Unterwössen. Der Vater der Idee des musikalischen Wössner Erntedanks, der Unterwössner Pfarrer Monsignore Franz Niegel, gab damals die Richtung vor: „Zwanglos singen und musizieren, bayerisch und alpenländisch.“ Die Mitwirkenden der Traditionsveranstaltung in der Pfarrkirche St. Martin machten daraus dieses Jahr einen musikalischen Höhepunkt des Kirchenjahres.
Den Gottesdienst mit Pfarrer Strasser gestalteten der Kirchenchor St. Martin mit Wolfgang Kurfer und das Wössner Erntedank Ensemble musikalisch. Sie boten die Bauernmesse von Annette Thoma in der Bearbeitung von Jochen Langer. In die sind Zwischenspiele von Tobi Reiser eingestreut. Zwar ist die Bauernmesse recht bekannt, mit den Einspielungen ist sie aber nur noch im Wössner Erntedank zu hören.
Das Wössner Erntedank-Ensemble spielte in großer Besetzung. Dies sind zunächst Cornelia Schlegel am Hackbrett, Sigi Meier mit der Harfe, Sepp Linhuber an der Gitarre, sowie Antonia Kreppert an der Zither. Otto Dufter wechselte zwischen Gitarre und diatonischer Harmonika. Für Benedikt Landenhammer spielte Vitus Mittermayr den Kontrabass. Zur großen Besetzung gehören außerdem die beiden Violinen mit Johanna und Franziska Edtmayr und die Querflöte mit Maria Michlbauer.
Nach kurzem Umbau schloss sich an den Erntedankgottesdienst die traditionelle Matinee an. Eine gute Stunde alpenländische Volksmusik, wunderbar präsentiert. Zu Kirchenchor und Erntedank Ensemble stieß das vierköpfige Ensemble KlangXang. Die Zuhörer kennen die Gesangsformation aus den früheren Matineen zum Wössner Erntedank und aus dem Wössner Advent. Heuer vervollständigte Martina Dufter das Quartett mit Margit Schlaipfer, Sopran, Franz Auer, Tenor, und Toni Entfellner, Bass. Sie sprang kurzfristig für die erkrankte Michaela Weingartner ein. Die Formation besticht durch die feine Intonation, musikalischen Ausdruck und homogenen Klang.
„Dreifarbig“ heißt der Dirndldreigesang aus Reit im Winkl mit Helena und Anna Speicher sowie Christina Hechenbichler wegen ihrer Haarfarben. Vor allem ihr erstes Stück „Im Frühjahr wenn‘s grea wead“ gehörte zu den Höhepunkten der Matinee.
Eindrucksvoll die Wössner Weisenbläser, das Quartett unter Leitung von Franz Glanz mit Edi Ager, Georg Schlaipfer und Christoph Tiefenthaler. Ihr glänzender Bläserklang, allzeit fein und sauber gespielt, beeindruckte vor allem im Hochzeitsmarsch zur Eröffnung und dem Alpertinger Bläserruf als Schlusspunkt der Matinee.
Mächtig der Chorgesang, unterstrichen von vielen Instrumentalisten, dann wieder die zarten Töne von Gitarre oder Ziach zum Dreigesang. Abwechslungsreich der Klang zwischen Hackbrett und Harfe und den schmetternden Blechbläsern.
Stand der erste Teil der Matinee unter dem Thema „Gott hat die Welt gemacht“, setzte sich der nächste mit den Jahreszeiten auseinander. Der mittlere Part nahm die Zuhörer mit auf die Alm, der nächste sagte Erntedank. Die letzten Stücke sahen den ausklingenden Sommer und den Abschied.
Die abwechslungsreiche Mischung an Stücken und Musikgruppen unterhielt bestens und hielt die Spannung über den Morgen hoch. Das Zusammenspiel der Sänger und Musikanten war konzentriert und wunderbar.
Gesamtleiter Otto Dufter stand nicht nur vor der Herausforderung die erkrankte Michaela Weingartner als Sängerin zu ersetzen. Weingartner sollte ursprünglich auch selbst geschriebene Texte als verbindende Worte vortragen. An ihrer Stelle gewann Dufter die Oberwössnerin Anja Voit als Sprecherin. Diese brachte ein selbst geschriebenes Werk mit. Es beschreibt unser Leben als ein Buch, jeden von uns als Autor seines eigenen Werkes. Jede Lebenszeit hat ihr Kapitel, beschreibt Voit den Weg durch die Zeit. Da sind lebendige, ausgefüllte Seiten der Jugend, am Ende dann immer ruhigere, wenige Worte. „Und das letzte Kapitel, das schreiben wir dann nicht mehr selbst“, sieht Anja Voit. Wunderbar fügten sich die Kapitel des „Buch des Lebens“ zwischen die musikalischen Kapitel.
Am Ende gab es stehende Ovationen und kräftigen Beifall vom Publikum. Einziger Wermutstropfen der Veranstaltung: Sie hätte mehr Zuschauer verdient. Die Kirche war gut besucht, aber nicht voll.
Gleich das erste Stück des Auftritts des Dreigsangs „Dreifarbig“ stuften die Zuhörer als einen Höhepunkt der Erntedank Matinee ein. Es sangen Helena und Anna Speicher sowie in der Mitte Christina Hechenbichler Im Hintergrund Mitglieder des Kirchenchores St. Martin.