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Wössner Gemeindezeitung Amtliches Bekanntmachungsorgan der Gemeinde Unterwössen
Ausgabe 25/2024
Aus dem Rathaus
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Unterwössen: Bürgerversammlung mit Blick auf Fortschritte und Herausforderungen

Unterwössen. In der diesjährigen Bürgerversammlung in der Achentalhalle zog Bürgermeister Ludwig Entfellner eine umfassende Bilanz des vergangenen Jahres und beleuchtete kommende Herausforderungen für die Gemeinde. Themen wie Infrastruktur, Bildung, Umwelt und Wasserversorgung standen im Fokus. Zugleich überraschte Entfellner die Zuhörer in der gut besuchten Achentalhalle mit seiner Ankündigung, im März 2026 nicht mehr als Bürgermeister zu kandidieren. „Es ist Zeit für den ‚Unruhestand‘ und für neue Kräfte, die die Zukunft gestalten“, erklärte er.

Der Bürgermeister beschrieb die Situation bayerischer Kommunen als zunehmend herausfordernd. „Angesichts knapper Kassen werden die Spielräume für Investitionen immer enger.“ Dennoch konnte er auf zahlreiche Erfolge verweisen, insbesondere bei Infrastrukturmaßnahmen. In Kruchenhausen ist der Langackerweg als Erschließungsstraße geplant. Die Bauarbeiten beginnen 2025.

Ebenfalls im Fokus steht die Hadergasse, deren Wasserleitungen derzeit saniert werden. In den nächsten Jahren wird der Straßenbelag erneuert. Am Ortseingang Oberwössen-Brem senkte die Gemeinde Gehwege ab und pflasterte sie neu. „Der Bereich zwischen Feuerwehrhaus und Kirche soll mithilfe von Städtebaufördermitteln aufgewertet werden“, kündigte Entfellner Pläne an. Die Ausgestaltung hängt aber sehr von den finanziellen Rahmenbedingungen ab.

„Mit einem neuen Steig über der Burgau ist eine neue, sichere Verbindung zwischen den beliebten Wanderzielen Rechenberg- und Feldlahnalm entstanden“, betonte der Bürgermeister. Der Steig wird 2024 weiter ausgebaut. Der Oberwössner Verkehrsverein fördert mit einer Spende, Radler haben Hand- und Spanndienste zugesagt. Die mit dem Forst ergänzten Parkflächen am Wanderparkplatz im Hammerergraben mindern den ‚Parkdruck auf den Anliegerstraßen‘ deutlich, empfindet der Bürgermeister.

Ein großes Zukunftsprojekt bleibt der Hochwasserschutz in Oberwössen. Der erste Bauabschnitt umfasst Bauwerke und Rechen am Maserergraben, E-Werk und Alpschlechtgraben. „Die baufachliche Prüfung der Maßnahmen ist fast abgeschlossen“, erklärte Entfellner. Wenn nun in 2025 das Plangenehmigungsverfahren anstehe, spreche das dafür, „dass die Regierung die Maßnahmen fest einplant.“ Von den erforderlichen 2,7 Millionen Euro trägt die Gemeinde 900.000 Euro. Diese Investitionen seien notwendig, um die Sicherheit und Infrastruktur der Gemeinde zu sichern.

Im Bildungsbereich begrüßte der Bürgermeister die offene Ganztagsschule im neuen Anbau an die Turnhalle. Das neue Gebäude bietet Platz für Schüler von der 1. bis zur 4. Klasse und ist direkt an Turnhalle und Freiflächen angebunden. „Es ist ein lichtdurchflutetes und modernes Gebäude, das den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht wird“, erklärte der Bürgermeister. Für 2025 steht der Umbau der ehemaligen Mittagsbetreuung zu einer OGTS für die Klassen 5 bis 9 an. Der Kindergarten St. Martin wird derzeit saniert und erweitert, um Platz für eine vierte Gruppe zu schaffen. „Die Investitionen von 1,8 Millionen Euro sind gut angelegt, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden“, so Entfellner.

Ein großer Erfolg war die gemeinsame Sanierung der Achenbrücke nach Raiten durch die Nachbargemeinden Schleching und Unterwössen. Gemeinsam wurden Geh- und Radweg geschaffen, die Fahrbahn erneuert. Auf Unterwössner Seite schloss die Gemeinde einen neuen Gehweg über den Achenbichl an, der die Fußgängersicherheit verbessert. „Das macht die Einfahrt in den Ort einladender und sicherer“, lobte der Bürgermeister.

Auch im Bereich Nachhaltigkeit setzte Unterwössen Akzente. Die Auszeichnung „Flächenbewusste Kommune“ würdigt die Bemühungen der Gemeinde, den Flächenverbrauch zu reduzieren und innovative Konzepte umzusetzen. Zudem ist Unterwössen Teil der Bürger-Energiegenossenschaft NEA, die interkommunale Projekte wie eine Freiflächen-Photovoltaikanlage in Übersee plant. „Energieversorgung sollte regional und gemeinschaftlich gedacht werden“, betonte Entfellner. Fortschritte gab es auch beim Glasfaserausbau: Die Firma Avacomm bietet bei Vertragsabschluss bis Februar 2025 kostenlose Hausanschlüsse an. „Das ist eine große Chance für unsere Bürger“, erklärte der Bürgermeister.

In der anschließenden Diskussion kritisierte Tanja Fuchs, Vertreterin des unabhängigen Fußgängerschutzvereins „Fuß e.V.“, dass parkende Autos im Ort oft Fußgänger behindern. Verwaltungsleiter Thomas Müllinger bedauerte, dass nicht überall gleichzeitig Lösungen wie bei der Neugestaltung der Ortseingänge umzusetzen sind. Er rief zu Rücksichtnahme im Verkehr auf.

Sepp Auer, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Marquartstein, schlug Wegepaten für die ortsnahen Wege vor, die dortige Schäden melden. Er regte auch an, Parkgebühren einzuführen, um den Druck auf Wanderparkplätze zu mindern. Entfellner sieht angesichts der Situationen an Wanderwochenenden seine bisherige Zurückhaltung zu diesem Thema bröckeln. Doch Verwaltungsleiter Müllinger spricht einige Herausforderungen an. Parkgebühren in Unterwössen würden den Parkdruck in den Nachbargemeinden erhöhen. Auch Einheimische und Bürger würden zur Kasse gebeten. Mit Parkgebühren erhöhe sich die Tendenz zum Wildparken.

Dr. Jürgen Menge wünschte sich mehr Bürgerbeteiligung und häufigere Informationsveranstaltungen. Der Bürgermeister zeigte sich skeptisch: „Ich habe da bittere Erfahrungen gemacht.“ Von den Bürgern geplante Projekte und Ideen verdrängten oft die Sachkunde von Gemeinderat und Fachleuten. „Projekte könnten nur im Zusammenspiel von Bürgern, Fachleuten und Gemeinderat erfolgreich sein.“ Seine Lösung für den Bürger: Entfellner empfiehlt, sich in Vereinen, politischen Parteien und im Gemeinderat zu engagieren. Der Bürgermeister stellte jedoch in Aussicht: „Aber wenn sich zukünftig einmal ein großes Thema anbietet, werden wir es vielleicht auch machen.“

Zum Abschluss der Versammlung dankte Entfellner den ehrenamtlich Engagierten, besonders den Freiwilligen Feuerwehren. An das Ende des Abends setzte der Bürgermeister - jetzt 11 Jahre im Amt - seine Ankündigung, in 2026 nicht mehr für das Bürgermeisteramt zu kandidieren.

Insgesamt verlief die Versammlung sehr harmonisch. Die Zuhörer hörten konzentriert zu, zeigten sich später angetan über den Bericht und die dargestellten Themen. In den Wortbeiträgen wurden die Argumente sachlich und ruhig ausgetauscht.

fg