Von links: Kilian Bauhofer, Lena Gottschalk, Helena Bauhofer, Sebastian Pagel, Linus Entfellner, Anna Pagel, Leo Gottschalk und Ida Schneider
Unterwössen. Es ist die kleinste und die älteste Gemeindebücherei im Achental und jetzt 80 Jahre jung. Das Jubiläum feierte das Oberwössner Team der Gemeindebücherei im dortigen Schulhaus bei Kaffee und Kuchen. Gäste aus dem ganzen Dorf und Freunde der Bücherei gratulierten. Johanna Sedlmeier hätte ihre Freude daran gehabt.
Auf sie, die Oberwössner Lehrerin, geht die Gemeindebücherei zurück. Als Johanna Petermüller im Juni 1917 geboren, hegte sie früh den Wunsch, Lehrerin zu werden. Ein Traumberuf, der für Frauen noch unüblich war. Der Weg dahin bot viele Widerstände. Vorbehalte gegenüber Frauen erschwerten ihn. Zudem war aktenkundig, dass Sedlmeier eine Gegnerin des Nationalsozialismus war. Noch viele Jahre später erzählte sie von dem Druck, dem sie damals ausgesetzt war. Die Jahre prägten und so wuchs das brave, aber lebhafte Mädchen zu einer durchsetzungsstarken Frau. Nach vielen Umwegen trat sie zum September 1942 eine feste Stelle in Oberwössen an. Sie unterrichtete eine unüberschaubare, durch Flüchtlinge auf 120 Köpfe angewachsene Schülerzahl.
Kurz darauf, 1943, entdeckten die Oberwössner verstaubte Kartons mit 40 Büchern. Die Schullehrerin legte mit denen den Grundstein zur ersten Bücherei im Achental. So klein die Institution blieb, standen die Gemeinden Oberwössen – zuerst noch selbständig – und Unterwössen zu dem Projekt. Zum 50-jährigen Bestehen, setzte die Gemeinde auf Zukunft und investierte 40.000 Mark in Neuordnung und Vergrößerung. Altbürgermeister Josef Kurz-Hörterer sah zur Einweihung der neuen Räume im Alten Schulhaus die Bücherei als Grundstock für „ein kleines Kulturzentrum, das nun aber auch genügend benutzt werden sollte“. Johanna Sedlmeier verstarb im März 2016.
Bewunderung für diese Frau klang aus den Worten des Zweiten Bürgermeisters Johannes Weber, als der den Büchereidamen zum Jubiläum gratulierte. In den Jahren der Gründung inmitten des zweiten Weltkriegs sei alles knapp gewesen, Nahrungsmittel, Geld, „aber Bildung war Johanna Sedlmeier wichtig“, so Weber. 80 Jahre danach ist vieles anders, ließ Weber den Blick über die Bücherregale schweifen. Neue Medien gebe es zuhauf in der Bücherei. Zum letzten Jahr waren es 3196 Medien, erfuhren wir auf Nachfrage von Büchereileiterin Elisabeth Göbel. Darunter sind 166 Hörbücher. Der eigentliche Bücherbestand beläuft sich auf 2863 Werke, darunter 844 Kinder- und Jugendbücher, 1551 Bücher Unterhaltungsliteratur und 468 Sachbücher. Während sich der Medienbestand ständig wandelt, ist eines geblieben, sieht Bürgermeister Weber: „Es sind die Leute, die das Leben in die Bücherei bringen.“ Das sind 13 Frauen, die im Betrieb ehrenamtlich und mit ungefähr 320 Stunden im Jahr aufrechterhalten. Das sind die Leser, die oft vor Ort schmökern oder eines der 30 Gesellschaftsspiele ausprobieren.
13 ehrenamtliche Bücherreihelferinnen halten den Bestand aktuell. In die Jahre gekommene Werke mit geringen Entleihungen finden über einen Bücherflohmarkt neue Besitzer. Andere Leser bringen ihr gerade erworbenes Werk in die Bücherei, nach dem sie es gelesen haben. Manche Buchspende bringt großartige Raritäten ins Haus. Dazu gibt die Gemeinde im Jahr rund 1500 € für den Betrieb, die Bücherei nimmt rund 400 € an den Jahresgebühren ein.
Wie gut die Bücherei angenommen, wird bewies der Besuch zum Jubiläum. Die Oberwössnerinnen und Oberwössner waren zuhauf gekommen und saßen bei Kaffee und Kuchen zusammen. Kinder hatten sich in die Schmökerecken verzogen und schauten nach Büchern und Spielen. Zudem gab es für sie ein Gewinnspiel mit spannenden Fragen aus aktuellen Kinderbüchern und zu Hauptdarstellern aus den Geschichten, die sich als Bilder und Puppen in der Bücherei verstecken. Sponsoren hatten spannende Preise ausgelobt, vom Büchergutschein über den Besuch im Märchenpark- bis hin zum Kino-Gutschein.
fg
Die Gewinner des Bücherei-Rätsels: