Bürgermeister Ludwig Entfellner im Gespräch mit Moderatorin Maxi Bötsch von der Regierung von Oberbayern
Die Städtebauförderung der Bayerischen Staatsregierung stellt den Städten und Kommunen Fördermittel zur Verfügung, um, so Regierungspräsident Dr. Konrad Schober, „die zentrale Funktion der Innenentwicklung für bayerische Baukultur und Identität“ zu stärken.
Bei der diesjährigen Jahrestagung der Städtebauförderung am 29. Oktober im Kulturforum Klosterkirche wurde das Thema „InnenLeben – Vitale Gemeinden“ vorgestellt und diskutiert. Fachleute aus den Sparten Planung, Finanzierung und Bau kamen zum Austausch zusammen. Einige Bürgermeister referierten über ihre Projekte.
Bürgermeister Ludwig Entfellner stellte in seinem Vortrag den knapp 240 Teilnehmern die Maßnahmen zur Ortsentwicklung vor, die in Wössen mithilfe der Städtebauförderung umgesetzt werden konnten.
Er stellte seinem Vortrag zunächst einen Blick in die Historie voran. Drei große „Wunden“ gab es demnach in Unterwössen:
Durch den Brand des Hotels „Stumbeck“ in der Ortsmitte von Unterwössen war eine schmerzhafte Lücke - sowohl im Ortsbild, als auch als gesellschaftlich – entstanden. Das Grundstück der ehemaligen Zimmerei hinter dem Rathaus lag nach Aufgabe des Gewerbes brach. Das stillgelegte Hallenbad, das nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben und nach zähem Ringen im Jahr 2012 geschlossen werden musste.
Altes Bad:
Im Jahr 2014 begann das Projekt „Bürgerhaus Altes Bad“. Zunächst galt es herauszufinden, was sich die Bürgerinnen und Bürger für ihr neues Zentrum wünschen. Das wurde durch rege Bürgerbeteiligung mit Sachstandsinformationen, Versammlungen sowie Befragungen und Workshops eruiert. Ein Tag der Offenen Tür im Jahr 2015 brachte als Essenz den Wunsch nach einem öffentlichen Gebäude, sozusagen einem „Überdachten Dorfplatz“ als Heimat für das gesellschaftliche und kulturelle Leben. Vor allem plädierten die Bürger auch dafür, für die sozialen Angebote für Kinder und Familien Platz zu schaffen.
Der Gemeinderat stimmte einstimmig für die Umsetzung in dieser Weise.
In der ersten Planungsphase kristallisierte sich in Gesprächen mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden Marquartstein, Staudach und Schleching der Wunsch nach einer gemeinsamen Tourismuseinrichtung heraus. Das wurde in einer großen, gemeinsamen Gemeinderatssitzung dieser Gemeinden einstimmig beschlossen, was man in dieser Form als „Meilenstein“ bezeichnen kann.
Am 19. Februar 2018 fiel der Startschuss zu diesem 8 Millionen Euro-Projekt, für das die Gemeinde 5 Millionen Euro an Zuschüssen von den Förderstellen der Regierung erhalten hat.
Es folgten Jahre der Planung auf den verschiedensten Ebenen für eine thermische Sanierung und einen Umbau zu einem Bürgerhaus als gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Mittelpunkt für den Ort Unterwössen und das Achental. Schwerpunkte der Baumaßnahmen waren die energetische, brandschutztechnische, barrierefreie und bauliche Instandsetzung der bestehenden Immobilie. Mit den zusätzlichen Platzkapazitäten des „neuen“ Hauses konnte man zudem dem gestiegenen Raumbedarf im Rathaus Rechnung tragen und Leerstand reaktivieren.
Das neu gegründete Kommunalunternehmen „Achental Tourismus“ zog in die neuen Räume ein, die Almausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins erfreut die Besucher. Das „Alte Bad“ bietet dem Familienzentrum des Vereins „Wössner Regenbogen“ großzügige Räumlichkeiten. Die Unterwössner Vereine finden neue Heimat in Ober- und Untergeschoss, ebenso wie Sportkurse, die ganzjährig angeboten werden.
In der bestens ausgestatteten Achental Halle, dem Herzstück des Gebäudes finden Veranstaltungen aller coleur statt, seien es klassische Konzerte, Vereinsfeste, Hochzeiten, Tagungen und vieles mehr.
Das Projekt „Altes Bad“ ist gelungen. Es bietet unseren Vereinen Heimat und bringt Menschen aus dem ganzen Achental zusammen.
Edeka-Vollsortimenter:
Die Weichen für den Bau des Edeka-Marktes in der Ortsmitte wurden noch von Altbürgermeister Hans Haslreiter gestellt. Dass unser Grundversorger den neuen Markt nicht in der Peripherie, sondern in der Ortsmitte gebaut hat, ist mehr als ein Glücksfall. So zog wieder Leben in das Ortszentrum ein.
MARO, Lebenshilfe:
Durch Vermittlung und mit Begleitung der Gemeinde wurde das Grundstück nach dem Verkauf des Eigentümers zum Lebensmittelpunkt für viele Familien mit dem genossenschaftlichen Bau durch die MARO Gesellschaft. Im Erdgeschoss zog die die Gemeinschaftspraxis ein und sichert so die hausärztliche Versorgung im Ort.
Die Lebenshilfe Traunstein schuf Wohnraum für betreutes Wohnen und betreibt ein Bistro, hier wird Inklusion gelebt und miteinander das gastronomische Angebot von Wössen bereichert. Außerdem beliefert die Gastronomie unsere Schulen und Kindergärten in der näheren Umgebung mit ausgewogenen Mahlzeiten.
Ortsbild, Aufenthaltsqualität:
Mit Unterstützung der Städtebauförderung wurde das Ortsbild in Ober- und Unterwössen erheblich aufgewertet. In mehreren Bauabschnitten wurden die Straßen und Gehwege neu gestaltet. Durch Verschwenkungen, Pflasterverlegungen und das Anlegen von Blumenbeeten bietet sich das ganze Jahr hindurch ein ansprechendes Bild.
„Es ist uns gemeinsam gelungen, unser Dorf zu erneuern“, schloss Entfellner seinen Vortrag.
Er dankte den Baudirektoren und Mitarbeitern der Städtebauförderung für wohlwollende Begleitung und Unterstützung.