Unterwössen – Mit rund 200 Zuhörern ist in der Bürgerversammlung im „Alten Bad“ in Unterwössen ein neuer Besucherrekord aufgestellt worden. Bürgermeister Ludwig Entfellner (CSU) zeigte sich hocherfreut über das große Interesse am Gemeindegeschehen. Nach genau 85 Minuten Redezeit über Rück- und Ausblicke äußerte er ein positives Resümee: „Die Weichen für die Zukunft sind gestellt.“ In einer 45-minütigen Diskussion zeigten sich die Bürger aufgeschlossen und präsentierten etliche Verbesserungsvorschläge in Detailfragen.
Nicht ohne Stolz blickte der Rathauschef zunächst auf das Erreichte der jüngsten Vergangenheit zurück. Im Fokus standen dabei die Übernahmen des Kindergartens und der Wasserversorgung.
In Sachen Kindergarten hatte sich die Notwendigkeit einer vierten Gruppe gezeigt. Die Kirchenstiftung St. Martin ist Eigentümer des Grundstücks und des Bestandsgebäudes, Träger ist nach wie vor die katholische Kirche. Das soll auch so bleiben.Was die zukünftige bauliche Entwicklung bezüglich einer Erweiterung betrifft, hatte sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, dass der Bestandsbau erhaltenswert ist und weiterentwickelt werden sollte. Um diese Ziele besser und schneller erreichen zu können, hatte man sich in fairen Kaufverhandlungen mit den beteiligten Parteien darauf geeinigt, dass die Gemeinde die Immobilie zum 1. Januar 2024 im Rahmen eines Erbbaurechts übernimmt. Das vereinfacht nun die Planungen und Umbauten in der Zukunft. So können nun schon 2024 die Sanierung und Neugestaltung des Straßenvorbereichs und die energetische Versorgung mittels Nahwärme erfolgen und 2025 die beiden geplanten Anbauten an der Ostseite. Laut Entfellner rechnet man mit Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro, geht aber auch noch von Fördermaßnahmen aus.
Als „ein enorm wichtiges und auch anspruchsvolles Thema der kommunalen Daseinsvorsorge“ bezeichnete der Rathauschef die Wasserversorgung, die seit Generationen in der Hand mehrerer Genossenschaften und der privat betriebenen Wasserwerk GmbH und Co.KG liegt. Sie hatten die Versorgung, die eigentlich eine Pflichtaufgabe der Gemeinde ist, stellvertretend übernommen. Nun hatten sich erforderliche größere Investitionsmaßnahmen und auch notwendige strukturelle und organisatorische Veränderungen abgezeichnet, ohne die die Wasserversorgung nicht zukunftsfähig ist. Aus diesem Grund hat die Gemeinde im letzten Jahr Übernahmeverhandlungen geführt, die zum 1. Januar 2023 abgeschlossen werden konnten. Jetzt stehen vor allem der Bau eines Zweikammerhochbehälters im Jahr 2025, Sanierungspläne und eine personelle und organisatorische Neuausrichtung auf der Agenda.
Die Entwicklung der Schule stand auch weiterhin im Blickpunkt. Nach dem Einbau der Pelletsheizung und einer dezentralen Lüftungsanlage für die Schule und Turnhalle, der Weiterentwicklung der Digitalisierung in allen Bereichen sowie dem Erwerb von Photovoltaikanlagen, stand heuer der Bau der offenen Ganztagesschule im Fokus. Das Gebäude, das die Gemeinde etwa 1,4 Millionen Euro kostet, wird Anfang 2024 bezogen.
Etwas Entspannung gibt es beim Dauerbrenner Alten- und Pflegeheim, weil die angekündigte Schließung für Ende 2025 vom Tisch ist. Nun gilt eine Übergangsfrist bis 2035. Zwischenzeitlich hat eine Standortanalyse von fünf Plätzen des Büros Wüstinger und Rückert für ein neues Heim Kaltenbach als am geeignetsten bewertet.
In Sachen Mobilität wurde in Kooperation mit dem Ökomodell Achental ein Carsharing-Projekt auf den Weg gebracht. Das Fahrzeug mit Standort am Rathausplatz ist über eine App kostengünstig buchbar. Für einen Rufbus hat sich die Gemeinde aus Kostengründen nicht anfreunden können.
Für die Zukunft vorantreiben will die Gemeinde die regionale Energieversorgung, die Beteiligung an einer gemeinsamen Wärmeplanung, Hochwasserschutzmaßnahmen in Ober- und Unterwössen sowie Brem, die sanierungsbedürftige Achentalbrücke und Reparaturmaßnahmen im Straßen- und Kanalnetz.
Das Fazit des Bürgermeisters: „Wir haben in den letzten zehn Jahren durchschnittlich zwischen 2,5 und drei Millionen pro Jahr für die Infrastruktur ausgeben können. Für eine relativ kleine Gemeinde ist das ein sehr guter Betrag. Zeitgleich war es uns möglich, Kredite zu tilgen und Rücklagen aufzubauen. Dies scheint auch 2024 möglich zu sein.
In der anschließenden Diskussion zeigten einige Bürger ihr Missfallen über zunehmende Leerstände von Geschäften an der Hauptstraße. Sie befürchten eine „Verödung des Ortes“. Der Bürgermeister wies auf den Privatbesitz der Immobilien hin. Bei den planerischen Schritten könne man als Gemeinde lediglich an eine gewerbliche Nutzung appellieren.
Ein Dorn im Auge waren einigen Bürgern die zunehmenden Hunde-Hinterlassenschaften. Sie baten um mehr Abfallstationen und um mehr Aufklärung unter den Hundebesitzern. Gewünscht wurden zudem mehr Verkehrskontrollen, die bessere Kenntlichmachung von Tempo-30-Zonen und mehr Wertschätzung gegenüber den Radlfahrern.
Eine weitere Anregung zielte auf mehr Unterstände an den Bushaltestellen, damit die Nutzer nicht den Unbillen des Wetters ausgesetzt sind.