzender er ist. Er erklärte, dass die Fatima-Statue der Initiative durch Deutschland reist. „Unser Ziel ist es, öffentliche Zeichen des Gebets zu setzen und Deutschland sowie die Welt der Gottesmutter Maria anzuvertrauen“, sagte er. Jeden Mittwoch um 18 Uhr beten sie für 30 Minuten an zentralen Orten den Rosenkranz.

Zum Ende des Abends bedankte sich Pfarrer Strasser bei vielen namentlich für die gelungene Veranstaltung. Besonders hob er Gitti Winkler mit ihrem Team hervor, die in stundenlanger Arbeit die Prozession vorbereiteten. Winkler selbst erwähnte die vielen Helfer, die für die Gestaltung sorgten, und die Chiemsee-Schifffahrt.

Mit Kerzen beleuchteten die vielen Teilnehmer im Spalier den Weg über den langen Steg, über den die Pfarrer die Fatima zum Fahrzeug begleiteten. Die Menschen sangen die Bayernhymne.

Wer anschließend den Heimweg von Prien nach Osten unternahm, erlebte ein seltenes Schauspiel am Himmel. Die Mondfinsternis ließ den Vollmond als helle Sichel im milchigen Abenddunst erscheinen.