Unterwössen – Die Konzertreihe „Musik für die Seele“ brachte am Sonntag eine Überraschung in die Pfarrkirche St. Martin. Mit der Familienmusik Nagl präsentierten Mutter Elisabeth Nagl am Klavier, Tochter Sophia an der Violine und Sohn Benjamin an der Posaune eine Dreiviertelstunde mit Werken aus Barock, Klassik, Oper und Jazz. Rund 50 Zuhörer verfolgten das Konzert konzentriert und spendeten am Ende überaus langanhaltenden Applaus.
Vater Sebastian und Mutter Elisabeth sind studierte Musiker und unterrichten in Grassau und Salzburg. Tochter Sophia Nagl (17) gewann in diesem Jahr einen 1. Preis in der Kategorie Violine solo beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Wuppertal sowie einen weiteren 1. Preis in Wien im Klaviertrio. 2023 trat sie solistisch mit den Bad Reichenhaller Philharmonikern auf. Dieses Jahr folgte ein Auftritt mit der Camerata Prima Wien mit einem Werk von Bach. Im November wird sie mit dem Chiemgau Jugendsymphonieorchester das Violinkonzert von Goldmark aufführen. Sophia plant nach dem Abitur ein Musikstudium in Wien.
Benjamin Nagl (14) erspielte sich 2023 einen 1. Preis beim Bundeswettbewerb in Lübeck. In diesem Sommer nahm er an einer Posaunenwoche in den Dolomiten teil und trat bei einem Konzert in der Grazer Oper mit rund 100 Posaunisten auf.
Vater Sebastian Nagl hatte kurzfristig absagen müssen. Teilweise übernahm Benjamin seinen Cellopart mit der Posaune. Den Auftakt bildete ein Adagio und Allegro aus einer barocken Triosonate von Boismortier. Das Trio setzte auf präzises Zusammenspiel. Die Violine übernahm die Melodieführung, während die Posaune mit sauberer Intonation und angepasstem Klangvolumen unterstützte. Der Wechsel zwischen ruhigem Beginn und lebhaftem Allegro gelang überzeugend.
Im zweiten Programmpunkt, dem Larghetto aus dem Klaviertrio B-Dur von Mozart, spielte Benjamin den ursprünglich für Violoncello geschriebenen Part auf der Posaune. Diese ungewöhnliche Besetzung funktionierte überraschend gut. Sophia führte die Melodielinie mit sicherem Ton, das Klavier begleitete gleichmäßig.
Mit dem Intermezzo Sinfonico aus Mascagnis Oper Cavalleria Rusticana folgte ein Zwischenspiel mit starkem Ausdrucksgehalt. Das Stück symbolisiert den Osterfrieden in einem sizilianischen Dorf, bevor Eifersucht und Rache die Handlung bestimmen. Die Familie Nagl setzte diesen Kontrast ruhig, aber mit innerer Spannung um.
Mit Claude Bollings Irlandaise wechselte der Stil. Die rhythmische Anlage forderte präzises Timing. Sophia zeigte hier Feingefühl, Benjamin unterstützte mit guter Abstimmung.
Anschließend spielte Benjamin mit seiner Mutter Jazz Moods Nr. 1 von Enjott Raum. Das Werk fordert ein breites Ausdrucksspektrum. Benjamin meisterte die Passagen mit sicherem Ansatz, das Zusammenspiel mit dem Klavier blieb stabil.
Mit Chant de Roxane von Szymanowski folgte ein Werk aus der Oper König Roger. Sophia setzte diesen innerlich aufgewühlten Monolog mit ruhigem Ton und kontrolliertem Vibrato um. Die Komplexität der Musik wurde deutlich spürbar.
Zum Abschluss stand Czardas von Monti auf dem Programm. Sophia bewältigte die schnellen Passagen mit Präzision. Die Begleitung durch Posaune und Klavier blieb kompakt.
Andrea Größ sprach verbindende Worte. Sie erläuterte die Musik und brachte Gedanken zur Jahreszeit und zur Familie ein.
Das Publikum reagierte mit langem Schlussapplaus. Viele äußerten sich anerkennend über das Zusammenspiel und die Reife der Jugendlichen. Elisabeth Nagl meinte gegenüber unserer Zeitung: „Das gemeinsame Musizieren zu zweit, dritt oder viert gehört bei uns zu den schönsten Familienaktivitäten, auch wenn die gemeinsame Freizeit irgendwie immer kürzer wird.“